[Test] Noctua NH-D15 vs. Scythe Mugen 2

shootme55

BIOS-Overclocker(in)
Da kürzlich die Frage auftauchte nach der Sinnhaftigkeit von "Luxus-Kühlern" wollte ich die Community an meinen Erkenntnissen teilhaben lassen.

Hintergrund:

Ich habe einen Core i7-920 D0 bei mir in Betrieb, inzwischen seit Herbst 2009. Noch nie hat es eine CPU bei mir geschafft, so lange durchzuhalten. Aber es nagt der Zahn der Zeit, und in aktuellen Spielen wurde sie inzwischen zu langsam. Erste Übertaktungsversuche liefen sehr erfolgreich, leider zu Lasten der Lautstärke des Systems, deswegen sollte ein neuer CPU-Kühler abhilfe schaffen, um meine Kiste auch bei grenzwertigen Settings leise zu halten.

System:

Mein Rechner schlummert seit jeher in einem voll bestückten Cooler Master HAF 922 ohne Seitenfenster. Voll bestückt bedeutet 3 x 200mm Cooler Master mit maximal 720 RPM (Front, Seite, Oberseite) sowie ein 120mm Noctua Lüfter mit maximal 1330 RPM im Heck. Da das alles einen ziemlich heftigen Lärm verursacht sind alle Lüfter über eine Zalman ZM-MFC3 Lüftersteuerung abgeregelt.
Mit der Zeit habe ich erkannt dass bei dieser Gehäuselüftung hohe Drehzahlen beinahe keine Vorteile bringen, daher laufen meine 200er auf lediglich 360 RPM. Der 120er ist bei 720 RPM.
Weiters verbaut sind eine Gigabyte GTX 970 G1 mit geflashtem Dual-BIOS, um die Lautstärke im Idle ruhig zu halten, eine SSD, eine HDD und 2 DVD-Laufwerke. Versorgt wird das Ganze von einem Corsair TX650.



Meine Wahl fiel auf das Luxusgerät unter den Luftkühlern, den Noctua NH-D15. Um ehrlich zu sein war die imposante Optik der Grund, wiso ich mich gegen den Thermalright in der gleichen Größe entschieden habe, obwohl ich mir eine Woche Lieferzeit erspart hätte. Im optischen Vergleich schlägt er den Scythe Mugen 2 schonmal um Längen, aber auch in Breite und Höhe. ;)
Eine Wasserkühlung kam für mich nicht in Frage, da für ein richtiges System das Geld nicht locker genug sitzt und eine Kompaktwasserkühlung aufgrund der Vergleichstests keinen Sinn ergibt, da die Temperatur- und Lautstärkedifferenzen zu großen Turmkühlern nicht groß sind. Außerdem Gefällt mir die Optik dieser Doppelturm-Monster.



Umbau:

Der Umbau gestaltete sich eigentlich leichter als oft gedacht, obwohl ich mit einigen Problemen zu kämpfen hatte:
1) Erstmal möchte ich ganz kurz die Fa. Rascom aus Wien loben, deren Marke Noctua ist. Ich habe den Kühler direkt beim Hersteller erworben. Obwohl ich keine Rechnung mehr von meinem derzeitigen System hatte (wie lt. Website erforderlich) sendete mir Rascom völlig problemlos auf vorzeigen der Kühlerrechnung den Umbaukit für meinen Sockel.
2) Eigentlich braucht man für den Einbau des NH-D15 die Original-Montageplatte auf dem Board, wie sie standardmäßig drauf ist. Diese ist nur für die Montage der CPU-Klemme notwendig, nicht für den Kühler. Bei der Montage des Scythe Mugen 2 wurde diese durch die Backplate von Scythe ersetzt. Daher konnte ich die Noctua-Backplate nicht verwenden. So sollte das ganze eigentlich aussehen:



3) Also habe ich stattdessen die Scythe-Backplate verwendet. Dazu musste ich lediglich die Bohrungen für Sockel 1366 von 3,5 auf 4,0 mm aufbohren, da die Schrauben für die Noctua-Montage ein klein wenig dicker sind. Hält aber einwandfrei. Hier zu sehen die Scythe-Backplate mit den Original Schrauben. Die Noctua-Schrauben haben einen großen Sechskantkopf, tut aber nichts zur Sache.



