Hallo,
Zuerst mal:
Ich liebe meine um die ca. 700 Platten, ich kaufe nach wie vor Vinyl und ich rippe meine CDs und stecke CD und Inlet in Ordner und werfe die Hüllen weg!
Ich digitalisiere Platten und Kassetten jetzt seit den 90igern (VHS Videos seit neuestem auch), mein erster Brenner war noch 2fach.
Aber zum Digitalisieren von Vinyl vorab einige Infos, denn wie bei so vielen Dingen im HiFi Bereich werden hier auch fleißig irgendwelche Mythen und Legenden verbreitet, die bei näherem Hinsehen und spätestens beim Messen, sich als Quatsch herausstellen. Und nein, unser Gehör ist NICHT besser als Messgeräte.
Unsere Wahrnehmung ist es. Die hat aber kein Messgerät und ist keines, denn die ist absolut individuell und nicht übertragbar.
Und auch ich nehme Platten als vom Klang her wunderbar wahr. Aber die Physik sagt eindeutig, dass diese schwarzen Scheiben der CD in allem unterlegen sind. Sitz aber Abends da hör Musik und hab ein Plattencover in der Hand. Dann nimm das inhaltlich gleiche CD Inlet in die Hand............
Genug philosophiert - zurück zu den Fakten
Platten haben KEINEN höheren Dynamikumfang. Im Gegenteil, wen die so einen Umfang hätten wie CDs, dann würde der Tonarm absurde Auslenkungen vollführen und die Nadel ständig springen. D. h. LPs sind in der Dynamik sogar beschnitten. Und nein sie haben in der Praxis, auch keinen höheren Frequenzumfang, die sind da auch beschnitten.
Ach ja - über diese komischen USB Plattenhobel verliere ich weiters kein Wort mehr, die sind es nicht Wert. Für das gleiche Geld (~120€) stelle ich gebraucht weit besseres zusammen.
Und Merke:
Schallplatte bedeutet halt auch - spanabhebende Tonabnahme!
Digitalisieren - die Grundausstattung.
Gerätekette beim Digitalisieren:
Dreher - Phonoeingang Verstärker - Line Out (Rec Out) Verstärker - Line In Computer - Kabel: Cinch Stecker auf 3,5mm Klinkenstecker wird meist benötigt. Wenn man den Kopfhörerausgang benutzt braucht man auf Verstärkerseite meist Klinkenstecker 6,3mm. Microeingang? NEIN
Mit der Kette kann man schon ganz gut digitalisieren. Selbst mit OnBoard Sound!
Meine Kette sieht folgendermaßen aus:
Thorens TD 146 -> NAD PP2(Phonvorverstärker) -> Phonic MU 502 (Mischpult) -> Soundkarte M-Audio 2496
Dazu muß ich erklären, das die Soundkarte nix kann, ausser Stereo AD/DA Wandeln. Das kann sie dafür sehr gut. Aber es ist noch nicht mal ein Eingangsverstärker auf der karte. D. h. das Aussteuern des Signals am Eingang MUSS extern erfolgen. Deswegen auch das Mischpult. Das Eigenrauschen des Mischpults ist irgendwo bei -80db, also vernachlässigbar.
Software, die wir brauchen/die nützlich ist:
Audacity eine sehr gute Wahl.
Die diversen WaveLab Varianten sind auch alle sehr gut.
Ich hab jahrelang mit Wavelab Light, das irgendwo mal Gratis dabei war, aufgenommen.
Diese Wavelab Varianten haben einen großen Vorteil gegenüber den anderen Programmen - die Aussteuerung!
Ich kann eine komplette Platte aufnehmen und WaveLab zeigt mir den absoluten Peak (höchster Punkt der Aussteuerung) über die gesamte Platte an.
Alle anderen Programme, die mir bisher untergekommen sind, halten zwar auch den Peak fest, allerdings nur für einige Sekunden.
Warum das wichtig ist sehen wir gleich.
Voxengo r8brain ist ein Sample Rate Converter.
