Coronakrise: Intel soll Produktion über Sicherheitsmaßnahmen gestellt haben

Was für bescheuerte Vorwürfe in meine Augen. Als ob es woanders nicht auch so wäre. Welcher Firma ist die Produktion nicht wichtiger? Ist in meiner Firma nicht anders gewesen. Da musste man auch Zusammenarbeiten auf engsten Raum. Das einzige was unternommen wurde war: das Geschirr und Besteck wurde eingesammelt, Toiletten wurden desinfiziert und für LKW-Fahrer gesperrt und in die Raucherkabine durften nur 3 Mann gleichzeitig. Coronafälle gab es trotzdem nicht.
 
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1. ist es wohl zu bezweifeln, dass sämtliche Mitarbeiter die ganze Zeit im Reinraum mit entsprechender Schutzkleidung unterwegs sind
2. Selbst wenn unterscheiden sich die Maßnahmen auf dem Papier häufig von denen in der Praxis. Ein Bekannter hat ein paar Jahre bei einem Pharmaproduzenten im Reinraum gearbeitet, da sollte es ja nochmal kritischer sein. Seine Aussage sinngemäß: "Gesetzliche Vorgaben wurden nur umgesetzt, wenn ein Kontrolleur im Haus war, da der Betrieb sonst nicht praktikabel ist."
So Dinge wie 10 statt 2 Leuten in der Luftschleuse, Reinigung deutlich "freizügiger" als die (wirklich strengen) Vorschriften, etc.
Würde mich daher wundern, wenn Intel nur ein Yota mehr macht, als nötig ist um die Produktion aufrecht zu erhalten.

Die Anforderungen in den Reinsträumen der Chipproduktion gelten als weitaus höher als in OPs. Aber genau das ist auch ein Grund dafür, warum dort möglichst wenig Menschen arbeiten und das meiste von außerhalb gesteuert wird. Nun stellt sich natürlich die Frage, warum dieses "außerhalb" nicht längst bis ins Home Office verlegt und das Standort-Personal auf ein Minimum heruntergefahren wurde?


Das dürfte wohl bei so ziemlich allen Firmen so sein - es gibt aber entscheidende Unterschiede:

Den Intel-Mitarbeitern mit Symptomen (!) wird empfohlen sich selbst um einen Test zu kümmern und gegebenenfalls von der Arbeit fern zu bleiben.
Bedeutet "kuck selbst wie du klar kommst, wenn du willst bleib halt unbezahlt daheim - gibt ja genug andere/du bist nichts wert".

In anderen Firmen (beispielsweise da wo ich arbeite) wirst du 2 Wochen zwangsfreigestellt wenn du auch nur einen bestätigten Kontaktfall mit einem Erkrankten hattest, bei Symptomen sowieso - um den Test kümmert sich falls du nicht sowieso einen bekommst der Firmenarzt.
Bedeutet "du bleibst bei voller Bezahlung daheim, wir kümmern uns um den Rest - Gesunderhaltung der Belegschaft um fast jeden Preis, hauptsache du kommst wieder"


Das sind völlig unterschiedliche Ansätze, eine Produktion am laufen zu halten. Und zumindest von letzterer kann ich sagen dass es hervorragend funktioniert. Die Auftrags- und Ertagslage ist zwar beschissen aber die Mannschaft/Produktion ist fit (und wegen der sehr guten Behandlung arbeiten auch viele soweit möglich von zu Hause sogar aus der Quarantäne heraus). Gemessen an unseren Infektionszahlen ist das Werksgelände der wahrscheinlich coronafreiste Ort des ganzen Bundeslandes.

Ich weiß nicht welcher Ansatz der langfristig wirtschaftlich bessere ist - das kommt wohl auch sehr aufs Land an (in den USA wird im Hire&Fire Prinzip sowieso wenig Wert auf Mitarbeiter gelegt). Persönlich glaube ich aber, dass der Weg mit der Belegschaft besser ist als der Weg gegen die Belegschaft.

Bezahlte Freistellungen sind in den USA absolut unüblich, bereits Lohnfortzahlung im Krankheitsfall ist nicht die Regel und oft auf einzelne Tage pro Jahr beschränkt. Ob dies eine gute Idee ist, kann jeder an den aktuellen Infektionszahlen in den USA ablesen, aber Intel hebt sich hier nicht negativ ab und ohne so etwas wie einen "Firmenarzt" sowie in einer anhaltenden Test-Mangelsituation können Firmen auch nicht bei der Diagnose weiterhelfen. Verwunderlich ist aber, dass Intel nicht aus Eigeninteresse mehr Prävention betreibt. Meinem Wissen nach ist man mit Abstand der größte Halbleiterfertiger in den USA, kann also nicht einfach Ersatz für ausfallende Spezialisten von Konkurrenten abwerben.


