Wenn ich den ganzen Artikel und deine Beschreibung richtig verstanden habe, hätten wir bereits jetzt schon doppelt so schnelle MT/s haben können.
Nur wegen der Sturheit bei 64 Byte pro Zugriff zu bleiben haben wir das nicht.
Da kann man sich richtig die Hand auf die Stirn klatschen.
Jein. Mit DDR5 hat man den Grundstein gelegt, um pro Modul zwei Speicherkanäle mit halber Breite zu betreiben. Die neuen Initiativen nehmen jetzt jeweils einen solchen Kanal und lassen ihn mit doppelter Datenrate laufen, sodass man bei gleichem Speicherzellentakt wieder die gleiche Datenrate pro Kanal hat aber doppelt so viele Kanäle. Das erfordert überhaupt erst einmal, dass man dort doppelt so viele Chips einsetzt und natürlich auch, dass man den Bus doppelt so schnell laufen lassen kann. Ersteres ist bei 8- oder 16-GiB-Modulen schlicht nicht gegeben und DDR5 nur mit 64-GiB-Kits starten zu lassen, wäre im Endkundenmarkt wohl gescheitert. Zweiteres ist letztlich ein ähnlicher Aufwand, wie man ihm zuletzt beim Wechsel von DDR2 auf DDR3 auf sich genommen hat und auch damals hat es zwei Jahre gedauert, bis die Datenraten das Niveau des Vorgängerstandards verdoppeln konnten.
Aber was man sich bei mehr Ignoranz gegenüber der Zugriffsgröße hätte sparen können, war der zusätzliche Aufwand, den DDR4 => DDR5 gegenüber DDR2 => DDR3, DDR => DDR2 und SDR => DDR mit sich brachte (DDR3 => DDR4 war noch einfacher gestrickt). Das hätte den RAM nicht schneller gemacht, ein 64-Bit-DDR5-Modul mit 128-Byte-Prefetch hätte bei gleichem Speicherzellentakt die gleiche Peak-Transferrate wie die real existierenden mit 2× 64 Byte. Die Transferratensteigerung ergibt sich jetzt, weil man mehr Speicherzellen an eine Datenleitung hängt und das kann man unabhängig vn der Struktur machen respektive hat man bislang eben nicht gemacht. Aber so ein 128er Modul wäre von der Verwaltung her einfacher gewesen. Mit der Halbierung der Kanalbreite hat DDR5 die größte Änderung seit der DIMM-Einführung in den 90ern mit sich gebracht und bereits die war rein mechanischer Natur; im Prinzip wurden 64-Bit-Speicherbreite mit dem Pentium 1 eingeführt und seit 30 Jahren (!) nicht mehr angerührt.
Als Grund dafür wurden eben Granularität vor allem in Bezug zu Cache-Lines genannt. Und das ist ein guter Grund, denn jeder Speicherzugriff hat diese 64 respektive 128 Byte Größe, aber logischerweise fragt die CPU oft Datenblöcke von der Größe einer Cache-Line an. Den Speicher immer gleich noch die darauffolgende liefern zu lassen pusht zwar die MT/s-Angaben, erlaubt aber keinen einzigen zusätzlichen Transfer pro Sekunde. Wenn die folgende Speicherzeile eine nicht benötigte ist, hat man gar nichts von dem Manöver. Besonders extrem wird das, wenn beispielsweise eine Logikabfrage nur ein einziges Bit wissen möchte, dafür aber 1.024 Bit übertragen werden. Wegen diesem Overhead haben DDR3 und DDR2 gegenüber Vorgängern oft 20 bis 30 Prozent höhere Peak-Transferraten gebraucht, um in Spielen die gleiche Leistung zu erzielen.
Jetzt feiern aber alle beteiligten Parteien, die noch vor zwei Jahren dieses Thema weit oben auf der Tagesordnung haben, ihre "Innovation", als gäbe es das Problem nicht. Solange für diesen Verhaltenswechsel keine technische Begrünung mitgeliefert wird, klingt das sehr nach Neuigkeit-Schönrederei. Für Datenbanken und AI-Training, wo große Datensätze am Stück gestreamt werden, ist die Technik sicherlich interessant. Aber bei komplexeren Berechnungen und in Spielen ist sehr gut denkbar, dass DDR5mcr-8800 langsamer als DDR5-7000 mit nominell gleichen Latenzen performt und langsamer als DDR5-6000, wenn man die großen Zugriffe insgesamt länger dauern. Nun gibt es derzeit ohnehin nur genau eine buffered-DDR5-Serie am Markt, die DDR5-6000 erreicht (Kingston Fury Renegade Pro), man wäre auf den Server-/Workstation-Plattformen also immer noch sportlich dabei, aber wenn die alten Geschwindigkeitsverhältnisse zwischen registered und unregistered auch bei DDR5 gelten (bislang gibt es keine Plattform, die 1:1 Vergleiche erlaubt) dann wird der auch nicht schneller sein als DDR5-5500 im Desktop.
tl;dr: Wenn uns kein Wunder verschwiegen ist, könnte dieser RAM trotz der großen nominellen Zahl im Spiele-Einsatz genauso schnell sein, wie normaler Mittelklasse-DDR5. Aber Xeon- und Epyc-Käufer freuen sich vermutlich trotzdem, denn die mussten bislang langsamerere Server-Module kaufen.