AW: Intel 10 nm Desktop 2020: Erneut Verwirrung um Markteinführung
Zwei verschiedene Chips im Desktop sind nicht unwahrscheinlich. Denn Intel kann seine CPUs nicht so flexibel bauen, wie AMD.
Könnte mir schon verstellen, das es einen reinen Quadcore (i3/Pentium) in 10 nm gibt und die größeren CPUs (i5/i7/i9) auf dem 10-Kerner in 14 nm basieren.
Mehrere getrennt gefertigte Chips gibt es so oder so. Nimmt man die mobilen Varianten mit hinzu, müsste Intel derzeit drei verschiedene Coffee-Lake-Dies fertigen und mit den nativen Sechskernern gab es früher noch einen vierten. Bei den Stückzahlen, die Intel verkauft, ist das auch kein technischer Nachteil – wenn man sowieso 20 Fertigungsstraßen im Einsatz hat, kann man auch je 5 davon angepasste Designs für jeden Marktbereich fertigen lassen. (Zahlen geraten)
Ice Lake hat aber nicht nur eine andere Fertigung, sondern auch eine andere Plattform. Und für eine dritte Desktopplattform inklusive PCHs, Mainboards und Sockel gibt es weder Ankündigungen/Gerüchte, noch wäre das ökonomisch oder vermarktungstechnisch sinnvoll. Ich plädiere daher für Option 1: Intel wird auf Basis der bislang nur mobilen Ice Lake auch verlötete Desktop-Prozessoren anbieten. Das ist kein Widerspruch zum bisherigen Cannon-Lake-Angebot, denn auch wenn diese in homöpathischen Dosen in Desktop-PCs verbaut wurde, gab es dennoch ausschließlich Mobile-SKUs im Angebot.
Eigentlich gehen mit kleineren Strukturen immer höhere Frequenzen einher, denn das Verkleinern verringert sowohl die Kapazität, als auch die Induktivität von Bauteilen. Mit der geringeren Kapazität verringert sich die Hitzeentwicklung bei hohen Frequenzen, da weniger Ladungsträger zum Umladen der Bauteile benötigt werden, und durch die geringere Induktivität verringern sich Leistungsverluste.
Intels Fokus auf Kobalt in den Metal-Layern bei 10nm+ deutet bereits an, dass künftig nicht mehr die Schaltgeschwindigkeit der Transistoren, sondern die Kapazität der Interconnects limitiern. Wenn man die Architekturen weiter verkomplizieren will, bleiben die Entfernungen innerhalb der Kerne gleich groß und somit auch die Länge der Leitungen, während die Ströme in den Transistoren immer schwächer werden. Da könnte tatsächlich der Takt mit der Strukturgröße schrumpfen, wenn der Strom schneller als die Kapazität der nur dünner werdenden Leitungen sinkt. Allerdings haben wir aktuell noch 1-2 Nodes Abstand zwischen Transistor- und Metal Layern.
Unabhängig davon gibt es aber Grenzen bei Effizienz und Kühlbarkeit. Ich habe gerade mal versucht, den taktabhängigen Stromverbrauch eines Zen2 CCDs und eines Cedar-Mill-Dies abzuschätzen. Beide haben rund 80 mm², beide beinhalten nur Kern(e), Caches und ein System-Interface, beide sind für knapp 4 GHz unter synthetischer Maximallast konzipiert und, soweit ich rekonstrurieren konnte, müssten dabei beide um die 80 W verheizen. Aber der eine ist ein 7-nm-Prozessor von 2019 und der andere ein 65-nm-Design von Anfang 2006 – "Stagnation" ist wohl das richtige Wort für diese Nicht-Entwicklung der elektrischen Leistungsdichte.
Klingt ein wenig so, als wolle Intel unentschlossene Kunden davon abhalten bei AMD zu kaufen.
Es klingt jedenfalls ziemlich ambitioniert, dieser Wechsel von „Wir bekommen die Taktraten nicht hin und wir verlieren zu viele Chips pro Wafer“ zu „Yo, passt. 2020 wird der Sh!t!“
Intels Kunden planen ihre Käufe für gewöhnlich nicht nach Manager-Aussagen gegenüber einer kanadischen IT-News-Seite, sondern nach den Angeboten von Dell, HP, Lenovo, Acer, etc..
Und Yield-Probleme hat Intel vor zwei Jahren beklagt, bezüglich Ice Lake hört man diesbezüglich wenig. Bleiben nur die etwas niedrigeren Taktraten und die sind für Produkte mit uns nicht bekannten Taktversprechen nicht zwangsläufig ein Problem.
Naja ich denke das Vielkern Design macht ihnen Probleme und war so erstmal nicht geplant, dazu holt/holte AMD zusätzlich in ipc auf. Ich denke Intel hatte erstmal noch bis 2021 mit 4 Kernen, als Consumer High End, im Portfolio gerechnet und die Entwicklung auf dem Markt unterschätzt, die AMD losgetreten hat.
Nun muss man die Arch überarbeiten und zusätzlich für gute Ausbeute in den eigenen Fabs sorgen...
Anders kann ich mir nicht erklären, warum sie sich so Zeit lassen... So ne Marktführerschaft muss auch verteidigt werden und das macht man nicht, indem wartet bis der Konkurrent auf Augenhöhe ist...
Rückwirkend sprechen einige davon, dass schon für Canon Lake und somit 2016 Sechskerner auf der Agenda standen. Davon habe ich seinerzeit nie etwas mitbekommen, aber zusammen mit dem 10-Kern-HEDT-Upgrade bereits bei Broadwell E ist es sehr wahrscheinlich, das Intel 2017/2018 mit Ice Lake auf sechs Kerne umgeschwenkt hätte. Bereits Skylake X, der als letzte Intel-CPU halbwegs unbeeinflusst vom 10-nm-Desaster erschien, wurde 2017 minimal mit nativen 10 Kernen gefertigt. Den wachsenden Hexacore-Markt hätte nicht nur durch deaktivierte CPUs aus dieser Produktion kosteneffizient bedient werden können; da war spätestens zum erscheinen des regulären Skylake-Nach-Nachfolgers Anfang 2018 ein Mainstream-Sechskerner als Ergänzung geplant. Nur eben nicht in 14 nm und vermutlich auch nicht zu den von AMD erzwungen Preisen.