Bin gespannt ob das die Versicherungen jemals durchwinken werden. Und wenn, dann sicherlich mit fürstlicher Entlohnung...
Ich denke, dass die Versicherungen da gar nicht das Problem sind. Klar wird das zunächst teurer, da die noch keine Unfallstatistiken haben. Aber es besteht durchaus die Chance, dass die Unfallgefahr sogar signifikant sinkt. Insofern fahren evtl. einige das Risiko oder bieten eine Art "Cash-Back", wenn nach x Jahren die Unfallstatistik unter der eines normalen Autos liegt. Denkbar...
Viel mehr Probleme machen mit Sicherheit Schuldfragen und andere gerichtliche Auseinandersetzungen. Ich denke, was dem ganzen vor allem im Weg steht - und auch noch lange stehen wird ist der "wütende Mob" beim ersten Unfall, der auf einen technischem Fehler zurückzuführen ist. Und ohne dass berücksichtigt wird, wie viele Unfälle bei der Laufleistung x ein Mensch statistisch bereits verursacht hätte.
Dann heißt es "Scheiß Technik, kann man sich nicht drauf verlassen" - was auch stimmt, aber ich denke auf Menschen kann man sich noch weniger verlassen
Ich wage sogar zu behaupten, dass im reinen "Straßenverkehr", ohne Berücksichtigung von Fußgängern, so ein Auto nahezu Unfallfrei fahren kann. Stadtverkehr jedoch dürfte noch einige Jahre an Entwicklung benötigen.
Alleine das Unterscheiden zwischen Mensch und Plakat, Mensch und Tier, leere Papiertüte und Backstein - das ist für Sensoren und Algorithmen dahinter weiterhin schwierig.
Wo die Technik aber (noch) gar nicht hinterher kommt ist bei der Erkennung von eventuellen Gefahren aufgrund von dummen Aktionen anderer Verkehrsteilnehmer.
Beispiel:
An der Ampel steht eine Mutter mit Kinderwagen und einem 6-jähren Kind daneben, welches Sie an der Hand hält. Hier kann das Auto - ebenso wie ein Mensch - die Situation ggf. noch erkennen und so fahren, dass eine rechtzeitige Bremsung möglich wäre.
Jetzt nähert man sich der Ampel und stellt fest, dass das Kind herum brüllt und die Mutter schlägt.
Jeder aufmerksame Fahrer würde nun vermutlich direkt abbremsen, da die Möglichkeit besteht, das Kind könnte sich losreißen und auf die Straße rennen/fallen. Ein Auto könnte diese Situation aktuell noch nicht verarbeiten.
D.h. im Stadtverkehr wären diese Fahrzeuge a) ständig mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs, auch wenn keine unmittelbare Gefahr besteht oder b) eine große Gefahr, da sie viele Situationen noch nicht korrekt einschätzen können.
Das Beispiel sollte man jedoch nicht falsch verstehen - selbst bei aktueller Technik kann ich mir vorstellen, dass der menschliche Fahrer trotzdem im Stadtverkehr mehr Unfälle baut, weil er jemanden im Augenwinkel nicht gesehen, am Smartphone was getippt, telefoniert hat, einfach müde ist oder selbst unachtsam fährt - das sind alles Risikofaktoren, die beim "selbstfahrenden Auto" nicht vorhanden sind. Aber es kann mMn nicht das Ziel sein, ein Auto fahren zu lassen, dass ggf. etwas weniger Unfälle baut als der Mensch. Es müssen signifikante Verbesserungen (70% Unfall-Verringerung oder mehr) sein, sonst ist das Risiko, dass völlig ohne Verschulden eines Beteiligten etwas geschieht einfach zu hoch.
Wo ich gerade so darüber nachdenke: Nüchtern betrachtet sollte das doch wirklich überhaupt kein Problem sein, solange man dem Fahrer weiterhin absoluten Vorrang lässt. Dann kann niemand mehr behaupten, er hätte einen Unfall selbst nicht verursacht - das hat zwar zur Folge, dass man erstmal nichts gewonnen hat, denn man muss weiterhin konzentriert und aufmerksam bleiben. Aber dann dauert es bestimmt nicht lange, bis diese "Eingriffe gegen die Technik" selbst so viele Unfälle provoziert hätten, dass man dies wieder einschränkt. Eigentlich eine spannende Idee - aber in der Praxis dann alleine aus rechtlicher Sicht vermutlich fast unmöglich umzusetzen.
Bin auf jeden Fall mal gespannt wie sich das entwickelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass solche Modelle in absehbarer Zeit vor allem im asiatischen Raum eingesetzt werden.