Sample rate converter tool software - Voxengo r8brain - Voxengo
D.h. den können wir hervorragend verwenden wenn wir z.B mit 88,2 Khz/24Bit aufnehmen. Wenn wir das dann auf CD brennen wollen, wandeln wir damit dann auf 44,1khz/16bit um.
Warum mit höheren Sampleraten und Bitraten aufnehmen? Der sogenannte Headdroom ist deutlich größer, d. h. wir können höher Aussteuern.
Aussteuern? Wir haben nur eine bestimmte Bandbreite an (verschiedenen Pegeln zur Verfügung. Der höchste Punkt wird mit 0 dB benannt (
Bel (Einheit))
Bei Tonbändern (Cassetten) ist 0 dB an der Stelle an der die maximale Bandsättigung erreicht ist. Wenn wir drüber raus Aussteuern (in den roten Bereich rein) dann wird der Klang immer mehr verzehrt.
Viel schlimmer aber bei digitaler Aussteuerung. Da ist 0 dB die max. erreichbare Grenze und darüber geht nix! Es wird rigoros gekappt. Man nennt das Clipping. Und Clipping ist ein echt hässliches Geräusch. Gerne zu hören auf sogenannten 'remasterten' Platten wo lediglich der Pegel angehoben und die Dynamik komprimiert wurde. Das heisst dann, der Song 'clippt' und leise Stellen gibt es nicht -> siehe Loudnesswar.
Wir müssen also darauf achten, dass das Signal der Platte nicht über 0 dB rausgeht!
In der Praxis zeigt sich aber, dass beim Nachbearbeiten z.B. beim Umwandeln in MP3/Flac/AAC oder auch beim Konvertieren der Sampleraten, durch Rundungsfehler die Grenze von 0dB auch mal überschritten wird. Man sollte also nicht bis 0dB ausreizen. Ich z.B gehe normalerweise bis -2dB.
Softwaremäßig brauchen wir ansonsten nichts mehr. DeNoiser und DeClicker hat es bei Audacity dabei. Qualitativ bessere sind natürlich bei WaveLab (teuer) dabei.
Der beste DeNoiser und DeClicker ist aber immer noch eine saubere, unverkratzte Platte! D.h. - eine Staubbürste ist absolute Pflicht. Was ihr hier an Sorgfalt rein steckt spart ihr an elektronischen Klangverbiegungen /Tricks und vor allem an Zeit!
Kurzer Ausflug zu nicht unbedingt benötigtem, aber sehr nützlichem Zubehör:
Es gibt teure Plattenwaschmaschinen. Ich selber reinige mit einer Knosti für ca. 40€ plus einer Mischung aus 7 Teilen destilliertem Wasser, 3 Teilen Isopropylalkohol und ein Tropfen Geschirrspülmittel (möglichst unparfümiert). Modifiziert habe habe ich die Knosti noch mit 2 O-Ringen (wer die Knosti kennt, weiß wo ich die einsetze), damit die Brühe nicht über die Plattenlabel läuft.
Dazu noch möglichst hochwertige Microfasertücher. Beim Abspielen selber benutze ich auch noch einen Plattenbesen und ein kleines Messinggewicht mit etwa 150gr und ca. 70mm Durchmesser.
Wie ist jetzt das Vorgehen?
Platte sauber reinigen.
Platte durch hören auf Kratzer, Verzerrungen und Sprünge kontrollieren und dabei auch sauber aussteuern.
Ich steuere IMMER auf max -2db aus! Aufnehmen nur wenn man will. Ich nehme hier noch nicht auf, da ich noch mit dem Pegel spiele.
Ich hab mittlerweile allerdings auch eine Grundeinstellung die ich nach dem Kontrolldurchgang seltenst noch verstellen muss. ob der pegel jetzt mit - 2,0 oder mit -1,9 oder mit -2,1 dB Ausgesteuert ist egal. Direktschnittplatten oder DMM (Direct Metal Mastering) Platten haben allerdings nahezu immer wesentlich höhere Pegel. Da brauch ich dann meist 2 Probedurchgänge.
Nun habe ich die Platte entweder in 2 (Wav) Files (je eine Plattenseite) oder als 1 File auf der Platte liegen. Bei mir wie gesagt als 88,2khz/24 bit.
