Zu1) Als Content Creator kann man den Nachrichtensektor natürlich vernachlässigen. Gesellschaftspolitisch betrachtet hat er allerdings eine erhebliche Relevanz, er ist eine der vier Säulen des politischen Systems. Ich arbeitete ca. 15 Jahre im Investmentsektor, Daytrading. Über die Zeit beurteilt man da jede Gesetzesänderung nach ihrer möglichen Auswirkung auf die Ökonomie, Branchen und die politische Stabilität um bestehende Prognosen an zu passen so gut es eben geht. Bisher mit Erfolg, mit meiner Emigration kam allerdings der nächste Berufswechsel, nun baue ich ein landwirtschaftliches Unternehmen auf.
zu2) Da beurteilen wir das Gesetz wohl ähnlich, auch wenn mir dazu weniger Wissen zur Verfügung stand. Es bleibt die Frage, wer in der EU mit welchem Ziel sich durch gesetzt hat. Teilst du die Beurteilung, es geht vor allem um Protektionismus der europäischen Medienhäuser gegen angloamerikanische Dominanz in dem Sektor? Es trifft ja nicht aus versehen die Plattformen am schlimmsten.
zu3) Ja, so ist das. Bildung und beruflicher Erfolg machen einen flexibel, die Verbindung zur nationalen Schicksalsgemeinschaft ist nicht mehr existenziell, man kann unterschiedliche Nationen im Standortwettberb betrachten und sich relativ frei entscheiden, welcher einem die besten Kriterien bietet. Eine tiefer gehende politsche Analyse lasse ich hier aber mal weg, das führt dann zu weit weg vom Thema. DJ
da kannte ich früher auch ein paar, meine ältere Schwester war ein bunter Vogel in der Szene. Da stellen wir unterschiedliche Extreme dar, ich war schon immer introvertiert, im Zuge des Daytrading ergaben sich 14-16 h Arbeitstage am PC, in eigenem Büro ohne Kundenkontakt, arbeitete nur mit eigenem Kapital, die Kommunikation beschränkte sich auf 1-2 Telefonate pro Woche. In der Zeit verlor ich die Fähigkeit Musik zu hören, nehme sie einfach nicht mehr wahr, kann zu arbeitsende nicht mal sagen, ob Musik lief oder nicht. Na ja, wie das Leben eben so kommt, bin auch emigriert um nicht als Workoholic zu enden, da ist Südamerika dann absolute Klasse. Das Leben zu genießen und Arbeit auch mal ruhen zu lassen, keine höheren Ziele an zu streben, für den Moment zu leben, das hat mir meine Freundin hier gnadenlos beigebracht. Auch kann sie keinen Tag verbringen, ohne ihre Familie zu besuchen, klassische Großfamilie auf dem Lande, das ist unbezahlbar, etwas, das in Deutschland leider in weiten Teilen verloren ging.
4) China ist eine aufstrebende Großmacht mit erheblichen Kompetenzen im Bereich Mikroelektronik, Informatik, aber als Land der zweiten Welt mit Zonen, die deutlich zurück geblieben sind. Es gibt dort größere Projekte, das Internet unter Kontrolle zu bekommen. VPN-Netzwerke für Privatpersonen sind verboten, auch wenn es nicht überall kontrolliert wird. Es sollte auch für Unternehmen verboten werden, bzw. VPN sollte nur über vom Staat kontrollierte Server gehen. Das hat ausländische Investoren auf die Palme gebracht, nun hängt es in der Schwebe. Als nächstes soll wohl ein Ausweiszwang zum Einloggen durch gesetzt werden. Cryptosoftware ist generell verboten.
Russland ist da noch viel weiter zurück, schon auf Grund der Korruption ist hier jede Entwicklung deutlich gebremst. Wo China heute steht ist eine Sache, wo es in 20-30 Jahren steht, wenn es diesen Weg konsequent weiter geht, wie sich das auf den Westen und SO-Asien auswirken wird, beschäftigt mich schon. Das Konzept der gesellschafltichen Entwicklung richtung liberale Demokratien durch ökonomische Kooperation, begonnen in den 70ern, ist gescheitert. Die Karten werden neu gemischt mit schwer kalkulierbaren Folgen.
Und zum Abschluss, deine Bewertung der Öffentlich Rechtlichen ist schwer zu überbieten. Abschaffen wäre die beste Wahl. Danke im übrigen für das offene Gespräch, war sehr angenehm und informativ.