AW: NATO 2%-Ziel: Was zählt eigentlich?
Pazifistengewäsch
Es gibt durchaus gute Gründe Kriege zu führen, aber man sollte es sich sehr gut überlegen, das würde 9/10 Kriegen verhindern. Clausewitz hat ja ein sehr gutes Werk geschrieben.
Clausewitz hat auch geschrieben, wie man seinen Acker mit dem Säbel in der Hand verteidigt. Die Waffen des 20. Jhd. und vor allem die Werteentwicklung seit der Mitte des 20. Jhd. haben die Maßstäbe grundsätzlich verschoben. Wo früher 50 bis 80% des Wertes eines Landes in seinem eroberbaren, mit damaligen Mitteln kaum zerstörbaren Boden steckten, gehen heute 50 bis 80% der Assets allein durch die Tatsache verloren, dass Krieg ist. Und der Rest folgt fast vollständig, wenn der Krieg zum totalen ausartet, was nahezu alle großen Kriege der letzten Jahrzehnte gemacht haben. Guck dir Syrien an, wo nicht einmal ein wirklich internationaler Krieg tobt und eigentlich alle Parteien bemüht sein sollten, ihr Eigentum zu schützen und das gerade zu erobernde möglichst intakt zu lassen. Trotzdem sind weite Teile eines Landes, das vor dem Krieg zur aufstrebenden zweiten Welt gehörte und vielen Belangen auf Augenhöhe mit dem damals noch ernsthaften EU-Beitrittskandidaten Türkei agierte (auf rein materieller Ebene locker mit einigen jüngeren EU-Staaten mithalten könnte), heute ein wertloser Schutthaufen, aus dem die Leute in nordafrikanische Wüsten fliehen.
Rohstoffe kann man gewinnen. Äcker kann man gewinnen. Bei Low-Tech-Fabriken wirds schon schwierig, und Hochtechnologie, Know-How, tertiärer Sektor, Lebensqualität, etc. sind schlichtweg nicht eroberbar. Nachdem der Nationalismus glücklicherweise etwas zurückgedrängt wurde, sind selbst Spitzenkräfte (siehe Paper Clip) keine wertvolle Kriegsbeute mehr, sondern können viel einfacher auf zivilem Wege abgeworben werden. All diese Dinge sind aber sehr leicht, nahezu unvermeidbar durch Kriege zerstörbar. Und deswegen können moderne Industrienationen keinen Krieg gegeneinander führen, ohne von vorneherein verloren zu haben.
@ruyven_maracan so, diese Länder haben also offenen Krieg gegen das Territorium einer Atommacht geführt ? Nein, haben sie alle nicht.
Bei Israel war damals nicht bekannt das sie eine sind, das kam erst später raus.
Sie hatten seit 2,5 Jahrzehnten das Ziel, Atommacht zu werden, seit zwei Jahrzehnten ein Atomprogramm, das weit genug fortgeschritten war, um ein Jahrzehnt vorher die Aufkündigung der Zusammenarbeit durch Partner zu rechtfertigen, sie hatten nukleartaugliche Kampfbomber und Kurzstreckenraketen, deren Name und Stückzahl eindeutig gegen ein taktisches, konventionelles System sprachen. Ich will nicht sagen, dass die ägyptischen und syrischen Militärs damals höchste Kompetenz bewiesen haben, aber so blöd waren sie definitiv nicht, dass sie glaubten einen ausschließlich konventionell bewaffneten Staat anzugreifen. Quellen, deren Brauchbarkeit ich allerdings nicht verifizieren konnten, sprechen sogar davon, dass die UdSSR Ägypten offiziell über die Bereitmachung der israelischen Waffen kurz nach Beginn des Krieges informierten (
"While the USSR did inform Egypt that Israel had armed three nuclear weapons). Wohlgemerkt: Die Bereitmachung. Nicht die Existenz. Die war zumindest für die Großmächte und mutmaßlich auch deren engere Verbündete (also z.B. Ägypten) schon lange bekannt.
Bei Großbritannien wurde nur ein Überseegebiet angegriffen, oder glaubst du wirklich sie hätten das Vereinigte Königreich selbst angegriffen
?
Sie haben das von den britischen Streitkräfte aka die-mit-den-Atomwaffen verteidigtes Territorium angegriffen. Und die britische Antwort war nun wirklich kein "ach, ist ja nur ein Überseegebiet"...
Wo hat China eine Atommacht angegriffen? Nie. Außer du meinst...
Laut Wiki in der Nähe von 46° 29′ 8″ N, 133° 50′ 40″ O 46° 29′ 8″ N, 133° 50′ 40″ O. Außer du meinst die UdSSR wäre kein Atommacht gewesen oder glaubst, es hätte in der zweiten Hälfte des 20.Jhd. nur zwei große Interessensgruppierungen in der Welt gegeben, die sich untereinander immer ganz doll lieb hatten.
Nein es würde nicht unbedingt das UK oder Frankreich treffen, extrem abhängig von der Windrichtung und auch so ist es nicht so als ob die Radioaktiven Winde alles vernichten, siehe Chernobyl, außer dem Reaktorgebiet selbst ist nichts mehr sonderlich stark verstrahlt und in anderen Gebieten sind auch keine 100.000 als dessen Folge umgekommen.
Guck dir die Entfernung zwischen Tschernobyl und Deutschland, wo bis heute die Nutzbarkeit einiger Flächen zu Ernährungszwecken bis heute beeinträchtigt ist, und die Entfernung zwischen Deutschland und Frankreich an und verrate mir doch bitte, wo genau in Deutschland du Atomwaffen einsetzen willst, so dass England und Frankreich einfach weggucken. "Auf Rügen, aber bitte nur wenn für die nächsten zwei Wochen stabile Westwinde garantiert sind"? So funktioniert Krieg nicht.
Hätte Japan zu dem Zeitpunkt Atomwaffen besessen und hätte man zu der Zeit über die Auswirkungen der Strahlung bescheid gewusst, hätte die USA niemals Atomwaffen eingesetzt.
Zum Zeitpunkt des Abwurfs war es einfach nur ne Bombe mit großer Sprengkraft, über die Radioaktivität hat sich niemand Gedanken gemacht.
Über die Radioaktivtät wurden sich reichlich Gedanken gemacht (es sind genug Forscher bei der Entwicklung daran gestorben), nicht umsonst wurden schon damals und auch in Folge reichlich Untersuchungen zu deren Folgen gemacht. Im Vergleich zu heute war das Problembewusstsein eben wegen ausstehender Untersuchungen, vielleicht um den Faktor 10 geringer, aber die wussten genau, dass sie sehr großen, lang anhaltenden Schaden anrichten werden. Nicht ohne Grund wurden bewusst Zielgebiete mit einfacher, ziviler Bebauung ausgewählt und nicht ohne Grund waren es zwei Abwürfe.
Japan hatte umgekehrt schon Monate vorher die Fähigkeiten zu Luftoperationen verloren, die US-Küsten waren seit Jahren weit außer Reichweite. Eine japanische Atomwaffe hätte mangels Trägervehikel keinerlei Unterschied für die US-Entscheidung gemacht.
Gehts hier um die 2% oder um WWII in Japan?
Ich freu mich über jeden, der was zu den 2% beiträgen könnte. Aber NATO-Politik zu diskutieren ohne die militärische Lage am Ende des zweiten Welt- / Anfang des kalten Krieges anzusprechen, ist fast unmöglich.