Ich gebe zu: ich war ein Fernsehkind. Früher konnte man allerlei Buntes in der Flimmerkiste entdecken, vor allem im Zeitraum von 6:00 bis 10:00 Uhr Morgens und an Wochenenden. Am meisten haben es mir die Geschichten von den alten Marvel-Helden angetan. Man konnte ein regelrechtes Funkeln in meinen Augen sehn, wenn das Intro zu Spider Man über den Schirm zog. Heutzutage habe ich mich grösstenteils abgewandt von der farbigen Welt der Supermänner.
Zum einen liegt das wohl daran, dass, vor allem zu Zeiten des schnellen Internets, das Interesse daran verloren ging, jede Folge einer TV-Serie zu sehen. Zweitens spielt dabei die Qualität der Programme eine wichtige Rolle. Klar, Talkshows kennt man schon aus den 90ern, als diese für das Massenpublikum erst richtig populär wurden. Das liegt wohl auch daran, dass sich der gemeine Zuschauer mit dem Mensch auf dem Talk-Sofa gut identifizieren kann. Und dies über die ganzen Jahre hinweg. Wenn man sich mal den perfekten Talkshowgast von heute anschaut, wird man nicht viele Unterschiede zum damaligen erkennen. Der Eindruck des Unterschichtenfernsehens, dessen Akteure und Klientel war dazumals der selbe wie der jetztige: Halbglatze, gekleidet in Unterhemd, Boxern, weissen Socken und Pantoffeln, mit Bier und 'ner BILD auf'm Tisch, Zigaretten und Mundgeruch. Harz IV hat diese Bevölkerungsgruppe nicht schlechter gemacht, es hat ihr lediglich einen Namen gegeben.
Andere Sendungen jedoch haben einen massiven Qualitätsverlust erlitten. Daher ist es auch kein Wunder, dass Wissensmagazine, die vor einigen Jahren noch Wissen vermittelt haben, nun mutiert und auf oben angesprochenes Volk angepasst wurden. Die Leute wollen keine Berichte über Computerchips oder Melkmaschinenfertigungstechniken mehr sehen, denn wer dumm bleibt, bleibt Arbeitslos und hat mehr Zeit, sich Quatsch im TV reinzuziehen, was wiederum die Quoten in die Höhe schnellen lässt. Nun, das mag für den einen oder anderen etwas überspitzt formuliert sein, doch auf indirektem Wege passiert dieser Prozess.
Ein perfektes Ebenbild einer solchen Mutation eines Fernsehformats ist Galileo. Wo früher noch Zeit für echtes Wissen war, werden dafür noch genau 100 Sekunden eingeplant. Stattdessen kugelt Jumbo Schreiner in jeder zweiten Sendung über das Bild oder es werden Internetvideos im Fake-Check analysiert. Abwechselnd mit Hitlisten verschiedener Dinge und Beiträgen über Pasta schreitet die Verblödung des Publikums voran. Da wundert auch die PISA-Studie keinen mehr und ich muss mich ernsthaft fragen, ob man über die wohl burlesk gemeinte Gewinnspielfrage "Galileo: 'das Wissensmagazin' oder 'das Witzmagazin'" sich nicht doch den Kopf zerbrechen sollte.