Achtung!
Wir arbeiten hier mit großen Files! Vergiss Fat32! NTFS oder Ext2 sind das Minimum!
Und meist haben wir mehrere (Test usw.) Files von der gleichen Aufnahme.
Normalerweise hat ein 44,1khz/16bit (CD) Wave File 10min = ~ 100Mb. Bei 88,2 khz/24bit haben wir wesentlich größere Files - muß ich zu Hause nachschauen um welchen
Faktor es da geht (ich glaub 4x so groß)
Nun muß ich für mich selber entscheiden wie viel Plattenrauschen oder Knackser ich zulasse.
Wenn ihr mit den Automatiken , die es meist gibt, arbeiten wollt, fangt lieber behutsam an
Wenn eine Platte zu stark rauscht, dann nehme ich das pure Plattenrauschen (vielleicht 1 Sekunde!) als Noise Print und subtrahiere das von der Aufnahme. Oft muß man mit dem Pegel des Noise Prints spielen (meist runter) damit sich die Aufnahme danach nicht zu dumpf/flach oder sonst irgendwie schlecht anhört. Dann hat man halt ein bisschen Rauschen. DAS ist halt auch Vinyl!
Bei Knacksern schaue ich mir an, ob ich den DeClicker nehme oder aber manuell vorgehe.
Ich zoome an der Stelle wo der Knackser sitzt in die Aufnahme so lange rein, bis ich die zu editierende Stelle quasi isoliert vor mir habe. Dann markiere ich Anfangs und Endpunkt des Fehlers. Wir reden hier über Zeitspannen die oft zwischen 1/1000 3/1000 Sekunden liegen. Ja wir reden über
tausendstel! Sekunden. Das macht aber richtig 'AUA' im Wohlbefinden
Wir können den Knackser, der ja in einem steilen Anstieg des Pegels im Waveeditor zu erkennen ist auf zwei Arten erledigen:
Einmal - wir ebnen die Stelle ein! Oder aber wir schneiden sie einfach raus. Bei den Zeiten (tausendstel!) fällt das mit Sicherheit niemand auf.
Dann wird auf -2 dB 'normalisiert, d.h die Lautstärke der einzelnen Songs wird egalisiert. Es wird aber nicht komprimiert, die ursprüngliche Dynymik bleibt also erhalten.
Nach dem Bearbeiten wandle ich das File in das CDFormat 44.1khz/16bit (mit r8Brain) und Teile in die einzelnen Songs.
Die einzelnen Songs werden in MP3 (192 vbr) und Flac gewandelt. Die die einzelnen Songs, nach dem Muster, nach dem ich auch Rippe getaggt und als Album in die zugehörigen Ordner kopiert.
Das wars.
Zeitaufwand? Groß, min. 4 - 5 Stunden. Deswegen kaufe ich mir auf dem Gebrauchtmarkt zu vielen Platten die CDs dazu. die bekommt man oft für 3€ - 5 €.
Damit habe ich dann die Musik für Unterwegs (MP3) und die Musik für zu Hause (Platte) und die Musik im Archiv (Flac) und zum im Haus streamen (auch Flac).
Meine Anlage(n):
Quadral Taurin Mk II, AKG501, Thorens TD146 mit Ortofon OM20 Super, Onkyo 8650, Sony CDP345 5CDWechsler, Pioneer CT-S670D Kassettendeck, Sony ST-S190 Tuner, NAD PP2 und Phonic MU-502 an Soundkarte M-Audio 2496.
2te Karte OnBoardsound Realtek 5.1. Da dran(Analog)Speedlink Medusa 5.1, Behringer MS20 via S/PDif Optisch
Surround: Technics SA-DX940 Receiver, DK DVD338 Player(USB/SDCard), Sony SS-H1700L Boxen.
Mobil: Sansa Clip+ 8 & 32GB, HTC One SV, Panasonic RP-HTX7 oder Ultimate Ears Super.fi 5
Schmuckstücke: Philips CD207, Uher Royal SG560 Bandmaschine, Philips VR833 HiFi VCR, Pioneer SX1500 & Wega Radio von 1948