AW: Tesla S: Erster tödlicher Unfall mit Autopilot in Florida
Teslas Aktie hat dadurch auch nen kurzen Fall nach unten gemacht. Unverdient.
Sie stellen einem ein so gutes Feature zur Verfügung und so wird einem gedankt bzw. so wird es durch den Verbraucher genutzt.
Gut gemacht.
Die Aktie verdankt ihre vorherige Höhe der "fortschrittlichen" Technik, die Tesla nachgesagt wird - so gesehen also eher eine Korrektur nicht gerechtfertigter Erwartungen, wie so vieles an der Börse.
Denn der allergrößte Anteil von Unfällen geht auf den Menschen als Unsicherheitsfaktor Nr1 zurück: Unaufmerksamkeit, Müdigkeit, Risikobereitschaft, langsame Reaktionen, Fahren unter Drogeneinfluss, falsche Entscheidungen etc. Alles Eigenschaften die Menschen mit sich bringen, Maschinen aber nicht.
Und alles Eigenschaften, die Menschen nur bedingt zur Überwachung von nicht Notfall-sicheren Systemen geeignet machen, insbesondere da die Parameter Unaufmerskamkeit, Müdigkeit, langsame Reaktionen, falsche Entscheidungen und Bereitschaft zum Fahren unter Drogeneinfluss durch den vermeintlich reduzierten Bedarf an menschlicher Einflussnahme drastisch gesteigert werden. Und zur "Risikobereitschaft" finden sich bekanntermaßen genug Videos auf Youtube, die beweisen wie freizügig die in Teslas ausgelebt wird - dieser Parameter wird sich erst bessern, wenn wir perfekte Systeme und vollautonome Autos ohne Lenkrad haben. Bis dahin ist alles, was es einem ermöglicht die Hände vom Lenkrad zu nehmen, aber zugleich jede Sekunde volle Übernahmebereitschaft verlangt, kein Gewinn für die Verkehrssicherheit.
Achja nur am Rande: Bei dem Unfallvideo sieht man klar das der LKW von Links überholt und knapp vor dem Auto einschert. Auch ohne Autopilot kann es bei sowas schnell krachen. Natürlich erwarte ich aber gerade bei sowas von der Technik, das sie den LKW neben mir erkennt und entsprechend reagiert.
Guck dir das Video noch einmal genau an. Der LKW ist von Anfang an
vor dem Teslafahrer und überholt demnach nicht. Im Gegenteil: Der Tesla Autopilot fährt auf der rechten Spur schneller, als der LKW weiter links (in den USA erlaubt) und gerät so überhaupt erst neben den LKW. Leider kann man im Video nicht sehen, wann genau der LKW nach der Zusammenführung beider Straßen mit dem Spurwechsel beginnt - aber rein vom Timing her dürfte der Tesla beim ersten von zwei Spurwechseln sogar im toten Winkel gewesen sein. Der Grundfehler liegt also vermutlich darin, dass der LKW-Fahrer beide Spuren in einem Zug gewechselt und zwischendurch nicht den Rückspiegel auf etwaige Rechtsüberholer kontrolliert hat. Umgekehrt hätte aber auch jeder menschliche Fahrer dieses Verhalten (ursprünglich rechts fahrender LKW wechselt nach hinzukommen von zwei weiteren Spuren auf die jetzt rechte und bleibt nicht auf der zweiten von rechts) vorhersehen und seine Geschwindigkeit geringfügig anpassen können - anstatt in der letzten Minute auszuweichen, wie das Teslasystem dass hier keinerlei Verständnis von Verkehrsfluss zeigt, sondern Stumpf auf Reize in seiner unmittelbaren Umgebung reagiert.
Der Punkt ist, solange es noch Autos gibt, die nicht autonom fahren (und das sind fast alle), möchte ich nicht drauf vertrauen müssen, dass die Systeme richtig auf menschliche Fehler oder Hindernisse reagieren oder sie überhaupt erkennen.
Der Verkehr, so wie er aktuell ist, ist nicht darauf ausgelegt, mit autonomen Autos zu funktionieren. Die Fehlerquellen sind einfach zu vielseitig und komplex, als dass wir Menschen das ganze zuverlässig in Software lösen könnten. Das funktioniert vielleicht in 100 Jahren, wenn wir KI entwickelt haben, die man bis ins unendliche trainieren kann.
Erst wenn der GESAMTE Verkehr autonom fährt, kann auf Abweichungen und Fehler reagiert werden. ALLES muss vernetzt sein, sonst funktioniert es nicht. Das System muss auch dann sicher sein, wenn ein Softwarefehler für unregelmäßigkeiten im Straßennetz sorgt, weil jede Abweichung und jeder Fehler sofort registriert und gemeldet werden kann.
Die vielseitigsten und komplexesten Gefahren im Straßenverkehr sind überhaupt nicht Teil desselben - von daher ist dies keine Auslegungssache, sondern unveränderlich. Fahrer, egal ob Mensch oder autonome Software, müssen auf unvorhergesehenes reagieren können. Da kann nicht einmal die viel herbeigeredete Vernetzung etwas dran ändern - oder soll sich auf jedem Stück Glatteis erst einmal ein Unfall ereignen, bevor nachfolgende Fahrzeuge mit angemessener Geschwindigkeit fahren?
Also wenn ich das so überschlage und die Tatsache bedenke das einer Maschine immer weiter lernen kann, wogegen jeder Mensch von 0 anfängt ... Dazu noch die persönlich Erfahrung als langjähriger Beifahrer. Hmm, dann überlasse ich mein Leben lieber dem Tesla ...
Jeder Mensch mag bei 0 anfangen - aber im Alter von 0 Jahren. Bis er das erste Mal im Auto sitzt, hat er schon sehr viel über Physik und menschliches Verhalten gelernt und vor allem ist er in der Lage, seine Umgebung zu erkennen.
In diesen Punkten wird ein Tesla von den meisten Säuglingen geschlagen. (und in der Fahrzeugkontrolle dürften 4 jährige mit Videospielerfahrung gut mithalten können. Einzig bei Emotionalität und Zuverlässigkeit hat Tesla einen Vorteil gegenüber zahlreichen Personen, die weit davon entfernt sind, auch nur ein Fahrrad im Straßenverkehr bewegen zu dürfen)
Ich finde so einen Halb-Autopilot nicht sinnvoll. Es verleitet dazu die Hände vom Lenkrad zu nehmen und sich ablenken zu lassen.
Im Endeffekt ist das Fahren bei entspanntem Verkehrsfluss noch entspannter aber kritische Situationen sind noch kritischer? Will ich nicht haben.
/sign!
Unter den Bedingungen, unter denen Tesla & Co eine scheinbar tolle Sicherheitsbilanz vorweisen, braucht niemand eine Unterstützung aus Sicherheitsgründen - sondern allenfalls um sich anderer Dinge zu widmen, aber genau das ist im Tesla zwar möglich aber hochriskant. In den bereits heute riskanten Situationen muss man dagegen so oder so selber fahren. (Abwarten, wenn jemand eine Statistik veröffentlicht, dass Teslas in nicht-autonomen Nutzungsphasen ein vielfach höheres Unfallrisiko haben
)