Um mal auf das Ursprungsthema zurück zu kommen:
Ist sehr unterschiedlich. Wenn mich jemand nett fragt und ich gerade die 10 Sekunden Zeit und tatsächlich Kleingeld habe, dann kriegt er/sie meist was von mir. Nichts geben tue ich bei unfreundlichen Menschen oder Leuten, wo der Verdacht naheliegt, dass sie für irgendeine Bande schnorren. Letztere Menschen sind zwar in der Regel auch verdammt arm dran, weil sie oft unter ganz anderen Versprechungen nach Deutschland gelockt worden sind und nun häufig auf Gedeih und Verderben ihrem "Boss" ausgeliefert sind... aber dieses perverse "Geschäftsmodell"muss letztlich trockengelegt werden.
Ansonsten muss man unterscheiden, es gibt neben denen oben beschriebenen noch verschiedene andere Arten von Bettlern.
Hin und wieder z.B. noch die Punker-Kids, die es cool finden, zwischen Schule und Abendessen bei Mami und Papi einen auf "Straßenleben" zu machen. Die kriegen von mir auf keinen Fall was. Ich habe in meinem subkulturellen Leben zu viele junge, vielversprechende Leute kennengelernt, die tatsächlich irgendwann abgerutscht sind und alles weggeworfen haben. Ein paar davon liegen jetzt unter der Erde. Schnorren und "Platte machen" ist kein lustiges Hobby, sondern ein verdammt hartes Leben, das einen hohen Tribut von den meisten Betroffenen fordert.
Dann halt die wirklich Kaputten - meist mindestens alkoholabhängig, oft auch von anderen Drogen, oft psychische Erkrankungen (DER Hauptgrund, warum Menschen auf der Straße landen: aufgrund psychischer Erkrankungen kriegen sie ihr Leben nicht mehr auf die Reihe und haben - aus welchen Gründen auch immer - niemanden, der sie auffangen und unterstützen kann.) und andere körperliche Erkrankungen, die mit dem Leben auf der Straße und Drogenmißbrauch einhergehen. Und zwischen all diesen Dingern bestehen natürlich oft auch fatale Wechselwirkungen. Wenn mich von denen jemand nett fragt: dann gibt es, wie gesagt, meist was. Warum auch nicht? Ich sehe nicht ein, mich als moralische Instanz und Richter über das ganz offensichtlich verkorkste Leben dieser Leute aufzuspielen. Die sind so weit unten, wie man in unserer Gesellschaft nur sein kann. Wird der Euro, den ich gebe, in Alkohol oder den nächsten Schuss investiert? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch - obwohl auch diese Menschen durchaus mal ein Brötchen essen oder einen Kaffee trinken, oder für ihre Hunde was zu essen kaufen (meist noch eher als für sich selbst, erfahrungsgemäß). Tue ich etwas "Gutes", wenn ich stattdessen kein Geld gebe, um "diesen Lebensentwurf nicht zu subventionieren"? Nein, ich denke nicht. Es sucht sich niemand dieses Leben freiwillig aus, ich kuriere damit nicht die Suchterkrankung... Also wie gehabt, wenn mich jemand nett fragt...
Die dritte Gruppe sind dann meist Wanderarbeiter aus EU-Osteuropa, die hier Schiffbruch erlitten haben. Der Klassiker: mit Arbeitsvertrag hergekommen (Trucker, Fleischindustrie, Bauarbeiter... diese klassischen Berufe halt, oft genug auch fast sklavereimäßige Ausbeutung), krank geworden, Job verloren, kein Zugang zum dt. Sozialsystem, kein Geld mehr für die Rückreise (oder Stress zuhause), Wohnung gekündigt, Parkbank, "Zeitschrift der Straße"/"Asphalt"/"Straßenfeger" etc. verkaufen. Auch hier kommt es darauf an, ob ich nett gefragt werde. Im Zweifelsfall kaufe ich dann auch mal eine der Zeitschriften (sofern sie offizielle Verkäufer sind), das ist eben ein bisschen würdevoller, als pures Schnorren.
Negative Erfahrungen habe ich bisher eigentlich nicht gemacht, also mit aggressiven Bettlern oder so. Manche sind mir einfach nicht sympathisch, die kriegen halt nix. Schluss, aus, Mickymaus.