AW: Core i9-9900K: Update des zweifelhaften Tests lässt AMD deutlich besser dastehen
Dieses ganze AMD-vs-Intel-Gebashe (und umgekehrt) ist aus drei Gründen vollkommen unnötig.
1.
Einfach bei den Tatsachen bleiben. Intel hat ein Unternehmen für einen CPU-Test bezahlt. Dieses Unternehmen hat einen Test gemacht und veröffentlicht, bei dem - Überraschung - der Auftraggeber der Gewinner ist. Als dieser Test dann hinterfragt wird, gibt das besagte Unternehmen schließlich zu, dass der AMD-Prozessor einen wesentlich leistungsschwächeren Kühler hatte als sein Intel-Konkurrent. Etwas später haben sie dann außerdem zugegeben, dass vier der acht Kerne des AMD-Prozessors abgeschaltet waren. Spätestens ab diesem Punkt muss man die Eigenwerbung dieses Unternehmens
(Fact-based marketing) als Satire betrachten. Ein Nachtest, immer noch mit dem schwächeren Kühler für den AMD-Prozessor, ergibt dann, dass der Leistungsunterschied Intel - AMD sich von um die 45 % auf um die 12 % verringert.
1.1
Die Intel-CPU ist um ein Mehrfaches teurer als 12 %. Warum auch nicht, High-End ist immer überproportional teuer. Ansonsten wird der Markt es richten. Entweder wird die CPU zu diesem Preis gekauft oder nicht. Im letzteren Fall wird die CPU billiger. So oder so sehe ich keinen Grund sich aufzuregen.
2.
Der Test ist nicht vertrauenswürdig (siehe 1), die (mehr oder weniger) unabhängigen Redaktionen werden in Kürze vertrauenswürdigere Zahlen liefern. DANN kann man diskutieren. Stand heute ist alles nur Herumraten.
3.
Fanboytum ist unsinnig und sogar schädlich, wenn man den Hass betrachtet, der sich daran hochschaukelt. Warum zum Geier verknüpft ein beträchtlicher Teil der Menschen ihr Glück, wenn nicht gar ihre Persönlichkeit, mit irgendwelchen Smartphoneherstellern, Fußballmannschaften, Automarken oder eben CPU- und GPU-Herstellern? Was ist der Grund, wo liegt der Vorteil? Ich kann beim besten Willen nichts sinnvolles daran erkennen. Eine CPU und GPU kauft man sich mit Blick auf die eigenen Anforderungen und das eigene Portmonee - fertig. Welchen Sinn hat es, CPU´s ausschließlich bei Intel oder ausschließlich bei AMD zu kaufen? Dadurch verkleinert man sich doch nur ohne Not selbst die vorhandenen Optionen.
3.1
Oder Fußballfans deren Mannschaft verloren hat. Welchen Sinn hat es, auf die Fans der gegnerischen Mannschaft sauer zu sein? Zumindest scheint es ja so zu sein, wenn man sich ansieht, was in den Stadien und Austragungsstädten manchmal los ist. Sollte man nicht auf die EIGENE Mannschaft sauer sein, wenn sie verliert? Die war doch dann die schlechtere Mannschaft. Oder vielleicht hat der Schiedsrichter Mist gebaut, das soll ja vorkommen. O.k., dann seid doch auf den Schiri sauer, dafür können die gegnerischen Fans doch nichts. Ich kapiere Fans jeglicher Couleur wirklich nicht, ganz ehrlich.
Zurück zu diesem seltsamen "Test". Dieser ganze Vorgang erinnert mich an die Zeit, als AMD Intel mit den Athlon-CPU´s mächtig Konkurrenz gemacht hat. Intel startete darauf die Marketing-Kampagne unter dem bekannten Logo "Intel inside", was informiertere Nutzer zu der Antwort "Idiot outside" veranlasste.
Damals griff Intel zu unlauteren Machenschaften, wegen denen Intel mittlerweile auch gerichtlich verurteilt worden ist. Ist es etwa wieder soweit? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man bei Intel gerade ausgesprochen nervös geworden ist, anders kann ich mir diesen seltsamen Marketingstunt nicht erklären.
