War nicht die Rede von, da vorab irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Man sollte nur immer sagen: "wenn du keine mititärische Lösung mehr siehst, können wir jederzeit miteinander reden". Ob und wann die jeweiligen Parteien den Punkt erreichen, wo sie lieber reden möchten, dass müssen sie selber entscheiden.
Das Grundproblem bei Verhandlungen aus ukrainischer Sicht ist Putin:
Mit dem hatte die Ukraine bereits so gut wie alle vertraglichen Zusicherungen, die auf diplomatischem Wege erreicht werden können. Und bekommen hat sie dafür einen Vernichtungskrieg.
Solange Putin Russland regiert und solange die russische Armee physisch in der Lage ist, die Ukraine anzugreifen, kann selbige über nichts verhandeln. Es gibt schlichtweg nichts, was Russland auf den Tisch legen könnte, außer weitere Lügen.
Aus diesem Dilemma gibt es nur drei Auswege:
- Putin wird ersetzt. Dann stehen die Verhandlungstüren der Ukraine automatisch offen; das geltende Gesetz richtet sich nur gegen das aktuelle Regime.
- Die russische Armee wird soweit dezimiert, dass sie der ukrainischen unterlegen ist. Daran arbeitet die Ukraine so gut sie kann, aber Erfolg ist mittelfristig nicht zu erwarten, also kann man jetzt auch noch keine darauf folgenden Schritte einfordern.
- Es gibt internationale Sicherheitsgarantien in einem Umfang, der das sofortige militärische Aus für Russland im Falle eines erneuten Vertragsbruch bedeuten würde, selbst wenn (erneut) ein Teil der Garanten untätig bleibt. Solche Garantien versucht Selenski seit über zwei Jahren einzuwerben, aber sie werden ihm verweigert.
Das kann auch auf ein Patt hinauslaufen, wie im Koreakonflikt. Da ist offiziell nur Waffenstillstand seit den 50ern.
Der Koreakonflikt ist nicht vergleichbar. Der war/ist ein Bürgerkrieg. Der hat die militärischen wie zivilen Ressourcen beider Seiten bedroht sowie im Übermaß strapaziert und die Regierungen beider Seiten wollen die jeweils gegenüberstehende Bevölkerung auf ihre Seite ziehen, wozu übermäßige Gewalt nicht geeignet ist. Ergebnis: Da haben alle Interesse an einer Waffenruhe.
Der Ukrainekrieg ist dagegen ein Angriffskrieg eines übermächtigen Gegners, dessen Ressourcen mehrheitlich in Sicherheit sind, mit dem Ziel die andere Partei restlos zu vernichten. Die einzige Motiviation für Frieden auf russischer Seite wären weniger gefallene Soldaten, aber dem gesamten bisherige Verhalten des russischen Regimes nach ist das denen keine Kopeke wert. Solange Putin aber kein eigenes Interesse an einer Waffenruhe hat, wäre diese nur eine Gelegenheit für Russland, weiter aufzurüsten, um schwerer zuschlagen zu können. Der heiße Krieg könnte jederzeit und genauso aus dem Nichts zurückkehren und die Ukraine würde in der Friedensphase nichts weiter als zusätzliche Ziele (wieder) aufbauen, die Putin zertrümmern würde.
Hier geht es ganz im Sinne alter Zeiten um Prestige und Landnahme: Schwarzmeerzugang, landwirtschaftliche Flächen und darüber Einfluss auf Drittweltmärkte, die hauptsächlich mit Agrarprodukten beliefert werden. Immerhin will man mit China mithalten, die sich dort schon überall breit machen.
Russland hat Schwarzmeerzugang, Russland hatte sogar die Nutzung bestehender Marineressourcen auf Jahrzehnte zugesichert und Russland hat mehr Landwirtschaftsfläche als mit der vorhandenen Technik und dem vorhandenen Personal (beides abnehmend) überhaupt ausgenutzt werden kann. Bei der Landnahme geht es wirklich nur um Prestige und bezüglich des Weltmarkts allenfalls darum, den zweitgrößten Mitberweber auszuschalten, um die Getreibepreise in größere Höhe zu treiben.
Das unkonkrollierbare ist ja gerade der Clou: Der Besatzer kann das Land nicht halten. Auch wenn man den Krieg verlieren sollte, kann der Besatzer diesen dennoch nicht gewinnen. Das bindet massiv Personal. Die Briten kennen da was von aus Nordirland.
Der Besatzer mag die frei lebende Bevölkerung nicht kontrollieren können. Aber das ist nur synonym mit "das Land", wenn der Besatzer ein Interesse an der Bevölkerung und deren Freiheit hat. Genau das ist hier aber nicht gegeben. Dem ukrainischen Volk als Nation hat Russland bereits die Existenz abgesprochen und sämtliche sich nicht im russischen Sinne äußernden Personen wurden als ""Nazis"" gebrandmarkt werden, deren Vernichtung erklärtes Ziel ist. Aus den besetzen Gebieten hört man von brutalsten Unterdrückungsmethoden, ad-hoc-Hinrichtungen und Massendeportationen.
Die Briten konnten Irland nicht halten. Aber Hitler konnte (ehemals) jüdische Stadteile übernehmen. In wessen Fußstapfen ist Putin unterwegs?
Hätte Hitler ein strategisches Interesse an der Besetzung der Schweiz gehabt, hätte er dies analog zu Dänemark, Norwegen, Frankreich, Belgien & Co schlicht getan.
Hitler hatte strategisches Interesse an der Schweiz und im Gegensatz zu deiner Schilderung hatte er relativ wenig Bedarf an internationalen Finanzdienstleistungen über den Umweg Schweiz. Wer noch mit ihm gehandelt hat, hat das auch direkt und/oder sowieso nur gegen Naturalien gemacht und Wertanlagen waren nun wirklich kein Teil der Nazistrategie. Wozu auch, wenn das gesamte Land nur noch aus "höhrig" und "zwangsverstaatlicht" besteht?
Was Hitler dagegen nicht hatte: Eine Armee, die schweizer Berge besiegen hätte können. Leider bringt einen diese Feststellung in Bezug auf die Ukraine keinen Schritt weiter.