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Komplett-PC-Aufrüster(in)
Dieser Thread soll dazu da sein, ein paar beliebte Modifikationen, die man an einem MX-Switch vornehmen kann, vorzustellen.
1. Austauschen von Sprungfedern
2. Schmieren
3. Stickern
1. Austauschen von Sprungfedern:
Eine sehr beliebte und effektive Methode einen Switch zu ändern ist diese, die Sprungfedern, die sogenannten "springs" auszutauschen.
Dadurch, dass die Slider (Stems genannt) das Verhalten eines Switches bestimmen, kann man dadurch die Kraft, die benötigt wird, um einen Switch zu drücken, verändern.
Die Klassiker hierbei wären:
Ergo-Clear:
Der Slider eines MX-Clear Switches wird mit einer leichteren Sprungfeder, zum Beispiel der eines Brown, Blue oder Red Switches ausgetauscht. Dadurch wird die benötigte Kraft heruntergesetzt und der taktile Bump verstärkt.
Dieser Switch ähnelt dann am ehesten einem MX-Brown mit einem viel eher spürbarem Feedback. Allerdings kann es bei diesem Switch Probleme geben, da es durch den Slider eines Clear-Switches einen höheren Widerstand gibt, als zum Beispiel bei einem MX-Brown Switch. So kann es bei schwereren Tasten, wie zum Beispiel einer Cherry 7x Leertaste dazu kommen, dass die Taste unten stecken bleibt oder nicht flüssig resettet und nach oben kommt. Um dies zu verhindern, kamen Leute in den koreanischen Foren otd.kr und kbdmania.net auf die Idee, Custom-Springs herzustellen, nämlich 45g, 52g, 55g, 62g und 65g Springs (auch Supergo-Clears genannt). Diese erlaubten nun ganz neue Möglichkeiten, Springs und Stems also die Sliders zu kombinieren.
Später werde ich noch zeigen, wie man einen Ergo-Clear Switch zusammenschustert.
Ghetto-Red:
Vor einiger zeit war es noch nicht so einfach, an Tastaturen mit MX-Reds zu kommen. Um trotzdem dieses damals hoch angepriesene "Cloud of Boobs"-Gefühl eines MX Reds zu bekommen, nahm man einen MX-Black Switch und setzte in ihn die Springs eines MX-Blue oder Brown Swichtes ein.
Ghetto-Green:
Dieser Switch benutzt die Stems von MX-Blue Switches und die Springs von MX-Blacks oder MX-Clears ( noch eine Spur härter), um einen MX Green-ähnliches Gefühl zu erhalten.
Panda-Clears:
Benutzt die Springs eines Black Switches und die Stems von Clear Switches. War eine Zeit lang beliebt, ist heute aber selten zu sehen. Liegt vom Gefühl zwischen Ergos und normalen Clears.
62g Blacks:
Sehr beliebter Switch, auf vielen Koreanischen Custom-Boards zu sehen. Dieser Switch benutzt koreanische 62g Springs und Black Stems, erzeugt ein sehr schönes lineares Gefühl. Leichter als Standard-Blacks, aber "smoother", was wohl an der Länge der Feder liegt.
Natürlich gibt es noch sehr viele andere Kombinationen aus Springs und Stems, diese sind aber die Beliebtesten. Was zu den Koreanischen Springs noch zu sagen ist, die Zahl steht immer für die Bottoming-Out-Force, also die Kraft die benötigt wird, um die Feder ganz runterzudrücken. Außerdem fühlen sie sich durch den längeren Federweg ein wenig "smoother" an als normale MX-Switches. Der Haken: Sie sind außerhalb Asiens wirklich sehr schwer zu bekommen.
Beispiel Ergo-Clear-Mod:
Ich verwende für meine Ergo-Clears 55g vergoldete Koreanische Springs und Clear Switches von einer ausgeschlachteten Cherry G80.
Hierbei ist zu beachten, dass diese PCB-mounted (also an die Platine befestigt) sind, und meine Filco Plate-mounted ist. Der Unterschied ist, dass PCB-mounted Switches unten zwei Plastik-Stifte haben, um Extra-Stabilität zu gewährleisten.
Bei einem plate-mounted Board ist dies nicht von Nöten, da die Platte die Stabilität der Switches gewährleistet.
Um nun die Feder austauschen zu können, müssen wir erst mal den Switch öffnen. Dies geschieht, indem man in die jeweils 2 Auskerbungen hinten und vorne fährt und diese hochschiebt (oben im Foto).