Jetzt noch eine bewusst polemische Bemerkung: Fanboy sein ist deshalb super, weil es Denkarbeit erspart. Der eigene Verein, Auto-, Smartphone-, CPU-, GPU-, was-auch-immer-Hersteller ist der Beste (der Gute) und muss gegen jeglichen Verdacht, doch nicht der Beste zu sein, verteidigt werden (gegen die Bösen). Wenn man das verinnerlicht hat, ist das Leben viel einfacher. Eine reflektierte Entscheidung angesichts einer Vielzahl von Optionen zu treffen erfordert eine hohe Aktivität im Frontallappen, was anstrengend ist. Fanboys können sich das sparen, denn sie "wissen" ja immer schon vorher, wer das beste Produkt bietet. Das wird der Vorteil sein, nach dem ich gesucht habe.
Es ist, glaube ich, trotz meiner grundsätzlichen Ablehnung jeglichen Fanboytums wohl erkennbar, dass meine Sympathie in dieser Sache eher in Richtung AMD geht.
Zum Einen liegt das an dieser David-gegen-Goliath-Situation, da drücke ich immer unwillkürlich dem Kleinen die Daumen. (Zugegeben, das beruht auf einem Reflex und nicht auf logischen Erwägungen. Man ist schließlich nur Mensch.) Zum Anderen beruht meine Einstellung auf der Marktlage der letzten Jahre. Dadurch, dass AMD Intel im gehobenen und High-End-Segment nicht viel entgegenzusetzen hatte, wurde meiner Meinung nach die technologische Weiterentwicklung gebremst. Außerdem darf vermutet werden, dass Intel diese Situation für eine Anhebung der Preise genutzt hat. Jedenfalls wären sie dumm gewesen, das nicht zu tun. Nun, wo AMD Intel wieder richtig Konkurrenz machen kann, muss Intel sich wieder ins Zeug legen. Das wird dazu führen, dass die technische Entwicklung bei den CPU´s sich wieder beschleunigt. Gleichzeitig dürften die Preise zumindest im gehobenen Marktsegment fallen. Eigentlich müssten die Intel-Fans sich über AMD´s aktuellen Erfolge sogar freuen, denn sie werden mittelfristig die CPU´s ihres Lieblingskonzerns günstiger bekommen. Aber wie gesagt: so eine Erkenntnis erfordert Hirnaktivitäten, die Fans meiner Meinung nach lieber vermeiden.
Unterm Strich wird es uns allen Zugute kommen, wenn AMD jetzt erst einmal ordentlich Marktanteile für sich gewinnen kann. Ich habe aber keine Zweifel, dass Intel früher oder später mit einem richtig guten Konter kommen wird. Intel ist dermaßen riesig im Vergleich mit AMD, hat ein Vielfaches der Ressourcen, es wäre ein Wunder, wenn es anders kommen würde. Hoffentlich hat AMD auch dann wieder seinerseits ein gutes Produkt am Start, damit wir nicht wieder zehn Jahre warten müssen, bis der CPU-Markt so schön in Schwung kommt, wie es jetzt gerade der Fall ist. Die Langeweile der Jahre vor Ryzen wünscht sich doch hoffentlich niemand zurück, oder?
Wenn jemand zu Intel greift weil er Marken treu ist und Intel lieber mag-> bitte schön, meinetwegen. Aber diese Geschwindigkeitssache ist ab der 2000er Serie meiner Meinung nach absolut kein Argument mehr.
Richtig. Wobei ich mich frage, warum irgend jemand das eine gewinnorientierte Unternehmen dem anderen gewinnorientierte Unternehmen vorziehen sollte, weil er es mag. Wie kann man ein börsennotiertes Unternehmen mögen? Offensichtlich ist das ja der Fall, aber wie geht das? Das schmeckt und riecht nicht, es macht keine Musik, es ist nicht kuschelig, steichelt mich auch nicht... was soll man daran mögen?
Munter bleiben!