Unwörter, Eindeutschungen und andere fragwürdige Phänomene

Es geht hier nicht darum, das Gehirn nicht zu benutzen, weil man irgendwie dumm ist. Es geht darum, das Gehirn nicht benutzen zu müssen, da die Entscheidung alternativlos ist/auf der Hand liegt/einen förmlich anschreit (um mal andere Analoga zu verwenden ;))
Und warum muss man einen Anglizismus draus machen?
 
Fragwürdige Phänomene, so etwas wie tatsächlich?
"Wo wohnst du?
-Ich wohne tatsächlich in Köln."
W T F? :ugly:

Wenn vorher über Köln abgelästert wurde, finde ich das sehr passend :ugly:
Oder wenn Stadt XyZ vorher im Gespräch war, ohne dass die dortige Sesshaftigkeit der betreffenden Person bekannt war. Aber klar, Kontext ist wichtig.


Oder das in Foren immer häufiger zu findende "jemand eine Idee"?
"ein Ticken"?

Das (Hilfs-)Verb weglassen finde ich bei einem nachgeschobenen „Hat jemand eine Idee?“ nicht schlimm. Das hat beinahe den Charakter eines feststehenden Ausdrucks/einer Redewendung.

Was stört dich am „Ticken“? ( :ugly: )
„Mit höherem RAM-Takt könnte man aus dem System noch einen Ticken mehr Leistung herausquetschen“. Zumindest mir ist „ein(en) Ticken“ schon seit gefühlt ewigen Zeiten als umgangssprachliches Äquivalent zu „ein Bisschen“ oder „eine Kleinigkeit“ bekannt.

Ausgeschrieben tippt man sich dabei oder auch bei wenn ich mich recht erinnere halt die Finger wund also kürzt man das mal ab.
„wenn ich mich recht erinnere“ wäre „AFAIR“, „AFAIK“ ist „as far as I know“, also „soweit ich weiß“.

Was mich häufig stört: der meiner Wahrnehmung nach zunehmende Gebrauch von „erinnern + Akkusativ“, also bspw. „Ich erinnere den Vorfall noch ganz genau!“. Anscheinend halten viele Menschen das für eine besonders eloquente, bildungsbürgerliche Ausdrucksweise. Dabei ist es laut Duden zwar nicht komplett falsch, aber eigentlich nur norddeutsches Lokalkolorit.
 
„wenn ich mich recht erinnere“
das ist IIRC (if i remember correctly)

also bspw. „Ich erinnere den Vorfall noch ganz genau!“
Das klingt auch wieder wie direkt aus dem Englischen übernommen.
Oder man geht gar nicht drauf ein. :ka:
Ja, man kann theoretisch auch 50% der Wörter abschaffen und alles irgendwie umschreiben :) Es hat aber auch seinen Grund, warum man gerne griffige Phrasen oder Einzelwörter für viele Dinge hat.
 
Was stört dich am „Ticken“? ( :ugly: )
„Mit höherem RAM-Takt könnte man aus dem System noch einen Ticken mehr Leistung herausquetschen“. Zumindest mir ist „ein(en) Ticken“ schon seit gefühlt ewigen Zeiten als umgangssprachliches Äquivalent zu „ein Bisschen“ oder „eine Kleinigkeit“ bekannt.
Ne das geht garnicht.
Das heißt nen Muck oder nen Tacken mehr.
 
Hier noch ein nettes Lied über Abkürzungen:

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:D
 
Die Gebrüder Grimm versuchten auch, das überhand nehmende Französische aus der Sprache zu drängen mit solchen gewagten Kreationen wie "Geldbörse" oder "Gesichtserker" ihr Wörterbuch zu füllen. Wie schrieben sie selber im Vorwort: "....Dieser ausländerei und sprachmengung soll das Wörterbuch keinen Vorschub, sondern will ihr allen redlichen abbruch thun. ...."

Gleichzeitig aber warnte Jacob auch vor übertriebenem Purismus als » ... a b w e g e ..., auf welche von unberufenen sprachreinigern gelenkt worden ist. ...« Jacob Grimm hält vielmehr ein Plädoyer für einen offenen, vor allem aber an der Geschichte orientierten Gebrauch und lehnt ein Verbot längst eingeführter Fremdwörter ab.

In diesem Sinne, nutzen wir die wunderbare Vielfalt europäischer Sprachen und erlauben wir uns hin und wieder, wenn es für bestimmte Ausdrücke keine deutschen Äquivalente gibt, auch mal etwas neues.
 
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