Nur blöd, dass Intel 85% aller x86 Prozessoren herstellt und nebenbei noch ca. 30% aller FPGAs und ASICs, die für Forschung und Medizin wichtig sind. Und wenn wir mal ehrlich sind, sind alle Dinge die du aufgezählt hast nicht wirklich lebensnotwendig. Bis auf vlt. die Kabelhersteller, aber wenn Prysmian die Produktion drosselt habe die mit ihren 15-20% Marktanteil nicht einen derartigen Einfluss auf z.B. die Produktion von Beatmungsgeräten wie Intel.

Allein die Belichtungsschritte eines Chips dauern mehreren Wochen, testing und packaging finden am anderen Ende der Welt statt und die Systemintegratin inklusive Auslieferung kann Monate dauern. Die heute von Intel produzierten Chips sind also sicherlich nicht systemrelevant in der Corona-Kreise, sondern stehen frühestens zum Weihnachtsgeschäft in die Regale.
 
Verwunderlich ist aber, dass Intel nicht aus Eigeninteresse mehr Prävention betreibt. Meinem Wissen nach ist man mit Abstand der größte Halbleiterfertiger in den USA, kann also nicht einfach Ersatz für ausfallende Spezialisten von Konkurrenten abwerben.

Vielleicht gelten je nach Mitarbeiterqualifikation da unterschiedliche Regeln...
Je leichter ersetzbar desto weniger Prävention?
 
Die Anforderungen in den Reinsträumen der Chipproduktion gelten als weitaus höher als in OPs. Aber genau das ist auch ein Grund dafür, warum dort möglichst wenig Menschen arbeiten und das meiste von außerhalb gesteuert wird. Nun stellt sich natürlich die Frage, warum dieses "außerhalb" nicht längst bis ins Home Office verlegt und das Standort-Personal auf ein Minimum heruntergefahren wurde?
Hab einige Bekannte in dem Bereich durchs Studium und Familie. Es sind eher andere Anforderungen. Chipproduktion will keine Fremdkörper wie Staubpartikel, Fett(finger), Tröpfchen etc.
Bei OPs geht es eher um Keimbelastung, wobei es da auch diverse Abstufungen gibt. Dementsprechend wird desinfisziert und die OP-Kits werden von eigenen Firmen gereinigt und verpackt und erst bei Bedarf geöffnet. Staubpartikel sind zwar nicht gewollt (normalerweise Überdruck im OP, Reinluftzufuhr, etc.), aber sie sind weniger kritisch. Eine Luftschleuse ist Overkill und mitunter auch kontraproduktiv. Ich kann keine 15+ Minuten mit einer Not-OP warten.
Und auch bei OPs wird gehörig gepfuscht. Und zwar weitaus gröber. Einfach mal suchen "Falsches Bein amputiert". Kommt immer wieder mal vor.

Ich sprach aber auch von Pharma-Produktion. Also dort wo Medikamente hergestellt werden. Da geht es um beides, Keime und Fremdkörper. Und wenn da gepfuscht wird, wird das mitunter auch bei der Chipproduktion passieren.
 
Allein die Belichtungsschritte eines Chips dauern mehreren Wochen, testing und packaging finden am anderen Ende der Welt statt und die Systemintegratin inklusive Auslieferung kann Monate dauern. Die heute von Intel produzierten Chips sind also sicherlich nicht systemrelevant in der Corona-Kreise, sondern stehen frühestens zum Weihnachtsgeschäft in die Regale.

Ich wünschte ich könnte deinen Optimismus teilen, aber leider wird dieser dämliche Virus uns wohl noch mindestens ein Jahr (wahrscheinlich ehr 2 Jahre) beschäftigen bis ein Impfstoff zur Verfügung steht...

Natürlich dauert die Belichtung der Wafer einige Wochen. Ein Produktionsdrosselung würde sich aber auch auf Wafer, denen nur noch wenige Fertigungsschritte fehlen, auswirken, daher denke ich nicht, dass es 6 Monate dauern würde bis sich dies sich bemerkbar macht, sondern ehr 6-8 Wochen... Hatte aber auch vorrangig an den Server- / Embedded-CPUs und FPGAs / ASICs gedacht...
 
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