Aogo und Lehmann, Identitätspolitik und Cancel Cultur "at it's best"

Ich lese diese Winnetou-Kinderbücher zwar nicht und habe auch kein Kind mehr in dem Alter, aber finde es traurig wie da vorgegangen wird.
Genau da liegt das Problem. Kein Aas hat die Kinderbücher gelesen, aber alle gehen davon aus, dass es nicht erforderlich gewesen wäre, sie zurückzuziehen.

Was aber noch wichtiger ist: Niemand hat es gefordert. Der Verlag kam von sich aus zu dem Schluss, die Bücher nicht zu veröffentlichen. Also eigentlich eine ganz normale betriebliche Entscheidung, die von der Springer-Presse zu einer politischen Entscheidung hochgejubelt wurde, um Verkäufe und Klicks zu generieren.

Und nicht nur die einschlägige Klientel, sondern auch die leicht erregbare Masse - zu der leider auch diesmal du gehörst - reagiert wunschgemäß. Das ist das eigentlich Ärgerliche.

Und das ist wie gesagt kein Einzelfall. Es war schon mal im Gespräch andere alte Märchenbücher umzuschreiben. Und ich finde das man damit zu weit geht.
Die "alten Märchenbücher" sind selbst bereits Bearbeitungen viel älterer Märchen. Diese enthielten nämlich den Brüdern Grimm nämlich noch zu viel Sex, unchristliche Metaphysik und zu wenig bräsig-romantisierte Beispielpädagogik.

Du verteidigst also kein Original, sondern einfach nur das, was du gewohnt bist. Das ist - rein rational betrachtet - eine ungünstige Position, um sich darüber aufzuregen, dass manche Andere diese Märchen ebenfalls lieber an ihre Gewohnheiten angepasst haben möchten.

Ansonsten stehe ich dazu, von klein auf ein Fan von Karl Mays Gesamtwerk zu sein und die Gesamtausgabe alle zwei, drei Jahre komplett durchzulesen. Ich kann jedem, der mit "Karl May war ein Rassist" oder Ähnlichem um die Ecke kommt, eine spontan verfasste mehrseitige Abhandlung um die Ohren hauen, warum er/sie/es damit grundfalsch liegt.

Trotzdem habe ich kein Problem damit, wenn ein Verlag die Bücher zu einem Kinderfilm nicht veröffentlicht, den ich - nach allem, was ich bisher davon erfahren habe - rein ästhetisch für entbehrlich halte und auch meinem Sohn nicht zumuten werde.
Aber nicht, weil ich fürchte, er könnte eine verzerrte Vorstellung von amerikanischen Ureinwohnern bekommen, sondern weil er nicht verblöden soll und ohnehin in zwei, drei Jahren das Original liest. Bis dahin darf er in meiner Begleitung die (keineswegs von irgend jemandem verbotenen) Karl-May-Verfilmungen im ZDF schauen, auch wenn die eigentlich erst ab 12 Jahren freigegeben sind.

DAS ist persönliche Freiheit, ganz im Gegensatz dazu, eine angebliche Agenda zu verdammen, während man tatsächlich selbst einer hinterher läuft.
 
Die "alten Märchenbücher" sind selbst bereits Bearbeitungen viel älterer Märchen. Diese enthielten nämlich den Brüdern Grimm nämlich noch zu viel Sex, unchristliche Metaphysik und zu wenig bräsig-romantisierte Beispielpädagogik.
Naja, haben sie denn die Originale verändert? Oder nur Dinge nicht übernommen und anders geschrieben?
Du verteidigst also kein Original, sondern einfach nur das, was du gewohnt bist. Das ist - rein rational betrachtet - eine ungünstige Position, um sich darüber aufzuregen, dass manche Andere diese Märchen ebenfalls lieber an ihre Gewohnheiten angepasst haben möchten.
Dann kann er ein neues Buch schreiben so wie er das gerne möchte. Aber bitte dann auch unter anderen Namen und mit anderen Figuren.
Aber nicht posthum etwas zensieren und verunstalten.
DAS ist persönliche Freiheit, ganz im Gegensatz dazu, eine angebliche Agenda zu verdammen, während man tatsächlich selbst einer hinterher läuft.
Ich laufe keiner Agenda hinterher. ;)

Und versuche das zu differenzieren. Aber manche Sachen sind übertrieben und man muß auch nicht jeden neuen Sch**ss mitmachen.
 
