Erwartest du vom Papa Staat all das?
Natürlich erwarte ich Teile davon vom Staat. Die notwendige Bildungsbasis dafür, als Beispiel, fängt schon in der Grundschule und weiterführenden Schule an und geht an Universitäten weiter, bevor sie bei den Unternehmen landet. Diese Bereiche liegen eigentlich immer noch im Zuständigkeitsbereich des Staates und genau da bekläckert man sich seit über 15 Jahren alles andere als mit Ruhm, während Länder wie die baltischen Staaten dort weiter sind als wir.
Ich kann dir den einzigen Bereich nennen, wo genau das so umgesetzt wird - Militär.
Da wird man gute Wissenschaftler und Ingenieure haben. Die Automatisierung, die hochentwickelten Roboter, all das. Die Gewinne gehen dann an den besagten Papa Staat auch, anstatt einfach irgendwo auf Offshore-Konten zu versickern oder sich in fette Prämien für Manager zu verwandeln.
In diesem Bereich ist die technologische Dominanz extrem wichtig und wird daher nicht ignoriert.
Doch es wird ignoriert, genau solange wie es nicht einen Vorteil gegenüber der menschlichen Arbeitskraft hat, erst dann ist es für die durchschnittliche Firma interessant, solange wird man immer billige menschliche Arbeitskraft vorziehen und wenn es die nicht in Deutschland gibt geht man halt nach China, oder wie aktuell nach Afrika.
Die Entwicklung dafür treiben eben nicht jene Unternehmen vorran, sondern Startups, Universitäten, das Militär, bzw. teilweise auch Firmen die schon heute Industrieroboter verkaufen.
Alles andere steuern Konzerne, Firmen und Betriebe, nenn sie wie du magst. Die sind weniger daran interessiert, die sind nur an der Gewinnsteigerung interessiert, wenn sie dafür Kosten für Entwicklung, Weiterbildung der Mitarbeiter usw. sparen können, sagen die Ja und Amen dazu.
Eben, aber auf der anderen Seite erwartet man junge Arbeitnehmer von 20 bis 25 Jahren mit Studium, Master und mindestens 5 Jahren Berufserfahrung, teuren Weiterbildungsnachweisen und möglichst Ahnung auf mehreren Spezialgebieten, aber niemand in der Privatwirtschaft möchte sich eben diese Leute auch ausbilden, am besten die wachsen auf Bäumen.
Das funktioniert so aber nicht, man kann nicht erwarten das Menschen solche Bedingungen "erfüllen" ohne darin zu investieren und das Geld dafür kann nunmal ohne gut bezahlte Jobs eben auch nicht jeder aufbringen (je nach Weiterbildung geht das richtig ins Geld, besonders in der IT) und die Lebenszeit.
Das übernehmen ab sofort die Menschen selbst. Sie haben alle Möglichkeiten sich selbstständig und privat weiterzubilden, wenn sie wollen. Ja, das kostet Geld und Zeit, aber nur das bringt sie voran. Wer das selbst nicht macht und vom Arbeitgeber nicht dazu verdonnert wird, bleibt über kurz oder lang auf der Strecke und wird von besser ausgebildeten und/oder billigeren Arbeitern ersetzt.
Ah ja und dann sag mir doch mal wie der Bäcker sich weiterbilden soll und worin das er künftig mit dem Industrieroboter mithalten kann, der seine Arbeit ersetzt? Oder von welchen Geld die 1800€ Brutto Reinigungskraft, mit Familie, das Geld sich in einen Beruf mit einen Perspektive umschulen lassen soll und dann noch auf den Stand zu bringen das sie akzeptable Jobperspektiven hat?
Die Regeln für den Arbeitsmarkt sind einfach. Das ist ein Markt. Du bist der Verkäufer, dein Zustand und deine Fähigkeiten sind deine Ware. Und niemand anderes ist dafür verantwortlich.
Hmm, warum erkennen die Leute nur nicht das wir uns mit so einer Denke wieder rückwärts bewegen?
Das ist genau der Zustand den wir mal im Mittelalter hatten. Du willst einen besseren Job als Tagelöhner oder Bettler? Dann bezahl mich von deinem Geld für die Ausbildung / Weiterbildung und ich nutze dann dafür aber deine billige Arbeitskraft aus.
Nur war das Mittelalter nicht für seine Massen an gut ausgebildeten und inovationkräftigen Arbeitern bekannt, das kam erst mit dem Zeitpunkt wo man den Spieß umdrehte und vom Staat festlegte das Unternehmen dafür bezahlen mussten jemanden auszubilden / weiterzubilden, erst dadurch wurde es überhaupt möglich in unter 100 Jahren dahin zu kommen wo wir bis dato sind.
Nur heute scheint man wieder zu denken das dies alles humbug ist.
Heute soll der Markt die gefüllten Tische stellen und man möchte sich nur noch als Unternehmen von bedienen, das ist einfach nur dumm, als mehr kann man das nicht mehr bezeichnen.
Das geht aber leider nicht in die Köpfe rein.
Doch geht es, leider viel zu gut, für die Dummheit die hinter dieser Sichtweise steckt und das Ergebnis davon sehen wir ja seit Jahren in Stellenanzeigen und auf dem Arbeitsmarkt...
In der aktuellen Situation in der EU wird keine vernünftige Firma freiwillig viel mehr bezahlen für einen Mitarbeiter der sofort ersetzt werden kann. Was macht man da als eben so ein Mitarbeiter? Richtig, man macht sich schwer ersetzbar = das garantiert eine gut bezahlte Stelle wo man keinen Tritt in den Hintern erwarten muss.
Nein eben nicht, die Entwicklung geht bis auf einige wenige Branchen genau in die andere Richtung. Leiharbeit, Zeitarbeit, Scheinselbständigkeit, Anstellung bei Tochterfirmen, Teilzeit und Niedriglohn, um Arbeitnehmer für Unternehmen flexibler abstoßbar zu machen.
Beispiel: unsere Firma braucht Developer. Frontend, backend usw. Die beschäftigen wir lieber, anstatt sie für einzelne Aufträge zu buchen. Warum? Na weil die schwer zu ersetzen sind und fremden Code umzubuddeln ist extrem aufwendig und teuer, deswegen bleiben die bei uns - weil sie wertvoll sind.
Und da nennst du eine der wenigen Branchen wo es auf Grund eines wirklich real vorherrschen Fachkräftemangels bei so spezialisierten Kräften anders ist, aber das ist ehr die Ausnahme am Markt, nicht die allgemeine / durchschnittliche Entwicklungsrichtung.
Einen guten Frontend und Backend Entwickler züchtet man sich aber auch nicht mal eben aus einem 40 jährigen ehemaligen Bäcker mit 1 1/2 Jahren Umschulng ran, das sind Leute die meist seit ihrer Kindheit in der Materie unterwegs sind, oder zumindest schon 10 bis 20 Jahre genau in dem Feld arbeiten.
Da braucht sich auch niemand wundern das solche Leute eben rar sind.