ich denke das ist so ein Emotionales Thema weil einige sicher von der Qualität der Leitungen schon mehr als einmal enttäuscht wurden. Auch gebe ich dir absolut recht das der Bedarf des Durchschnittspielers sicher höher ist als bei den meisten Gewerben und Menschen.
Ich denke jeder der mal bissl seinen Traffic verfolgt hat weiß was ich meine
Das hängt selbst unter Gamern stark von der Art der gespielten Titel und der Bezugsquelle ab. Wer kurze AAA-Single-Player-Shooter bevorzugt und bei Steam jeden Download mitnimmt, verursacht ordentlich Traffic, genauso die Fans einiger Multiplayer-Titel die gefühlt wöchentlich updaten und jedesmal den halben Client austauschen. Ich dagegen zocke zum Beispiel gerne Rundenstrategie, WiSim und Rollenspiele; werfe auch mal einen Blick auf Indie-Titel oder Klassiker. Da haben viele Spiele unter 10 GB Größe, teilweise unter 1 GB und machen trotzdem wochen-, teilweise monatelang Spaß. Blockbuster wie Witcher 3 gehen natürlich in den deutlich zweistelligen Bereich, man ist dann aber auch schnell ein Quartal damit beschäftigt. Im Schnitt komme ich privat auf vielleicht 10, maximal 20 GB Spiele-Downloads im Monat. Da ich fast ausschließlich bei GoG kaufe, habe ich zudem nie Probleme mit Zwangsupdates, die verhindern, dass ich
jetzt spielen kann und wenn ich einen neuen Titel vom Pile of Shame auf den Rechner ziehe, denke ich halt 1-2 Tage vorher dran, sodass der größere initiale Download nebenbei erfolgt.
Mit so einem Nutzungsverhalten fühlte ich mich nicht mal bei der 16-MBit/s-Leitung eingeschränkt, die ich bis vor 3-4 Jahren noch hatte. Zugegeben: Ich stamme auch aus einer Zeit, als File-Sharing-Netzwerke ein Industrien-bedrohendes Problem waren. Wer nur nebenbei lud und kein 24/7 laufendes System hatte, gab zur Jahrtauswende Download-Zeiten in Wochen an – und konnte dann direkt von vorne anfangen, weil der falsche Film/das falsche Spiel im Archiv war. Heute schmelzen die Schneeflöckchen schon, wenn sie Battlefield-Abstürze nicht am Launch-Abend nachspielen können.
Der Großteil der Internettransfers an Privatpersonen entfällt aber längst auf Video-Streaming. Ich weiß nicht, wie belastbar die Messmethoden sind, aber bei Anteilsangaben von bis zu 80 Prozent (= viermal mehr als
alle anderen Nutzungsformen zusammengenommen) braucht man über Messfehler nicht nachzudenken. Der Wechsel von "Millionen schauen das gleiche, das gerade läuft, über ein Kabel/eine Antenne" zu "Millionen schauen das gleiche, das gerade von Netflix vorgestellt wurde, über Millionen getrennter Internetanschlüsse, bevorzugt Glasfasern" hat die Forderungen nach schnellem Internet deutlich schneller wachsen lassen als die Bereitschaft, für den Ausbau zu zahlen.
Die Welt ist auch schneller geworden, auch oder unter anderem dank der Digitalisierung. Und das Telefon wurde wann erfunden bzw. die flächendeckende Telefon Infrastruktur? 1840 oder so? Dagegen war die Verbreitung bis jeder Radio und TV hatte weit aus schneller. Wer brauchte früher schon eine Telefonleitung Zuhause, aber alle wollten Radio/TV. Nun ist der Bedarf an (schnellem) Internet eben da und wird nicht weniger, eben auch wegen der Digitalisierung. Man kann sich nun fragen, ist der Ausbau zu spät gekommen weil man lieber in ISDN und ADSL investiert hat und die "Zukunft" schlicht nicht gesehen hat?
Das Problem sehe ich eher, dass man jetzt für Glasfaser investieren muss die dann evtl. erst in 20 oder 30 Jahren wirklich benötigt wird. Die Frage für mich ist ob es parallel eine Entwicklung gibt welche die fehlende Glasfaser kompensiert oder sogar ersetzen kann. Beim Handy Netz sind wir aktuell bei 5G, aber wer weis was da in 20 Jahren möglich ist was Geschwindigkeit UND Stabilität angeht. Evtl. benötigt man gar keine Glasfaser mehr in 20 Jahren und die Geräte kommunizieren - wenn man möchte - direkt mit dem Handy Netz über eine neue Art Vertrag. Aber auch Dinge wie Starlink sind interessant, gerade für wirklich abgelegene Gebiete wo Glasfaser nur unter erschwerten oder nicht wirtschaftlichen Bedingungen verlegt werden kann, sowie keine schnelle Handy Antenne in der Nähe ist.
