AW: Frauen in EA-Spielen: Laura Miele spricht über die Integration in Battlefield und Spielerinnen
Das Gameplay ist der wahrscheinlich wichtigste Punkt eines jeden Spieles und wenn man ein wenig Realismus über Bord wirft, damit das Gameplay profitiert, dann ist das im Zweifelsfall eine gute Entscheidung.
Gar keine Frage. Sicherlich kann man sich im Detail streiten, wie viel Realismus (bzw. welche konkreten Aspekte) man für welchen Gewinn im Gameplay opfern kann. Ich fände beispielsweise, dass ein gewisser Munitionsmangel, aus dem sich eine häufigerer Waffenwechsel und damit Verfolgen anderer Taktiken sowie etwas kürzere Sprintzeiten und langsamere Bewegungen das Gameplay eher bereichern würden, aber das Spiel ist ja nicht ausschließlich für meine Geschmack programmiert.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Wenn die Entscheidung, aus Grund X auf Realismus zu verzichten, bereits gefällt und in vielen Belangen von den Spielern akzeptiert wurde, ist es absolut affig, Realismus zur Heiligen Kuh hochzustilisieren. Die Kuh ist schließlich schon längst geschlachtet und steckt verwurstet in ihrem eigenen Darm.
Und was Grund X angeht: Wenn weibliche Avatare gewünscht sind, muss man einfach nur rational abwägen: Die Option nicht anzubieten, schränkt jene Spieler ein, die sie gerne hätten. Sie anzubieten, schränkt jedoch nicht jene Spieler ein, die sie nicht möchten - denn diese müssen die Option schließlich nicht wahrnehmen.
Und ja, weibliche Avatare verbessern das Gameplay nicht, sie verschlechtern es aber auch nicht, womit das ein absolut müßiger Punkt ist.
Das Problem ist, dass man nach wie vor kommuniziert "genau so war der zweite Weltkrieg". Und das ist eben einfach falsch.
Der Ablauf war allerdings ein anderer: Zuerst kam Argument, es hätte im 2. WK *absolut* keine Frauen an der Front gegeben. Der Fehler von EA war es, sich auf diese komplett am Thema vorbei gehende Diskussion überhaupt einzulassen und mit - in der Tat spärlichen - Gegenbeispielen zu kontern. Den sogenannten Kritikern ("greinende Spielkinder" ist leider oftmals der imho treffendere Ausdruck) haben ohnehin nicht den intellektuellen Background um zu begreifen, dass eine absolute Behauptung bereits durch ein einziges Gegenbeispiel fällt und es auch gar nicht zielführend ist, in der Sache recht zu behalten.
Nach viel hin und her bleibt das Kernproblem nämlich das ursprüngliche: Einige Spieler wollen weibliche Avatare und einige wollen auf keinen Fall weibliche Avatare.
Und jemand hat die Arschkarte entscheiden zu müssen, welchem Wunsch man eher entgegen kommt. Wie dann eine rein rationale Entscheidung aussieht, habe ich oben bereits dargelegt, aber hier geht es um Marktpolitik, und die ist nicht immer rational. EA hat entschieden, dass die Entscheidung pro weibliche Avatare ihnen auf lange Sicht mehr nützt und es bleibt abzuwarten, ob sie damit recht haben.
Die fortgesetzte bzw. immer wieder aufflammende Debatte um Realismus und darum, wie viele kämpfende Frauen es auf welcher Seite an welcher Front tatsächlich gegeben hat und wie viele nötig wären, um deren Vorkommen in einem Spiel zu rechtfertigen oder ob man das überhaupt rechtfertigen muss, ist ein Gefecht mit Nebelkerzen und Blendgranaten, von dem kein Spieler profitiert, wohl aber EA, denn so viel Rummel im Vorab kostet normalerweise 'ne Stange Geld.
Hinzu kommt, dass diejenigen, deren Wunsch erfüllt wurde, nun ganz sicher kaufen werden diejenigen, die dagegen waren, überwiegend trotzdem kaufen werden, egal wir großspurig jetzt Viele das Gegenteil behaupten. Die breite Masse hat nicht das Sitzfleisch für einen anständigen Boykott, selbst wenn dieser zuweilen - aus viel triftigeren Gründen als dieser - eigentlich nötig wäre.
Der langen Rede kurzer Sinne: Viel Lärm um nichts.
Niemand hat irgend etwas erreicht, außer vielleicht, FPS-Spieler vor der Öffentlichkeit (mal wieder) als Spinner darzustellen. Und das haben beide Seiten in diesem Streit sogar unfreiwillig Hand in Hand geschafft.
Mir ist es übrigens immer noch Latte, ob mein Avatar oder der, den ich gerade wegpuste bzw. der mich gerade wegpustet, sekundäre Geschlechtspolygone hat. Das ist mir ebenso gleichgültig wie das Geschlecht der Spieler hinter den Avataren, deren tatsächliche Real-Life-Gefechtseignung, Schwanzlänge, Körbchengröße, sexuelle und religiöse Ausrichtung oder meinetwegen der Name ihres Haustiers. Nichts davon hat irgend eine Auswirkung auf die Qualität des Spiels oder die Qualität des Zusammenspiels.