4) Danach war es geschafft und der Noctua prangte auf meinem inzwischen 5 Jahre alten Board! Nein noch nicht ganz, denn die Lüfter fehlten noch. Hier möchte ich anmerken, dass die Montage alles andere als einfach war. Ich musste die Lüfter mit den Metallklammern einsetzen nachdem ich den Kühler angeschraubt hatte. An der Unterseite kein Problem da man die Grafikkarte ausbauen kann. Aber an der Oberseite in Deckelnähe eine furchtbare Fummelei, bei der mir nur ein langer dünner Schlitzschraubenzieher und viel Geduld geholfen hat. Hier ist das System des alten Mugen 2 besser, da der Küher, wenn einmal die Backplate montiert ist, ganz leicht von hinten abgeschraubt werden kann und wieder montiert, daher der Lüfter nicht demontiert werden muss.

Als Wärmeleitpaste kommt die Noctua NT-H1 zum Einsatz, die ich bereits vorher vorrätig hatte. Im übrigen kleckse ich nicht mit der WLP herum, sie wird fein säuberlich in extra dünner Schicht mit einer Kundenkarte eines großen Textilienhändlers auf dem Heatspreader verstrichen.




Testablauf:

Alle Tests wurden innerhalb weniger Stunden unter Zimmertemperatur 22°C durchgeführt. Das Gehäuse blieb geschlossen, die Gehäuselüfter immer auf bereits angemerktem Minimum. Ziel war es, vergleichbare Werte unter meinen Alltagsbedingungen zu liefern. Ob und wie diese mit anderen Reviews vereinbar sind, das kann ich jetzt nicht abschätzen.

Ablesen der Idle-Temperatur unter 600RPM
Prime 95 (Small FFTs) für 5 Minuten bei 600RPM
Prime 95 (Small FFTs) für 3 Minuten auf maximaler Drehzahl
Ablesen der Idle-Temperatur unter maximaler Drehzahl nach 3 Minuten Abkühlungsphase

Die Zeiten wurden absichtlich relativ kurz gewählt, da ich ehrlich gesagt genug andere Sachen zu tun habe, und erfahrungsgemäß die Temperaturen bei Prime95 auf meinem System nach 4 Minuten nicht mehr steigen.

Settings:

Getestet wurde unter 3 Bedingungen

2,66 GHz (Stock) mit Standardspannung (1,14V Core) Speedstep 1,60 GHz, Turbo 2,80 GHz

3,80 GHz (19x200) VCore 1,30V, PLL 1,82V, QPI 1,30V Speedstep 2,40 GHz

4,00 GHz (20x200) VCore 1,38V. PLL 1,82V, QPI 1,35V Speedstep 2,40 GHz



Weitere Erhöhungen der Taktrate lässt mein Prozessor leider nicht zu und quittiert es mit Bluescreens nach 10 Minuten. Trotzdem denke ich sollte ein derart übertakteter Bloomfield eine gewisse Aussagekraft haben.

Ergebnisse:





Wie man ganz deutlich sieht, sind die Unterschiede nicht allzu groß. Eine Temperaturdifferenz von 11K klingt zwar gut, aber er ist teuer erkauft. Wenn man den Entwicklungszeitraum, den technischen Aufwand und vor allem den Preis der Kühler ansieht, sogar sehr bescheiden. Aus meiner Sicht ergibt sich nur ein einziges Szenario, in dem der Noctua NH-D15 Kühler gegen einen Scythe Mugen 2 einen nennenswerten Vorteil erbringt. Dieses liegt vor bei 4,0 GHz und Minimaldrehzahl, da hier der alte Mugen 2 die CPU bei 600 RPM nicht unter Kontrolle bringen kann und die CPU überhitzt.
Betrachtet man die konstruktiven Unterschiede der Kühler was die Größe, die Anzahl und Größe der Lüfter und nicht zu vergessen der maximalen Drehzahl betrifft, ist das Ergebnis ernüchternd.

