Anderen Verzeihen / Anderen gegenüber nachtragend sein

Metaltyp

PC-Selbstbauer(in)
Guten Abend Community,
ich möchte heute Abend etwas tiefer in menschliche Bewegtgründe abdriften.
Es geht um das Thema "Schuld" - hier absichtlich in Anführungszeichen.
Habt Ihr öfter das Gefühl, dass jemand Anders an Eurer 'missgünstigen' Situation schuld ist?
Seid Ihr deswegen oft nachtragend, fühlt Euch "verarscht" oder rechnet negative Erfahrungen von Anderen auf?
Warum ist es so wichtig, dass Andere Eure Erwartungen erfüllen?

Meine Motivation zu diesem Thema ist natürlich ein Erlebnis aus dem Privaten.
Vorab kategorisiere ich mich erstmal selbst: ich möchte in niemandens Schuld stehen und scheue mich idR um die Hilfe Anderer zu Bitten / zu Fragen - lieber fitze ich mich selbst in Themen rein oder versuche Probleme zu lösen, auch wenn ich sie aus meiner Perspektive und aus fremder Perspektive nicht lösen kann. Anderen dränge ich meine Hilfe fast schon auf - vermtl um mir einen Selbstwert zu liefern oder vielleicht auch nur um 'gut da zu stehen', jedenfalls erwarte ich keine Gegenleistungen. Diese sind mir eigentlich unangenehm.

Jetzt gibt es aber Menschen, die es erwarten, dass andere Menschen in ihrem Umfeld Probleme für sie lösen. Wenn dem nicht nachgekommen wird, wird eine Art "Schuldliste" geführt, im Sinne von: der/die hat mir da und dort geholfen, da muss ich irgendwann Gegenleistung erbringen oder der/die hat mir irgendwann NICHT geholfen und muss sich von nun an erstmal wieder bewähren, bzw. das Problem lösen, bis er/sie auf neutralen Grund meines Wertekompasses kommt.

Geht es Euch so, dass ihr eine "Bilanz" führen müsst und belastet euch diese (ständige) Bewertung?

Gibt es diese Art von Gerechtigkeitsrechnung überhaupt oder bilde ich es mir nur ein?
 
Geben ist seliger denn Nehmen.
Wenn ich Bilanz führte, hätte ich ein gut gefülltes Konto. Ich erwarte von anderen so gut wie nichts mehr, versuche dennoch dort zu helfen, wo es kein schamloses Ausnutzen ist. Es ist wichtig, für andere da zu sein, wenn jemand dringend gebraucht wird.
Ja, da denkt man manchmal zurück und erinnert sich, dass man nicht auf Menschen vertrauen konnte, wenn man sie brauchte. Ich möchte nicht, dass andere die gleiche Erfahrung machen müssen, sofern ich es verhindern kann.

Die Welt wäre ein besserer Ort, wenn Menschen mehr darauf achteten, was ihr Nächster braucht, statt durchgehend auf sich selbst zu schauen, aber das ist für Viele wohl zu viel Aufwand und unkomfortabel. Es fängt ja bereits in der Politik an. Wer ist da heute noch Vorbild? Von anderen wird erwartet, aber selbst will man nichts tun.
 
Kurz und knapp: ich lasse mich von niemanden verarschen und ausnutzen!
Leute die sich nur melden, wenn sie was brauchen, können mir gestohlen bleiben.
Und wer mir hilft kann auch Hilfe von mir erwarten. Ganz einfach.

Innerhalb der Familie ist es für mich z.B. selbstverständlich das ich meinen Eltern, welche auch schon älter sind, am Haus usw helfe.
Und auch so hilft man sich innerhalb der Familie sehr gut untereinander.
 
Die Situation war heute Abend auf's wesentliche gekürzt: mein Bekannter hat ein paar Bier getrunken und war 'fertig', als seine Partnerin anrief, dass der abgeklemmte Wasserhahn (das Eckventil) tropft und die Küche nassmacht. Nun hat die Partnerin die Erwartung, dass ihr Freund das Problem behebt, aber wirft aus meiner Perspektive vor, dass er etwas getrunken hat und nun nicht mehr 'heranziehbar' ist. Ich habe mich angeboten, mir das Problem anzunehmen und habe es dann auch beseitigt. Von außen betrachtet war es nur ein leicht tropfendes Ventil, was eigentlich keinen Grund zur Panik darstellt. Die Freundin hat aber die nasse Tapete / Küchenboden mit dem 'Versagen' ihres Freundes zu einem moralischen Afront ("ich komme mir verarscht vor") vermischt und hegt nun starken Groll.
Jetzt komme ich natürlich als "Retter in der Not" ins Spiel, dem der Einsatz gefühlsmäßig kompensiert werden muss. Die Situation wird dadurch für die Freundin und ihren Freund weiter verschärft, obwohl das ursprüngliche Problem beseitig wurde.
Ich frage mich jetzt, warum solche Lappalien schon "das Blut zum Kochen bringen" müssen und wie man 'schwierige' Situtionen ohne böses Blut auflösen kann.
Tipps?
 
Für mich mittlerweile ganz einfach. Fi** mich und Du wirst mir egal und bekommst von mir keine hilfe mehr! Ich erwarte garnichts von anderen, jeder soll selbst entscheiden ob er anderen hilft etc. Aber wenn man mir schlechtes zukommen lässt und das auch noch absichtlich UND ohne sich danach zu entschuldigen und sich zu ändern wird mir diese Person egal. Warum soll ich mich mit solchen Leuten beschäftigen?! =) Je älter man wird erkennt man wahre Freunde und das sind dann auch die Leute die sich entschuldigen bzw sowas erst garnicht abziehen.
 
Je älter man wird erkennt man wahre Freunde und das sind dann auch die Leute die sich entschuldigen bzw sowas erst garnicht abziehen.
Genau! Und da zählt auch die Qualität und nicht die Quantität. Was die Anzahl der Freunde angeht.
Lieber wenige gute Freunde auf die man sich verlassen kann, als eine Vielzahl von falschen Freunden, welche einen wohlmöglich noch in den Rücken fallen.
Und die Familie steht bei mir sowieso immer an erste Stelle! :)
 
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