Wie verhaltet ihr euch bei Bettlern?

Die kriminelle Energie ist bei den meisten Menschen weitaus ausgeprägter als die sexuelle Energie. Es wird also viel mehr betrogen als gebumst. Ich kenne einen, der im feinsten Joop Anzug, er nennt es seinen Kampfanzug, in Düsseldorf am Hbf professionell bettelt. Der sagt zu mehr wohlhabenden Passagieren:
"Guten Tag, mir ist das so peinlich jemand Fremden um Hilfe fragen zu müssen. Ich war bei der Polizei, ich habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Jetzt stehe ich hier, Brieftasche weg, Handy weg, Klapprad weg. Wie soll ich jetzt nach Köln kommen. Die haben mir das Messer an den Hals gehalten und ich zittere immer noch.


Zack fliesst das Geld.

Ich mache das anders. Wenn jemand voll im Eimer dauernd irgendwo hockt und gar nicht mehr bettelt, sondern einfach nur dort hockt, dann gehe ich was zu Essen kaufen, egal was, hier fang.
 
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Anekdotisches Wissen ist einer der klassischen Fehler der Argumentationslogik. Dazu begehst du einen weiteren Fehler: ich habe nicht behauptet, dass psychische Erkrankungen zwingend obdachlos machen. Sondern dass diejenigen, die tatsächlich auf der Straße landen, oft psychische Vorerkrankungen hatten, die mindestens zu ihrer jetzigen Situation beigetragen haben. Statistiken und die Erfahrungen von Streetworkern legen das ebenfalls nahe. Die taz hat oder hatte oder hat zum Thema Obdachlosigkeit gerade einen Themenschwerpunkt, da gibt es sehr aufschlussreiche Artikel und Interviews. Findet man auch alles auf deren Website.

Soviele Menschen mit psychischen Erkrankungen scheinst du also doch nicht zu kennen. Oder zumindest nicht zu verstehen. Die Unwilligkeit bzw. psychische Unfähigkeit sich helfen zu lassen, ist gerade ein Symptom so mancher psychischer Erkrankung!
Ich habe 20 Jahre Erfahrung damit und auch ständigen Kontakt zu solchen Menschen. Wenn sich jemand nicht helfen lassen will oder kann, dann kann er sich nicht reflektieren. Aber ich kenne mindestens genauso viele das sehr gut können.

Wir können uns ja darauf einigen, dass wir feststellen, dass der Großteil aller psychisch Kranken nicht auf der Straße lebt. Nur ein geringer Bruchteil. Aber von denen die auf der Straße leben hat wiederrum der größere Teil solche Probleme. Es gibt ja auch eine Vielzahl an verschiedenen psychischen Erkrankungen. Und oft sind sie mit Suchterkrankungen verbunden.

Das weißt du anhand deiner reichhaltigen Lebenserfahrung? Die machen das, weil das Leben auf der Straße so eine schöne Vagabunden-Romantik hat?

Manche wollen das tatsächlich nicht. Aber bestimmt nicht, weil das Leben auf der Straße so schön ist.
Das sowas schön ist habe ich mit keinen Wort gesagt. Oder das sie das selber schön finden. Sie haben sich aber zumindest dazu entschieden.


Erstens vollkommen falsch. Zweitens: was dir theoretisch zusteht und was dir bewilligt wird, das sind schon allein aufgrund Sachzwängen wie eben schlicht nicht vorhandener Wohnungen zwei verschiedene paar Schuhe. Dazu musst du das ganze ja auch erstmal beantragen! Sprich: du brauchst verschiedenste Unterlagen und Dokumente, evtl. Auszüge aus irgendeinem Register deines Geburtsortes. Dann musst du Termine vereinbaren und vor allem einhalten und dem Ganzen immer hinterher sein. Das ist alles andere als einfach für viele obdachlose Menschen, insbesondere je länger sie schon auf der Straße sind und je schwerwiegender ihre Sucht-, psychischen und sonstigen Erkrankungen sind. Und wie ich schonmal schrieb: es gibt viel zu wenig Personal zur Betreuung und Begleitung dieser Menschen bei genau jenen Dingen.
Klar muß man sich auch selber darum kümmern und bemühen. Wenn man dazu in der Lage ist natürlich.


Ich will mich deswegen auch nicht rumstreiten. Für mich hat nur dein Kommentar den Eindruck erweckt als wenn psychisch Kranke generell eine Tendenz haben auf der Straße zu landen. Und auch der Kommentar mit "Die Kaputten" hat mich gestört.
 
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Schon für gesunde Menschen sind Behördengänge Alles andere als einfach. Hinzu kommt, selbst wenn man es schafft. Wo landet man? Genau bei ALG 2. Wo der Druck dann weiter geht.
 
Das weiß ich. Aber es sind per se nicht alle psychisch Kranken unmündig.
 
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Als Autofahrer hat man eigentlich kaum Kontakt mit solchen Menschen, da die Mehrheit sich an Bahnhöfen tummelt.
Hab früher als ich noch Bahn gefahren bin 1 Euro gegeben, damit die mich in Ruhe lassen. Aber ich denke das kann man nicht mehr mit heute vergleichen. Heute sind viele von denen aus Banden, die das "professionell" machen, findet man aber auch nur in den Millionenstädten.
Das letzte Mal als mich jemand angebettelt hat war es ne alte Oma, in Klamotten die aussahen als seien die 40 Jahre alt (waren sie wahrscheinlich auch). Sie hätte kein Essen mehr fürs Wochenende und Geld vom Amt gäb es erst am Anfang der nächsten Woche. Hab ihr 10 Euro gegeben, da ihr es sichtlich peinlich und beschämend war mich anzusprechen (Altersarmut lässt grüssen), d.h. absolut glaubwürdig war. Natürlich kann man jetzt fragen, warum sie nicht zur Tafel geht...blablabla...aber wenn man so alt ist kann man eben nichtmal eben aufs Fahrrad steigen und in den nächsten Stadtteil radeln. Sowas werden wir leider immer häufiger in Zukunft sehen.
 
Das weiß ich. Aber es sind per se nicht alle psychisch Kranken unmündig.

Behauptet ja auch niemand. Mir jedenfalls gibg es keinesfalls um “Bashing“ von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Aber ich glaube, da verstehen wir uns mittlerweile. Zu den “Kaputten“: nun ja, diese Leute gehen kaputt. Psychisch, physisch, sozial. Am Leben auf der Straße und an dem jeweils individuellen Päckchen, was sie ohnehin mit sich rumschleppen. Ich habe in jüngeren Jahren mehrere dieser Menschen mit zu Grabe getragen, mich mit manchen aber auch darüber freuen können, dass sie sich nachhaltig aus dem Sumpf des Straßenlebens rauskämpfen konnten. Gegen verschiedenste Widerstände, innerer wie äußerer Natur.
 
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Behauptet ja auch niemand. Mir jedenfalls gibg es keinesfalls um “Bashing“ von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Aber ich glaube, da verstehen wir uns mittlerweile. Zu den “Kaputten“: nun ja, diese Leute gehen kaputt. Psychisch, physisch, sozial. Am Leben auf der Straße und an dem jeweils individuellen Päckchen, was sie ohnehin mit sich rumschleppen. Ich habe in jüngeren Jahren mehrere dieser Menschen mit zu Grabe getragen, mich mit manchen aber auch darüber freuen können, dass sie sich nachhaltig aus dem Sumpf des Straßenlebens rauskämpfen konnten. Gegen verschiedenste Widerstände, innerer wie äußerer Natur.
Ich kann dir hier keinen Like geben aber ich denke wir sind uns einig!:daumen:
 
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