Anmerkungen zur Lautstärke:

Mangels objektiver Methoden zur Lautstärke-Bestimmung wurde darauf verzichtet, unseriöse Messwerte mit dem Smartphone überhaupt zu erheben. Daher eine rein subjektive Beschreibung der Geräuschkulisse. Bei 600 RPM sind die beiden Lüfter des Noctua NH-D15 in meinem Gehäuse praktisch nicht zu hören. Es geht im monotonen leichten Rauschen des Windes unter. Gleiches galt bisher jedoch auch für den Mugen 2. Bei maximaler Drehzahl sieht die Sache jedoch anders aus. Der Scythe Slipstream Lüfter dreht mit maximal 1430 RPM und erzeugt dabei einen deutlichen hellen Ton, wie man es erwartet. Was ich nicht erwartet habe ist jedoch das Brummen des Noctua, der bei einer maximalen Drehzahl von 1520 RPM sich im Vergleich anhört wie wenn man einen Mazda RX8 Wankelmotor neben einen amerikanischen V8 Hemi stellt. Es ist ein tiefes regelrechtes Brüllen, dass er von sich gibt. Natürlich wird keiner der Lüfter jemals diese Drehzahlen erreichen wenn er an die PWM angeschlossen ist, aber der Vergleich sollte der Fairness halber angebracht sein.
Weiters liegt beim Noctua noch ein kleiner Widerstand für jeden Lüfter bei um ihn bei PWM-Steuerung leise zu halten. Diese gedenke ich aufgrund meiner Lüftersteuerung aber nicht zu verwenden.

FAZIT:

Der Noctua NH-D15 ist schon ein Prachtexemplar unter den Luftkühlern, und bei einer Neuanschaffung sicher einen Blick wert. Die Verarbeitung ist an der Grenze zum Kunsthandwerk, genauso wie die Verpackung. Im Zubehör ist mehr als man braucht, und der Support durch den Hersteller sucht seinesgleichen.
Aber als Aufrüstoption ist selbst der Beste Luftkühler am Markt nicht gegen einen alten Mugen 2 zu empfehlen. Die Unterschiede sind zu gering, als dass sie eine Neuanschaffung wie in meinem Fall rechtfertigen würden. Hätte ich nicht vor, im nächsten Jahr die Plattform zu wechseln und den Kühler weiter zu verwenden wäre es Geldverschwendung gewesen. Ich kann nur jedem abraten, von einem Scythe Mugen 2 oder stärker aufzurüsten.
Ich habe zwar noch aufgrund des Fernabsatzgesetzes Rückgaberecht, werde aber den Kühler trotzdem jedenfalls behalten. Aufgrund der Erfahrungen aus diesem Test kann ich mir nicht vorstellen, dass im nächsten Jahr ein wesentlich besseres Modell auf den Markt kommt, und somit wird er auch auf der nächsten Plattform ein Zuhause finden. Ich vertraue mal darauf dass die Sockelkompatibilität für die nächste Generation bleibt, oder mir Rascom wieder einen Umbausatz schickt. Außerdem wäre es dem Hersteller gegenüber unfair wenn ich den Kühler jetzt noch zurückschicke, auch wenn es Ihnen vermutlich finanziell nicht schaden würde.