In diese Gleichung muss man natürlich auch noch die Alu Hüte einberechnen, die Einsprachen gegen alles machen was drahtlos unterwegs ist und damit Entwicklungen verzögern (Verhindern werden sie diese jedoch nie). Die machen sich keinen Kopf wenn sie mit dem DECT Gerät Zuhause telefonieren und sich damit die Birne mit relativ starker Strahlung zuballern, oder wenn sie erfolgreich eine Handy Antenne verhindern konnten aber nicht bemerken dass der Empfang im eigenen Wohnort dadurch schlechter ist/bleibt und damit auch die Strahlenbelastung wenn sie das Telefon nutzen.
Zurück zum Thema. Man sollte Glasfaser nicht als Allheilmittel sehen wenn es um die mittelfristige Perspektive geht, nur schon wegen der Baukosten (Und wie ein anderer User auch sagte, den Kapazitäten im Bau und der Verwaltung). Womit wir schon beim nächsten Punkt sind. Zuerst müssten Behörden und Politik sowie angeschlossene Systeme (Gesundheit, Schutz & Rettung) selber mal durch-digitalisiert werden damit man effizienter und auch entspannter arbeiten kann. Ich will gar nicht wissen wie viele Büros noch mit Fax Geräten arbeiten oder wo es Mitarbeiter gibt für die eine E-Mail schon modern wirkt.
Die aktuelle Pandemie hat da evtl. in allen Bereichen auch gewisse Dinge beschleunigt. Aber das nützt auch nichts wenn die Baustelle so gross ist dass dies von der Politik gar nicht im grossen Ganzen betrachtet werden kann, noch dazu dass es sicher viele Politiker gibt die mit den "alten" Strukturen gut leben können, einfach weil man zu den Dinosauriern gehört oder in seiner eigenen Bubble lebt.
Mein Reden: Man kann den früheren Ausbau der heute bestehenden Netze nicht mit den heutigen Bedingungen vergleichen. Und man sollte aufpassen, wenn man von der technischen und Nutzungsentwicklung bisheriger Netze auf Zukunftspotenzial schlussfolgert – auch rückblickend. Das fand ich bei Böhmermanns Glasfaser-Rant geradezu peinlich. Während die Kritik an den Abläufen gerechtfertigt war, wurde bei den Folgen mit übersteigertem Best- gegen absolutes Worst-Case gearbeitet. Dabei würden wir wahrscheinlich heute noch am Horizont nach #Neuland Ausschau halten, anstatt es zumindest langsam zu erkunden, wenn in den 80ern/90ern flächendeckend "Glasfaser" gelegt worden wäre. Wo das dennoch gemacht wurde, kam nämlich nicht die zwischen Backbone-Knoten genutzten und bis heute gut upgradebaren Monomode-Fasern zum Einsatz, sondern robuste, günstige und aus damaliger Modem-Sicht immer noch pfeilschnelle Multimode-Technik. Zur Jahrtausendwende hat man diese Opal-Gebiete dann mit Kupfer überbaut, um den armen Glasfaser-Opfern endlich mehr als ISDN-Geschwindigkeit anbieten zu können. Das stattdessen großflächig hochgezogene Koaxialnetz stellt dagegen noch 20 Jahre später für viele Haushalte die schnellste Option dar und bundesweit die meisten GBit-Anschlüsse bereit. Glück gehabt muss man sagen, das Lobbyismus und Klüngelei zur nicht vorhergesehenen technischen Entwicklung passten.
Genau das gleiche könnte sich in Zukunft wiederholen. Abgesehen davon, dass Funkverbindungen wegen Bequemlichkeit (vergl. Telefon) oder auch (Ausbau-)Geschwindigkeit feste Leitungen allgemein ersetzen könnten, könnten auch innerhalb letzterer die jetzt hastig getrenchten GPON-FTTH gegenüber den lahmen 0er-/10er-Jahre-Ausbaugebieten mit Leerrohren, zugänglichen Verteilern und derzeit VDSL auf der letzten Meile den Kürzeren ziehen: Die ehemals schneller Technik erweist sich als schlechter skalierbar und wird zum Bremsklotz. Vorher weiß man so etwas nie, aber diese Unsicherheit gilt es zu berücksichtigen, ehe man sehr viele Ressourcen investiert um mit einem Ruck alles auf eine "endgültige Lösung" umzustellen. (Was ich übrigens auch sozial für fragwürdig halte: Jetzt mehrere 100.000 zusätzliche Tiefbauer und Glasfasertechniker ausbilden, nur um sie in 5-10 Jahren auf die Straße zu setzen, wenn nur noch einige wenige für Reparaturen und Neubaugebiete benötigt werden?)
Und eine Konstruktionsunterlage ist nun mal nicht 1340 kByte groß.
Dann könnte man noch 3,5 Zoll-Disketten verschicken - nur wer kann die noch lesen?
Der Nerd vom Dienst meldet sich.
Für 5,25 Zoll oder ZIP müsste ich aber am Retro-PC basteln.