Aber nicht posthum etwas zensieren und verunstalten.
Hast du eigentlich auch mal ein konkretes Beispiel dafür?
Oder allgemein einfach Angst, dass dies evtl. irgendwann mal passieren könnte?

Mir fallen da jedenfalls grad spontan mindestens 2 Beispiele ein, die durchaus sehr viel Geld im Kino generiert haben und die du vlt. sogar auch gesehen hast.
Stichwort: Disney ;)
 
Naja, haben sie denn die Originale verändert? Oder nur Dinge nicht übernommen und anders geschrieben?
Du siehst mich verwirrt.
Was ist denn der Unterschied zwischen "das Original verändert" und "Dinge nicht übernommen und anders geschrieben"?

Die Gebrüder Grimm haben alte Volksmärchen gesammelt, bestimmte Versionen aus dem riesigen Fundus ausgewählt und diese nachbearbeitet, wenn sie der Ansicht waren, dass die Vorlage ihren moralischen und ästhetischen Vorstellungen nicht genügte.

Also genau dasselbe, was manche Leute jetzt wiederum mit dem Grimmschen Fassungen machen möchten.
Da bin ich aber maximal entspannt, denn wenn die vorherige Fassung nicht tatsächlich verboten wird, dann existierend neue und alte Fassungen nebeneinander und was sich durchsetzt, setzt sich ganz natürlich durch.

Deshalb sind ja heute auch kaum noch Versionen von "Rotkäppchen" in Umlauf, in denen Rotkäppchen kein kleines Mädchen ist, welches der Großmutter ein paar Snacks vorbeibringt, sondern eine junge Frau, die aus Jux und Tollerei den sicheren Pfad (der Tugend) verlässt und dort nicht von einem wörtlichen Wolf gefressen, sondern von einem sich raubtierhaft benehmenden Zeitgenossen tendenziell uneinvernehmlich geschnackselt wird.
Diese durchaus sinvolle Warnung an die Landjugend wurde schon vor den Grimms bevorzugt verschlüsselt tradiert.

Dann kann er ein neues Buch schreiben so wie er das gerne möchte. Aber bitte dann auch unter anderen Namen und mit anderen Figuren.
Da würde dann auch für Kinderbücher mit Winnetou als Hauptfigur gelten. Wo also ist das Problem, wenn diese nicht erscheinen? Das wäre doch genau das, was dich stört? :P

Spaß beiseite, ich ziehe keinen Genuss daraus, dich auf's Glatteis zu führen und will dich auch nicht ärgern, zumal wir ja hier eigentlich ziemlich dicke sind. :)
Aber du merkst sicherlich, worauf ich hinaus will: Du misst aus lieber Gewohnheit mit zweierlei Maß.
 
Du siehst mich verwirrt.
Was ist denn der Unterschied zwischen "das Original verändert" und "Dinge nicht übernommen und anders geschrieben"?

Die Gebrüder Grimm haben alte Volksmärchen gesammelt, bestimmte Versionen aus dem riesigen Fundus ausgewählt und diese nachbearbeitet, wenn sie der Ansicht waren, dass die Vorlage ihren moralischen und ästhetischen Vorstellungen nicht genügte.
Achso. Ich bin davon ausgegangen das die sich auch selber Geschichten ausgedacht haben.
Da würde dann auch für Kinderbücher mit Winnetou als Hauptfigur gelten. Wo also ist das Problem, wenn diese nicht erscheinen? Das wäre doch genau das, was dich stört? :P
Mir geht es darum das nicht im Original rumgefuscht wird.
Spaß beiseite, ich ziehe keinen Genuss daraus, dich auf's Glatteis zu führen und will dich auch nicht ärgern, zumal wir ja hier eigentlich ziemlich dicke sind. :)
Aber du merkst sicherlich, worauf ich hinaus will: Du misst aus lieber Gewohnheit mit zweierlei Maß.
Alles gut! ;)
 
Achso. Ich bin davon ausgegangen das die sich auch selber Geschichten ausgedacht haben.
Nein, es ist eine von den Gebrüdern überarbeitete Version, adaptiert auf deren damaliger Moralwerte, meist mündlich weitergetragener Märchen und Sagen aus dem Volksmund. Abendgeschichten, dass kleinen Kindern auf dem Strohbett aus dem Kopf vorgetragen wurden und sich immer weiterentwickelt haben.
 
Auch Originale werden immer wieder verändert, ob vom Autor oder vom Verlag. Deswegen dann häufig vorne der Vermerk "x-te überarbeitete Auflage".

