ITler Martin sollte sich mal über Remote-Desktop informieren. Home Office braucht einen Arbeitsplatzstream - das wars. (Nicht zu verwechseln mit Selbstständigkeit. Wenn man große Datenmengen vom Kunden online beziehen und bearbeiten will, dann kann einiges zusammenkommen. Aber wie viele freischaffende Online-Videoeditoren haben wir bitte, dass wir jede Wohnung auf diese Berufsbild vorbereiten müssen?)
Das Problem ist doch, dass hier Leute am Hebel sitzen, die keine Ahnung haben was der Hebel tatsächlich macht.
Zum Glück gibt es ja Experten der Lobby die sie durch das Neuland navigieren.
Nö, das Problem liegt eine Ebene tiefer, bei den Leuten die wirklich am längsten Hebel sitzen:
Den Wählern.
Die geben ihre Stimme nämlich seit Jahren demjenigen, der die nebulösten Versprechen macht, in die man das meiste hinein interpretieren kann. Purem Wunschdenken also. Konkrete Pläne werden weder gefordert noch wird deren Existenz überhaupt beachtet - wenn die Union ein konkretes "Baukindergeld" in den Koalitionsvertrag schreibt, dass ausschließlich denen nützt, die sich beruflich auf Jahrzehnte an eine Gegend binden können und die genug Kohle haben, um 90% eines Hauses zu finanzieren, während die SPD nur ein unklare, höchstwahrscheinlich unwirksame "Verschärfung der Mietpreisbremse" fordert, dann wird am Ende trotzdem die breite Masse der Mieter so tun, als hätte diese Regierung etwas für sie getan und werden ihr wieder ihre Stimme geben. (Wenn sie nicht irgend ein Populist davon ablenkt)
Das heißt aber nicht, dass die Politiker nicht genau wüssten, was es bräuchte, um Ziel X zu erreichen. Die Antwort beinhaltet in vielen Fällen aber "viel Kohle und Einschnitte an anderer Stelle", weswegen ein Politiker immer vermeiden wird, Projekte für Märchenhörige umzusetzen, die er auch mit schönen Reden auf seine Seite ziehen kann. An anderer Stelle (z.B. in der Wirtschaft) sitzen nämlich jede Menge Leute die sehr wohl nachzählen können und die sich von Reden nicht beeindrucken lassen. Denen man Fakten liefern muss. Und da man sich nur einmal Fakten leisten kann, haben die Interessen dieser Minderheit dann Priorität bei der Umsetzung.
Ja du sagst es, es sind eben nur versprechen. Wahlversprechen, irgendwelche Abmachungen in Koalitionsverhandlungen. Da ist nichts rechtlich bindend. Die können uns das Blaue vom Himmel erzählen, können A sagen und B machen, ohne große Konsequenz. Es wäre ja so einfach. Man müsste nur mal vernünftig mit dem Geld umgehen und die richtigen, kompetenten Leute einsetzen. Aber wie es halt so ist werden Ministerposten parteistrategisch besetzt, etwa von der Leyen als Verteidigungsministerin. Und der Staat geht mit unserem Steuergeld um wie ein Kind reicher Eltern.
Siehe oben: Mit Kompetenz und Kindlichkeit hat das nichts zu tun, im Gegenteil. Minister sind keine Fachkräfte, sondern Manager - und sie versuchen jeden so gut es geht über den Tisch zu ziehen, um an anderer Stelle Spielräume zu schaffen. Und es gibt Leute, die sich sehr leicht über den Tisch ziehen lassen: Ein Großteil der Wähler. Und deswegen gehen sie mit dem Geld um die Eltern von Kinder reicher Eltern - sie investieren das Geld in andere Leute, die schon mit viel Geld hantieren, weil sich das lohnt (für die Reichen, für die Politiker, stellenweise sogar für das Gesamtsystem Deutschland - aber nicht für die Mehrheit der Bevölkerung). Aber durchaus bewusst. Selbst wenn z.B. die Kosten für Projekt X auf einmal auf das doppelte oder dreifache ansteigen, dürfte das im seltensten Fall jemanden überraschen - es gibt immer genug kompetente Leute auch in Hörweite der Entscheidungsträger, die das vorhersagen. Aber ein über 10 Jahre und damit drei Legislaturperioden laufendes Projekt ist halt viel leichter zu initiieren, wenn in der ersten Legislaturperiode nur ein Drittel der Kosten auf der Rechnung steht. Später muss man dann halt entweder selbst "leider, leider, aus unvorsehbaren Gründen" nachschießen oder kann die politische Gegenseite an den Pranger stellen, weil "denen" die Kosten aus dem Ruder laufen. Hätte man dagegen gleich am Anfang z.B. einen schlüsselfertigen Flughafen geordert, hätte das a) verdammt teuer ausgesehen und b) hätte möglicherweise ein Konkurrent das Lob für dessen Fertigstellung eingeheimst, nachdem man selbst wegen der Entrüstung über den Startpreis (=Endpreis) die Wiederwahl verpasst hat.
Fazit: Glaube nie einem Politiker ein Ziel, der nicht auch einen Weg dahin mitbringt. Und wenn ein Politiker irgendwo scheinbar nebenbei etwas verdächtig komplexes erarbeitet, dann prüfe genau was für ein Weg das ist, auch wenn niemand groß vom zugehörigen Ziel spricht. Sonst hat man am Ende private Autobahnen, Ausstiege von Ausstiegen von Ausstiegen, Skandale um Nicht-Grenzwerte,...
100 Mbit/s reichen vielleicht die nächsten fünf Jahre für den Ottonormalbürger aus, aber man muss weiter denken als nur die nächsten fünf Jahre.
Kaufst du deine Computer auch immer für "in 10 Jahren"? Gerade im IT-Bereich ist zweimal kaufen oft doch billiger.
Man sieht heute schon, dass Streamingdienste immer beliebter werden und das klassische Fernsehen ablösen. Dieser Trend wird sich in Zukunft sehr wahrscheinlich noch ausweiten.
Was soll sich da ausweiten? Wir streamen heute 4 K über 16 MBit/s. Willst du in Zukunft viermal 8K streamen? Die meisten deutschen haben nur zwei Augen und sehen schon den Sinn von UHD kaum ein. Ganz abgesehen davon ist es nicht Aufgabe des deutschen Staates, die Geschäftsgrundlage von Netflix zu finanzieren.
Es sind aber vor allem auch Firmen, die zunehmend auf Breitbandinternet angewiesen sind und durch die teils schlechte Anbindung einen echten Wettbewerbsnachteil haben.
Wer nicht in großem Umfange Online-Content produziert, braucht keine dicke Leitung. Was Bandbreite verschlinkt sind Online-Angebote, aber diese werden von wenigen Rechenzentren ausgeliefert, die an entsprechenden Knotenpunkten emporwachsen. Da braucht nicht jeder Laden eine 10-GBit-Leitung.