Und genau davon rede ich die ganze Zeit: Ein Grundeinkommen wird weiterhin unterscheiden müssen, weil es einen Unterschied gibt zwischen Empfängern, die davon leben müssen und solchen, die es lediglich unterstützen bzw. ihnen zusätzliche Perspektiven eröffnen (oder einfach nur ihr Konsumverhalten ankurbeln) soll.
Genau das ist der Knackpunkt.
Die Zahl der Personen die in Deutschland ihre Arbeitszeit bei Erhalten eines "Grundeinkommens" senken würde wäre wohl ziemlich hoch, denn den Meisten reicht das Geld das sie bereits haben, sprich für sie ist Zeit wichtiger als Geld.
Das führt wiederum führt dazu, dass die Wirtschaftsleistung Deutschlands garantiert sinkt, da die Arbeitsleistung des Einzelnen sinkt, was wiederum zu niedrigeren Umsätzen etc. führt und schlussendlich eben zu niedrigeren Steuereinnahmen.
Diese müssten jedoch massiv steigen um das Grundeinkommen überhaupt erst zu finanzieren.
Letztendlich geht es selbst dann nicht auf, wenn die Leute gleich viel arbeiten, da die Steuereinnahmen die durch den höheren Konsum generiert werden die Kosten für das Grundeinkommen hinten und vorne nicht decken.
Bekommt jedoch nicht jeder das Grundeinkommen, dann ist es schlicht keines mehr, sondern eben nur eine weitere normale Sozialhilfe wie es sie bereits jetzt gibt.
Kurz: Allen Bürgern so viel zu geben, dass sie davon leben können, ist nicht bezahlbar. Den Betrag so zu gestalten, das er bezahlbar ist, wäre für tatsächlich Bedürftige nicht ausreichend.
Und wenn ich deinen nächsten Satz richtig deute, siehst du das im Grunde genauso.
Natürlich. Wie ich bereits gesagt habe ist es wirtschaftlich betrachtet sowieso unmöglich zu finanzieren insofern es jeder bekommt.
Für Bedürftige gibt es bereits Sozialhilfen, aber klar hier wäre eine Vereinfachung richtig, jedoch sollte man nie den Bedarf Außeracht lassen, weshalb pauschale Summen meiner Meinung nicht zielführend sind.
Es wäre abzuwägen, ob chronisch kranke arbeitsunfähige Personen beispielsweise 1500€ bekommen können und es - für weitere positive Effekte einschließlich der Wahrung des sozialen Friedens und Eindämmung der Neiddebatte - für trotzdem einen geringeren Grundbetrag für Alle geben könnte.
Genau das halte ich für wirtschaftlich nicht finanzierbar. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass es deshalb eine Neiddebatte geben würde, hier handelt es sich um eher kleine Summen, insbesondere verglichen damit was unsere Bundes- und die Landesregierungen Jahr für Jahr aus dem Fenster werfen.
Es geht ja in einem Sozialstaat nicht nur darum, die absolut Bedürftigen zu versorgen, sondern die Aussichten für Alle zu verbessern. Und in einer sozialen Marktwirtschaft eben auch darum, selbige im gleichen Zug zu befeuern und allzu große Ungleichheiten bzw. Schieflagen auszubügeln - wie zum Beispiel prekäre Löhne.
Für alle verbessert man sie eher in dem man Unternehmen hilft, nicht unbedingt durch Geld, sondern eher durch Verminderung der Bürokratie, was Kosten spart und möglicherweise Arbeitsplätze schafft.
Löhne sind jedoch nicht Sache des Staates sondern des jeweiligen Unternehmens und Angebot und Nachfrage kreieren auch den preis für Arbeitskraft.
Jemand der gut qualifiziert ist, und keine massiven unverschuldeten Nachteile hat, wird auch gut bezahlt.
Beispielsweise den Mindestlohn anzuheben hilft denjenigen, die Arbeit haben, verschreckt jedoch die Arbeitgeber und senkt die Chancen derer, die gerne noch Arbeit hätten, weil nach Möglichkeit weniger eingestellt wird.
Der Mindestlohn hat soweit mir bekannt hat keine sehr offensichtlichen negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft gehabt, das wird auch so bleiben, in dem man ihn nicht übermäßig erhöht und die Wirtschaft damit zu sehr belastet.
Der Effekt höherer Löhne auf das Konsumverhalten hat eine Verzögerung, der Effekt eines Grundeinkommens wäre sofort vorhanden. Und niemand hat das Gefühl, er würde das allein bezahlen müssen und nichts zurückbekommen, denn es bezahlen alle und es empfangen alle.
Der Unterschied ist, dass höhere Löhne erwirtschaftet werden. Ein Grundeinkommen hat zwar einen ähnlichen (keinen gleichen!) Effekt, führt aber am Ende zur massiven Steigerung der Staatsverschuldung bis in den Bankrott, da es wie schon erwähnt nicht gegenfinanziert werden kann.
Von staatlicher Seite unbegrenzt Geld in den Markt zu pumpen geht garantiert irgendwann schief, siehe Türkei.
Streng rechnerisch ist das womöglich unerheblich, aber es glaubt hoffentlich niemand mehr, dass sich Sozialdebatten rein rational führen lassen.
Zumindest lässt sich kalkulieren was höchstwahrscheinlich unbezahlbar ist. Gerechtigkeit ist natürlich subjektiv und lässt sich natürlich eher schwer rational diskutieren.