Ich hab so als etwa 9 bis 10-Jähriger auch die Karl May Romane verschlungen und bin dadurch kein Rassist oder what ever geworden. Ganz im Gegenteil. Und verbinde daher auch positive Erinnerungen mit den Büchern (und auch mit den klassischen Verfilmungen. Wobei mir Pierre Brice schon immer auf den Senkel ging).

Aber wo ist das Problem, sich auch bei solchen Stoffen einzugestehen, dass daa mitunter auch ziemlicher Müll drinstand? Und sich dann zu überlegen, wie man eventuell eine gute Story nur eben ohne Müll erzählen kann?

Das hat nix mit Zensur zu tun. Ja, ich würde mir auch wünschen, dass bei unglaublich vielen Themen - nicht nur bei allem was Diversity, Kultursensibilität etc. etc. etc. - der Empörungsschalter ein gewaltiges Stück runtergedreht wird.
Klar kann ein entsprechendes mediales Klima bspw. einen Verlag aus Angst vor Image- und letztlich Umsatzverlust auch zu entsprechenden Entscheidungen drängen. Aber das ist nichts Neues und nichts was nur woke Lefties machen würden. Stichwort "Moral Majority" in den USA beispielsweise. War das dann "Kulturmarxismus von Rechts" damals? :ugly:
 
Wow.
Ich sehe eine Frisur die mir gefällt und lass mir die auch machen.
Und jetzt kommen wieder die Schneeflocken und Gutmenschen und sagen, dass das so nicht geht.
Weil es ja ein Teil einer anderen Kultur ist, zu der ich nicht gehöre.
Können wir mal mit dem ganzen Rassen, Kulturen, etc quatsch aufhören?
Wir sind alle Menschen und sollten alle gleich sein.
Alle sollten die gleichen Rechte haben und machen können, was sie wollen.
Ja ich weiss, dass es nicht so ist und das ist schade.
Aber solange wir über Dreadlocks, gender oä diskutieren, geht es uns eh zu gut.
 
Weil es ja ein Teil einer anderen Kultur ist, zu der ich nicht gehöre.
Das merkwürdige an der Sache ist, eigentlich wie immer, wenn "Leute" Sachen nicht durchdenken, das es so schön widersprüchlich ist, aber Hauptsache es eignet sich zur Instrumentalisierung ihrer eigenen Agenda
Denn wenn "Dreadlocks" kulturelle Aneignung sind, was sind dann z.B. Kaffee, Tee, Reis, Pfeffer etc. etc. und selbst Kartoffeln die aus Nordamerika komen und ohne kulturelle Aneignung, nie nach Europa gekommen wären?!
 
Diese kulturelle Aneignungsthematik wird vollkommen aufgebauscht, darüber schüttelt man selbst in linken Blasen üblicherweise den Kopf.
Typisches "über das Ziel hinaus geschossen" von ein paar wenigen.

Was in der Breite kritisiert wird ist eher sowas wie "Blackfacing", aber okay man muss sich nicht schwarz schminken. Kann ich schon eher verstehen.
 
Südamerika. :schief:
Genau das ist ja das Problem.
Sich andere Sachen kulturell aneignen ist auch Integration.
Das ist doch genau das, was in Gesellschaften immer passieren sollte.
 
Hatte hier irgenjemand in Europa die/eine Kultur des "Tee trinkens" bevor die ersten Schiffe mit Tee beladen vom anderen Ende der Welt hier angekommen sind?
Kräuter- und Fruchtaufgüsse gab es auch schon vorher so ziemlich überall dort, wo das Rezept für heißes Wasser bekannt war. :D Nur die spezifische Teepflanze halt nicht.

Ansonsten finde ich die Debatte um sog. "kulturelle Aneignung" ziemlich weltfremd.
Es dient dem Verständnis und dem Fortschritt gleichermaßen, wenn Kulturen möglichst viel voneinander übernehmen.

Ich würde sogar sagen: In Sachen Kultur kann und sollte man alles mitnehmen, was dem Anderen danach nicht fehlt - und idealerweise weder verschweigen noch selbst vergessen, wo man's her hat.
 
Hatte hier irgenjemand in Europa die/eine Kultur des "Tee trinkens" bevor die ersten Schiffe mit Tee beladen vom anderen Ende der Welt hier angekommen sind?
Wenn du den Konsum eines Produktes alleine eine Kultur nennen willst bitte.

Ich würde eher bestimmte Arten der Zubereitung, der Gefäße und Rituale sehen.
Aber nicht das Produkt selbst.
 
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