Wenn man ein realistisches FPS spielt: Lasst Ihr euch auf das Spiel ein, also, glaubt Ihr, dass es echt ist, oder macht die Tatsache, dass es künstlich ist den Reiz aus?
Ich leide unter Schizophrenie und verstehe nicht ganz, wie ich das einordnen soll.
Danke
A) Ich bewundere die realistische Grafik aus Aspekten des Programmierers/Designers (ich weiß wie viel Arbeit darin steckt). Das heißt der Reiz liegt darin, zu wissen, dass es falsch ist und trotzdem überrascht zu werden, wie echt es aussieht.
B) Ich lasse mich soweit darauf ein, dass ich weiß, dass ich zwar gegen reale Menschen spiele, diese aber auch nur ihren Avatar in dieses Spiel geschickt haben. Das heißt ich bin in meiner Rolle als Soldat und der andere auch. Es ist ein
Spiel ohne Konsequenzen, ich weiß dass alles, was ich vor mir sehe unecht ist, die Soldaten, das Blut, die Gefahr, der Tod. Und ich weiß auch, dass das, was in einem FPS-Spiel passiert
NICHT 1:1 in der Realität so passiert. Wenn ich jemanden in der Wirklichkeit töte bleibt er tot. Wenn ich jemanden in der Wirklichkeit anschieße, dann ist da kein Server der Positionen abgleicht, Trefferschaden berechnet und dem anderen die Info gibt, dass er jetzt gestorben ist - nein, in der Realität ist es schmerzhaft von einer schnellen Metallkugel durchbohrt zu werden, Blut zu verlieren. Das weiß ich. Für mich ist ein FPS ein wunderschöner, real wirkender Kriegsfilm aus der Perspektive eines Soldaten und gleichzeitig eigentlich doch nicht mehr, als ein Reaktionstraining.
Zum Abschluss halte das fest:
Versuche bei Spielen immer im Kopf zu behalten, dass du nur ein Spiel spielst. Es ist nichts real. Alles was du vor dir siehst sind virtuelle, hohle Pappaufsteller aus Nullen und Einsen. Denk daran dass zwar echte Menschen dahinter sind, aber das was du siehst ist unecht, das was du tust ist unecht. Und gerade bei FPS sollte das was du tust auch unecht bleiben.
Und denk daran:
Spiele sollen Spaß bereiten, wenn sie das nicht tun, anderes Hobby suchen. Auf keinen Fall weiter spielen wenn man Angst oder Stress dabei hat.
Und falls dir ein realistisch aussehender FPS mental zu anstrengend ist, versuch es doch mit FPS im Comic-Stil (z.B. Overwatch oder Fortnite).
Hab das schon auf Reddit gefragt und einer sagte, dass die Tatsache, dass es künstlich ist, den Reiz ausmacht und ein anderer führte diesen Artikel an
Willentliche Aussetzung der Unglaubigkeit – Wikipedia
Das ist doch widersprüchlich...
Unsere Psyche sehnt sich in der Regel nach Ablenkung und Erweiterung der Realität. Nach neuen Erfahrungen, Geschichten. Es ist Training, um unser Gehirn frisch zu halten.
Wenn du träumst werden einige kontextuelle Logiken von deinem Gehirn ignoriert. Es akzeptiert, dass du jetzt bspw. in einer Bikergang bist, obwohl deine Erfahrungen und dein Wissen über dein Leben das eigentlich völlig ausschließen. Dein Gehirn muss aber solche surrealen Szenarien erträumen, um in der Lage zu sein, in der Realität auf unbekannte Szenarien zu reagieren. Es sorgt dafür, dass wir kreativ sind, dass wir clever sind.
Genau das machen Rezipienten von Werken verschiedenster Art, sie akzeptieren das eigentlich surreale Setting, um Unterhaltung zu bekommen. Denn ein normales Setting wäre nichts neues, nichts aufregendes und im Endeffekt auch nichts unterhaltendes. Es klingt widersprüchlich, dass ein superreal aussehendes Spiel für uns etwas surreales ist, aber jetzt kommt der Clou:
Wir können uns umso besser in ein Szenario einfühlen, je echter es aussieht. Das heißt selbst ein massiv surreales Szenario, wie mitten in einem Krieg zu sein, wird intensiver und wirkt wie Realität, wie echte Erfahrungen durch die reale, detailreiche Grafik. Das macht den Reiz aus, es ist ein eigentlich surreales Setting, das perfekt dargestellt wird und es uns so erleichtert, in das Setting einzutauchen und neue Erfahrungen zu machen.