Ergänzende Anmerkungen:

Ich habe auch probeweise meinen Mugen mit 2 Lüftern betrieben bevor ich ihn jetzt in Rente geschickt habe. Ohne jetzt konkrete Messergebnisse liefern zu können möchte ich sagen, der Temperaturunterschied lag bei ca. 5K. Deshalb behaupte ich, wer im Besitz eines Mugen 2 ist sollte wenn schon einen zweiten Lüfter draufspannen. Das kostet keine 15 Euro und hat somit ein wesentlich besseres P/L-Verhältnis. Die Lüfterklammern kann man sich aus großen Büroklammern selber nachbiegen, und Mancher von uns hat noch einen 120er Lüfter herumliegen den er nicht braucht, da kann man dann auch was sinnvolles damit anstellen.
 
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Vielen Dank für diesen Test. Ich stehe im Moment vor genau der selben Frage, habe jetzt einen Mugen2 im Einsatz und war mir nicht sicher, ob er für ein neues System ersetzt wird. Werde auf jeden Fall beim Mugen bleiben, da ich nicht übertakten wollte.
 
Danke für deinen Test!
Ich würde meinen Mugen ja gerne behalten, aber da ich von AMD auf Intel gehe und mein jetziger ein pcgh-fertig-pc war, habe ich kein Intel-Befestigungssystem um ihn auf ein 1150er board zu schrauben. Wirklich sehr schade, aber darum muss er wohl einem neuen Kühler weichen :(
 
Habe den Test ins Luftkühlungsunterforum verschoben, denn unter extremen Kühlmethoden versteht man i.d.R. etwas anderes als einen Turmkühler. ;)

Mit den besten Grüßen,
beren2707
 
Ups, dann danke fürs verschieben. ;)
Wollt das gestern nur noch schnell fertig machen und raufladen. Hab dann wohl nimma das richtige Forum erwischt....

Ich seh jetzt auch keinen Sinn den Mugen in einem neuen System weiter zu verwenden. Einen gleich starken Turmkühler bekommst um 35 Euro, und den Mugen brauchst sowieso bei der Verwertung des alten Boards. Aber du könntest ja mal beim Scythe-Support anfragen ob die noch eine 1150er-Montage liegen haben. :)
 
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Toller Test und ein erneuter "Beweis" für den langsamen Fortschritt (Stillstand?) im CPUKühlersegment.


Ich habe auch probeweise meinen Mugen mit 2 Lüftern betrieben bevor ich ihn jetzt in Rente geschickt habe. Ohne jetzt konkrete Messergebnisse liefern zu können möchte ich sagen, der Temperaturunterschied lag bei ca. 5K. Deshalb behaupte ich, wer im Besitz eines Mugen 2 ist sollte wenn schon einen zweiten Lüfter draufspannen. Das kostet keine 15 Euro und hat somit ein wesentlich besseres P/L-Verhältnis. Die Lüfterklammern kann man sich aus großen Büroklammern selber nachbiegen, und Mancher von uns hat noch einen 120er Lüfter herumliegen den er nicht braucht, da kann man dann auch was sinnvolles damit anstellen.

Da juckt es mir bei meinem Mugen3 auch schon seit langer Zeit in den Fingern. Aber der 140er Hecklüfter ist nur 2,3 Fingerbreit entfernt und ich kann mir kaum vorstellen, dass es messbar hilft. Außerdem bin ich ja ein Anhänger der Theorie, "so wenig wie möglich, so viel wie nötig". Damit versuche ich jeden weiteren Propeller zu vermeiden...
Allerdings hat der PCGH Edition Mugen ja auch spitzen Testwerte ..ach man^^
Liebenswertes Hobby, werden Konsoleros nie verstehen:daumen::lol: mehrseitige Themen über 2Grad weniger und 150 Mhz mehr...

MfG
 
Der Zweite Lüfter den ich saugend montiert hatte war der Noctua vom Gehäuseheck. Also die Zwei Finger machen bei mir schon einen Unterschied, und der war gratis. Aber bei einem Mugen 3 kanns wegen größerer Finnenabstände anders sein. Außerdem hatte ich über dem Mugen noch den 200er laufen, und von der Seite auch. ;)
 
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