Hast du dir mal (die allermeisten) sonstigen seriösen Stellenausschreibungen angesehen die es in der Welt so gibt?
Da steht niemals "du bekommst xy€ brutto" oder "du hast z Tage Urlaub und nach n Jahren wirst du befördert".
Solche Dinge werden höchstens in nichtssagenden Floskeln erwähnt. Da steht dann...
Flexible Arbeitszeiten
Attraktive, leistungsgerechte Vergütung
Hoher Gestaltungsspielraum
Vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten oder Individuelle Karriere-Programme für Ihre Entwicklung
Dynamisches Team mit flachen Hierarchien
Solche Ausschreibungen kenne ich auch und die sind noch weniger Wert als gar nichts. Zur Übersetzung:
"Flexible Arbeitszeiten"
Bis zu 50 h pro 40-h-Woche ...
"Attraktive, leistungsgerechte Vergütung"
... sind bereits mit dem Grundgehalt abgegolten ...
"Hoher Gestaltungsspielraum"
... und können gerne auch nach Mitternacht geleistet werden, Hauptsache sie werden geleistet ...
"Vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten"
... denn dabei kann man viel lernen, ...
"oder Individuelle Karriere-Programme für Ihre Entwicklung"
... z.B. wie schnell man sich individuell um einen neuen Job bemühen muss, wenn man sie nicht leistet ...
"Dynamisches Team mit flachen Hierarchien"
... denn der Chef ist überall direkt involviert.
Von daher kann man sich so etwas in Ausschreibungen auch gleich komplett sparen. Genauso könnte man Minimalfähigkeiten im Bereich Recherche einfach voraussetzen, aber dennoch steht in der Ausschreibung bereits, dass Volontariate als Solche eine einzige Qualifikationsmaßnahme zur Erlangung von Redakteursfähigkeiten sind (wow!) und das man (selbst-)organisatorisch tätig wird sowie selbstständig arbeiten muss. (Überraschung! Artikel mit i.d.R. einem Autor in einem Magazin mit i.d.R. einem Fachredakteur pro Gebiet werden idealerweise von einer Person in Eigenverantwortung erstellt! Wer hätte das gedacht?)
Da fehlt eigentlich wirklich nur noch die Vergütung. Aber auch da kann man mit kurzem Nachdenken was schlussfolgern: Für gewöhnlich werden Jobs besonders gut bezahlt, für die man langwierige, teure Ausbildungen nachweisen muss ("Pilot" war bis vor kurzem ein Beispiel), die hohe individuelle Gefahren mit sich bringen (als Bodenaufklärer bei der Bundeswehr bewerben?) und/oder die von der eigentlichen Tätigkeit sehr unangenehm sind (Berufstaucher in Klärwerken sollen ganz gute Stundenlöhne haben). Die Betonung liegt dabei ganz klar auf "und", in der Regel kann man Aspekte sogar miteinander multiplizieren. (D.h. Jobs ganz ohne Voraussetzungen sind auch dann mies bezahlt, wenn sie eklig und körperlich schädigend sind. Die Gehälter von manch Top-Manager kann ich mir dagegen nur damit erklären, dass die selbst ihre Wochenenden mit Golfspielen in Gegenwart von Leuten verbringen, die die Mehrheit der Bevölkerung einfach nur anwidern.
) Ein weiterer Faktor ist natürlich der Bedarf an entsprechendem Personal und die allgemeine Entwicklung der zugehörigen Branche. Ich werde Thilo an dieser Stelle nicht vorweggreifen, aber sein wir ehrlich: Ein Job, den es deutschlandweit vielleicht 20-30 mal gibt, der wortwörtlich "Games" im Namen trägt und der eng mit einem IT-Print-Magazin verbandelt ist, kann nicht ganz oben auf der Gehaltsleiter stehen. Den macht man auch, weil damit das Hobby zum Beruf wird. Wer als erste Frage überhaupt "Kohle?" raushaut, ist vermutlich nicht der optimale Bewerber.