Wie immer, wenn es um Tesla geht, liest man auch hier wieder sehr viel Halbwissen und Gerüchte. Es ist allerdings auch schwer, sich ein vernünftiges Bild zu machen, weil so viele Unwahrheiten über Tesla verbreitet werden. Ich stelle mal ein paar Punkte klar, die hier aufgebracht wurden:
- Alle wichtigen/sicherheitsrelevanten Bedienelemente sind (zumindest in bisher verfügbaren Modellen) entweder direkt am Lenkrad, bzw. an Hebeln am Lenkrad oder permanent zentral auf dem Toich Screen erreichbar und dabei mindestens genauso leicht zu bedienen wie bei jedem anderen Auto. Ich persönlich finde es sogar wesentlich intuitiver als bei allen anderen Autos, die ich bisher gefahren bin, zumal vieles ganz automatisch ohne manuelles Eingreifen geregelt wird. Lediglich für die Nebelscheinwerfer muss man leider ein Menü öffnen (also zweimal anstatt einmal auf den Touch Screen tippen).
- Im Gegensatz zu Knöpfen hat der Touch Screen den großen Vorteil, dass man die Benutzeroberfläche verbessern und erweitern kann. So kommen regelmäßig neue Funktionen hinzu.
- Mit Apple oder dem iPhone hat Tesla sehr wenig gemeinsam. Während Apple das weltgrößte Marketing-Budget einsetzt, um sich gezielt durch viel Werbung ein hippes Image zu verleihen, hat Tesla überhaupt kein (!) Marketingbudget. Die Produkte sollen für sich sprechen und der Gewinn fließt vollständig in die Entwicklung.
- Das "Problem" der zu geringen Reichweite oder gar der Ladesäulensuche ist rein theoretischer Natur. Ich fahre seit vier Jahren Model S und hatte noch nie Probleme mit der Reichweite oder Lademöglichkeiten. Im Gegensatz zu Verbrennern kann es ganz einfach zu Hause an der Steckdose aufgeladen werden. Man fährt also jeden Morgen mit einem vollen Akku los und muss nur dann nachladen, wenn man Langstrecken fährt. Dabei findet man entlang der Autobahnen aber in ganz Europa in sehr regelmäßigen Abständen Supercharger mit ausreichend Kapazität. Da fährt man dann auch nach spätestens 30 Minuten weiter. Solche Pausen sollte man ohnehin alle paar Stunden machen, wenn man Langstrecke fährt.
- Die Reichweitenangaben von Tesla sind tatsächlich realistisch. Wenn man natürlich immer Höchstgeschwindigkeit fährt, ist der Verbrauch deutlich höher, aber das ist ja beim Verbrenner auch nicht anders. Wenn man mit relativ leerem Akku noch längere Strecken fährt, gibt das Auto zwar Empfehlungen, wie schnell man fahren soll, um ohne Ladestopp die Strecke zu schaffen, aber es begrenzt nicht die Leistung. Man kann also weiterhin Vollgas geben, wenn man es drauf ankommen lassen will. Erst bei den letzten paar Prozent wird die Leistung begrenzt, um den Akku nicht zu schädigen.
- Dass bei Vollgasfahrten die Leistung einbricht, liest man zwar immer mal wieder, aber das ist in der Realität einfach nicht korrekt. Dazu muss man es schon auf der Rennstrecke drauf anlegen und immer abwechselnd auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigen und dann wieder auf 0 abbremsen. Im echten Straßenverkehr müsste man schon wie ein Vollidiot fahren, um eine Drosselung der Leistung zu erreichen.
- Die Spaltmaße können sich tatsächlich nicht mit europäischen oder asiatischen Herstellern messen, sind aber für amerikanische Verhältnisse gut. Die sonstige Verarbeitung ist in Ordnung. Viele Teile sind nur geklippt und mit wenigen Schrauben befestigt. So sind zumindest Reparaturen recht einfach, falls sie denn mal nötig sind.
- Tesla verbaut tatsächlich keine Regensensoren, auch wenn davon immer wieder geschrieben wird. Stattdessen wird der Regen per Bildanalyse über die Frontkamera erkannt. Mittlerweile funktioniert das ziemlich gut und man muss kaum noch manuell die Wischer ein- oder ausschalten.
- Die Hardware der MCU (Media Control Unit) ist nur für den Touch Screen und die Arcade da. Der Autopilot und die Fahrfunktionen werden über separate und mindestens ebenso leistungsfähige und spezialisierte Hardware gesteuert.
- Das Abomodell für die Premiumkonnektivität ist nicht neu, das gibt es schon seit Jahren. Es ist nur bisher nicht so transparent, ab wann man bei welchem Modell für das Abo zahlen muss. Bei meinem musste ich in vier Jahren noch nichts zahlen.
- Natürlich bekommt man beim Kauf eines neuen Tesla auch eine Einführung in das Fahrzeug. Keine Ahnung, wo das Gerücht herkommt, dem sei nicht so. Das ist nun wirklich Quatsch. Ich habe sogar zwei bekommen, einmal bei der Probefahrt und einmal bei der Fahrzeugübergabe.
Nett finde ich übrigens, dass man auch ältere Modelle auf neue Hardware upgraden kann. Wenn man das Full Self Driving Paket gekauft hat, bekommt man neue Autopilot Hardware ohne weitere Kosten. Die MCU kann man gegen Aufpreis aufrüsten. Nur den neuen Bildschirm im Fond bekommt man dann nicht dazu.
So reizvoll ich auch die Vorstellung finde, Witcher 3 im Auto spielen zu können, so wenig würde ich es aber wohl nutzen. Zumal mir Tastatur und Maus fehlen würden. Die 1500€ Aufrüstkosten wäre mir das Feature jedenfalls wohl nicht wert. Aber Präferenzen sind natürlich verschieden. Ich persönlich bräuchte auch nicht unbedingt die Option, die Blinkergeräusche auf Furzgeräusche umzustellen, aber mein Sohn findet das ziemlich witzig.
Generell kann ich jedem nur raten, sich einfach mal bei einer Probefahrt selbst ein Bild zu machen. Wenn man einmal Tesla gefahren ist (oder auch ein anderes hochwertiges Elektroauto), dann fühlen sich Verbrenner nur noch wie Pferdekutschen an. Der Unterschied ist gigantisch. Probefahrten bergen allerdings auch immer die Gefahr, eine ziemlich teure Anschaffung nach sich zu ziehen.