Biosiegel sind vorallem eines - irrsinnig teuer. Es gibt einen Haufen Produkte, die genauso "bio" wie Bioprodukte sind, aber bei denen es der Hersteller nicht einsieht, für teuer Geld ein Biosiegel zu lizenzieren, weil er die Kosten auf den Produktpreis umschlagen und schlimmstenfalls seine Marktposition in Gefahr bringen müsste.
Bio heißt auch nicht automatisch umweltfreundlich. Die Bio-Avocado muss trotzdem um die halbe Welt geschifft werden, weil sie in Niedersachsen einfach nicht wächst. Das macht viele hippe urbane Neugrüne zu Heuchlern. Und mit Bio geht meistens auch ein höherer Platzbedarf als bei konventionellem Anbau einher, und das ist vielerorts eigentlich das Gegenteil von dem, was die Landwirtschaft der Zukunft erreichen muss, um weiterhin eine ausreichende Versorgung der Weltbevölkerung sicherzustellen.
Wenn ich mir die Zukunft vorstelle, sehe ich Indoorfarmen mit hydroponischem Vertikalanbau, genmodifizierten Superpflanzen (Open Source) und extrem hohem Ertrag - und dank der abgeschirmten Umgebung im Prinzip ohne Herbizide oder Pestizide. Und wer trotzdem meint, Bioanbau mit ineffizienten Pflanzensorten und ineffizienten Methoden auf kleinen Bauernhöfchen sei das A und O der Ernährung, der hat den Schuss nicht gehört und ist einfach weltfremd. Mag sein, dass ihr persönlich Biofraß für lecker und gesund haltet und nach Herzenslust romantisiert, aber es ist keine Universallösung und könnte im Gegenteil sogar zum Problem werden.