Pro-Tipp: Nehmt die Spitze eines Kabelbinders und fahrt damit rein, dann nach oben schieben und leicht den Kabelbinder drehen.
Nun ist der Switch offen:
Betrachten wir die Bestandteile doch einmal näher:
Von links nach rechts: Gehäuse des Switches (housing) und unterer Teil des Gehäuses. Hier sieht man noch, dass eine Diode im Switch verbaut ist. Diese könnt ihr je nach Board meistens rausnehmen, da sie schon auf dem PCB verbaut ist. Neben dem Gehäuse liegt die Stem. Ganz rechts ist unsere alte Feder. Dieser weiße Stutzen Plastik an der Stem bestimmt übrigens, wie sich unser Switch anfühlt.
Nun machen wir den Slider noch sauber und tauschen unsere Feder aus, danach setzen wir den Switch wieder zusammen.
Zu beachten ist, dass man auf plate-mounted Boards alle Switches ablöten und wieder auflöten muss, bei PCB-mounted Boards kann man den Switch auch ohne öffnen.
Hier gibt es allerdings auch wieder Ausnahmen, wie zum Beispiel die koreanischen Custom-Bretter. Diese haben entweder Aussparungen in der Mounting-Plate, die es ermöglichen den Switch zu öffnen, oder sie sind wie zum Beispiel die Cheat half-platemounted.
2. Schmieren:
Cherry MX Switches haben eine gewisse Reibung (friction), wenn man sie drückt. Diese kann man fühlen, aber auch hören, wenn man eine Taste ganz langsam drückt.
Um diese zu verringern, kann man einen Switch einfach ölen (lubing).
Allerdings sollte man jetzt nicht hergehen und mit normalem Haushaltsöl auf seine Tastatur losgehen!
Hierfür werden meist die Krytox Schmiermittel verwendet. Da die meisten Krytox Produkte in Deutschland aber nur sehr schwer zu bekommen sind und meist sehr teuer, gibt es auch Alternativen.
Generell sollte darauf geachtet werden, dass für die Slider ein Schmiermittel mit einer höheren Viskosität verwendet werde sollte und für andere Anwendungspunkte eher ein Schmiermittel mit niedriger Viskosität.
Ich persönlich habe positive Erfahrungen mit Schmiermitteln auf Silikonbasis aus dem Modellbau für Plastikteile gemacht.
Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass das Schmiermittel sich nicht schnell verflüchtigt und keine Rückstände hinterlässt, auch können Switches mit hörbarem Feedback ihren Klick durch manche Öle verlieren.
Nett zu wissen: Auch diese Modifikation stammt soviel ich weiß von unseren Kollegen aus Korea.
Um einen Switch zu luben, muss man ihn in der Regel auch wieder öffnen und an seinen Reibungspunkten (Friction Points) schmieren. Hierbei ist darauf zu achten, dass man nicht zu dick aufträgt.
Es wurde auch schon berichtet, dass man erfolgreich geschmiert hat, indem man eine Lösung aus Alkohol und Schmiermittel über den geschlossenen Switch gekippt hat. Dadurch, dass der Alkohol sich verflüssigte, sei der Switch dann gut geschmiert gewesen. Das Ergebnis war aber anscheinend nicht so überzeugend wie das explizite Schmieren der Friction-Points. Das Thema an sich ist aber sehr weit, da es sehr viele verschiedene Gleitmittel und Kombinationen aus verschiedenen Gleitmitteln gibt.
3. Stickern:
Auch das Stickern ist wieder eine koreanische Modifikation. Hierbei wird in das Gehäuse eines Switches ein Papiersticker geklebt, der die Wackligkeit eines Switche reduzieren soll. Diese Wackligkeit kann man auch selber testen, indem man den Finger auf einen Switch mit Keycap legt (geht auch auf dem Keyboard) und dann nach links und rechts fährt.
Diese Modifikation ist auch auf sehr vielen Custom-Boards anzutreffen. Meiner Meinung nach ist dies aber eine eher nicht lohnende Modifikation, da der erzielte Effekt sehr gering ist. Außerdem ist es wie bei fast allen koreanischen Dingen, die Tastaturen betreffen, so, dass sie in Europa / Amerika schwer zu beziehen sind.
Ich erhebe hiermit keinen Anspruch auf die Vollständigkeit dieses Artikels, viel eher soll einfach nur ein Einblick in das, was man mit einem Switch so verbrechen kann, gewährt werden.
Falls Interesse besteht, werde ich in nächster Zeit noch kleine Artikel über Mods bei Filcos, Koreanische Customs oder Lubing schreiben.
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