Für die Aufstellung von Boxen gibt es kein Patentrezept. Dafür sind die Boxen selbst, die Räumlichkeiten und auch die eigenen Hörgewohnheiten viel zu sehr verschieden. Manche der Ratschläge, die man so liest sind aber immerhin als Ausgangsbasis brauchbar.
Die Aufstellung im gleichseitigen Dreieck ist z.B. nonsens. Das taugt allenfalls als Basis für weitere Versuche. lediglich gleich weit vom Hörer weg sollten sie stehen. Wie breit die Basis ist, das hängt individuell an den Boxen und deinem Hörgeschmack. So gibt es Boxen, die dafür gemacht sind sehr weit auseinander zu stehen, bei anderen entstünde ein Loch im Klangbild wenn man sie zu weit auseinanderschiebt. Da hilft nur probieren, hören und dann entscheiden.
Selbiges gilt für das Eindrehen auf den Hörplatz. Damit kann man den Hochton "einstellen" direkt auf den Hörer gerichtet bekommt man bei 99% aller Boxen den meisten Hochtonpegel ab. Oftmals ist das aber des Guten zu viel und man dreht sie besser ein wenig zurück und lässt sie links und rechts an einem vorbei strahlen. Da Hochtöner den Schall bündeln nimmt dabei der Pegel "am Ohr" ab und es wird weniger vorlaut.
Manche Boxen sind gar so konstruiert, dass sie auf Achse (also direkt von vorn gemessen) deutlich zu viel Hochtonpegel erzeugen. Jemand der sich nicht auskennt könnte dann von einer Fehlkonstruktion oder gar dem ominösen "Sounding"
reden...
Weiter ist wichtig, dass man weiß, was denn eine Wand, Ecke, Schreibtischplatte mit dem Sound anstellt.
Jede Begrenzungsfläche in der Nähe der Boxen hebt den Bass an. D.h. wenn man zwangsweise Wandnah aufstellen muss, dann sollte man darauf achten keine Bassmonster zu kaufen. Ansonsten wirds ganz schnell zu viel und schlimmer noch, es dröhnt im Bass weil die Raumakustik bzw. die Raummoden ideal angeregt werden und entsprechend unschön den Sound vermatschen...
Mit dem Wandabstand "stellt" man letztlich den Bass ein. Ideal für Schreibtische an der Wand und in der Ecke sind daher Boxen, die im Bass recht früh, aber sanft abfallen. Der "fehlende" Bass wird dann durch die Aufstellung wieder aufgefüttert. Manche Boxen haben entsprechende Filter, die sich so einstellen lassen dass es passt. Ansonsten hilft ein Blick auf den Frequenzgang oder auch - im Falle einer Bassreflexbox - der Eingriff in die Abstimmung (alte Socken in die Bassreflexöffnung sorgt für frühen sanften Abfall, Verlängerung des Rohrs für tiefere Grenzfrequenz bei abfallendem Verlauf...)
Generell Unsinn ist allerdings der Tipp mit dem 1/3 Raumlänge im Rücken! Wandabstände kann für normale Boxen man definitiv nicht allgemeingültig vorschlagen! Wer mehr Bass mag, geht näher an die Wand (dabei geht leider die Räumlichkeit leider etwas flöten), wer Räumlichkeit groß schreibt und den Platz hat kann etwas weiter weg bleiben. Das ist immer ein Kompromiss.
Normale Boxen arbeiten als Druckwandler, deswegen sorgt eine Annäherung an die Wand insbesondere im Bereich der Raummoden für oft unschöne Dröhnerscheinungen (wer sich noch an Physik erinnert weiß, dass dort bei stehenden Wellen ein Druckmaximum herscht)
Die 1/3 der Raumlänge sind für solche Boxen als allgemeingültige Basis Unsinn. Ich habe meine zwar so aufgestellt, aber eben weil ich es so wollte und der Bass (dank Bassanhebung an der Weiche) für meine Zwecke absolut ausreichend ist.
Ausnahme sind Dipol Boxen. Diese arbeiten als Schnellewandler und funktionieren zu nah an der Wand überhaupt nicht - da kommen vermutlich die 1/3 Raumlänge her, das ist da tatsächlich ein sehr guter Ausgangspunkt. Das ist vermutlich auch der Hauptgrund, warum diese trotz ihrer unbestreitbaren Vorzüge absolute Exoten sind und nur von Liebhabern betrieben werden.
In deinem Fall ist sicher das "Hauptproblem", dass du einmal eine Ecke hinter der Box hast und einmal nicht. D.h. eine Box wird untenrum mehr oder weniger deutlich anders klingen wie die andere. In wie weit dich das stört (das Ortungsvermögen des Ohrs nimmt ohnehin untenrum ab bzw. ab ca. 80Hz hat sich was mit Ortung) musst du ausprobieren...
Wenn ich jetzt immer wieder "ausprobieren" schreibe, dann nicht weil ich dir nicht helfen will, sondern weil ich genau das tun will. Nur du kannst letztlich in deinem Raum und mit deinen Ohren entscheiden wie es dir gefällt - und nur darum gehts!
Mein Vorschlag zur Vorgehensweise:
- Nimm Musik, die du gut kennst, gern hörst und die idealerweise auch noch ordentlich bis gut produziert ist.
- Stell die Boxen einfach mal links und rechts von deinem Monitor auf, Ausrichtung parallel zur Rückwand und mit so viel / wenig Abstand zur Rückwand wie es sich halt ergibt.
- Höre die Musik, nimm dir Zeit und schalte nicht hektisch von Lied zu Lied!
- Probiere aus was passiert, wenn die Boxen näher zur Wand rutschen - weiter hören (idealerweise etwas mit nem schönen Bass - ein Flötenkonzert hilft hier nicht weiter)! Schieb sie ein wenig weiter von der Wand weg - weiter hören! So findest du den besten Abstand um einen schönen, sauberen Bass zu bekommen - Wenn deine Boxen entsprechende Filter für Schreibtioschaufstellung o.ä. haben, dann verwende sie - zumindest probeweise!
- So, jetzt gehts mit der Basisbreite (dem Abstand der Boxen zueinander weiter) - probieren, hören, probieren usw. (hier wäre eine Aufnahme, die auch eine gewisse Räumlichkeit aufweist sicherlich idealer wie ein Garagendemo einer Punkrockband...)
- Letzte Station einwinkeln der Boxen zum Hörplatz. Damit stellst du wie schon beschrieben den Hochtonpegel (die Frische) ein. Probieren, hören usw...
Wenn ich Boxen neu aufstelle, dann nehm ich mir mehrere Stunden Zeit und geniesse dazu einen Haufen Musik. Damit finde ich dann immer schon eine sehr gute Position. Perfekt wird es dann während vieler weiterer Hörsitzungeninnerhalb der nächsten Wochen und Monate. Klingt nach nem Haufen Arbeit, aber wenn man Musik mag, dann ist es einfach Spaß! Und belohnt wird man ja auch noch.