Und diese Möglichkeit ist gar nicht einmal so klein – für Intel liegt hier zum einen ein Hauptabsatzfeld, zum anderen gab es vor einiger Zeit das Gerücht, Intel wolle nVidia im Jahr 2021 im Bereich von unter 60 Watt Stromverbrauch bei der Energieeffizienz schlagen. Dies deutet eher weniger auf eine Grafikchip-Entwicklung an, welche jetzt umgehend AMD und nVidia bei den Spitzen-Grafikkarten für den Desktop-Einsatz angehen will. Intel dürfte sich zuerst auf Mainstream-Grafikchips für das Mobile-Segment konzentrieren, da dort für Intel der größte (vermutete) Nutzen liegt. Mit seinen Prozessoren ist man ja sowieso schon im Geschäft mit den Notebook-Herstellern – wieso also nicht auch gleich die Grafiklösung mitliefern, wenn es denn unbedingt ein extra Grafikchip und keine integrierte Grafiklösung sein soll?! Logisch, das man hierbei zuerst auf das Mainstream-Segment schaut, denn dort werden die allermeisten extra Mobile-Grafikchips verbaut – während Gaming-Notebooks eine nette Nische darstellen, aber stückzahlentechnisch doch weit abgeschlagen sind.
Allerdings bedeutet "Mobile Mainstream-Segment" auch, das die dafür eingesetzten Grafikchips im Desktop-Segment bestenfalls unterstes Mainstream-Segment darstellen, eigentlich eher dem LowCost-Segment angehören. Sprich, es geht um eine Performance in der Klasse der GeForce GT 1030 (Basis: GP108 auf ca. 70mm² Chipfläche) und bestenfalls der GeForce GTX 1050 (Basis: GP107 auf 132mm² Chipfläche) – denn genau deren Mobile-Gegenstücke werden in rauen Stückzahlen in Notebooks verbaut. In dieses Geschäft dürfte Intel zuerst einmal hineinwollen – alles andere kann nachher kommen, je nach erreichtem Anfangserfolg. Jetzt AMD und nVidia sofort bei ernsthaften Spiele-Beschleunigern anzugreifen, wäre riskant, kostspielig und geschäftlich wenig erfolgversprechend. Intel dürfte sicherlich zuerst jene Marktsegmente angehen, die man am einfachsten erreichen kann und wo die größten geschäftlichen Chancen stecken. Die geringe Menge an ernsthaften Mobile-Spielebeschleunigern und der schwierige Markt an Gamer-Grafikkarten für den Desktop-Einsatz dürfte daher kaum das erste Intel-Ziel beim Wiedereinstieg ins Grafikchip-Geschäft sein.
Man sollte hier also keinesfalls zu viel erwarten – das ganze ist der Anfang der Dinge bei Intel und (vermutlich) noch keine direkte Konkurrenz zu AMD und nVidia in Fragen von Gamer-Hardware. Aber natürlich kann dies durchaus eines Tages aus dieser einmal angestossenen Entwicklung resultieren. Auch bei seinen LowCost- und Mainstream-Lösungen wird Intel die Frage der Gaming-Performance und vor allem die der ständig gepflegten Treiber (positiv) beantworten müssen – und wenn damit einmal das Fundament gelegt ist und die geschäftlichen Zahlen genauso stimmen, spricht nichts gegen weitere Schritte in den Grafikchip-Markt hinein. Potentiell kann das dazu führen, das wir mit Intel einen dritten Wettbewerber im Feld der Gaming-Grafikkarten erhalten – wenngleich sicherlich noch nicht im Jahr 2020, da dürfte noch einiges mehr an Zeit benötigt werden. Natürlich beinhaltet dieser Schritt auch Risiken für den Grafikkarten-Markt, denn Intel können jenen Kraft seiner überlegenen Finanzkraft auch versuchen zu dominieren. Aber auch davon sind wir noch um einige Jährchen entfernt – Intel muß zuerst einmal sehen, überhaupt einen konkurrenzfähigen Mainstream-Grafikchip für Mobile-Bedürfnisse aufzulegen.