Kurz-Test: Raijintek Morpheus
Eiszeit auf Hawaii - Raijintek Morpheus im Test
Eiszeit auf Hawaii - Raijintek Morpheus im Test
1. Einleitung
2. Erläuterungen zum Testverfahren
3. Der Kühler im Detail
4. Montage
5. Einbau
6. Tests
7. Lautstärke
8. Fazit
1. Einleitung2. Erläuterungen zum Testverfahren
3. Der Kühler im Detail
4. Montage
5. Einbau
6. Tests
7. Lautstärke
8. Fazit
Raijintek ist ein Hersteller, der in letzter Zeit verstärkt im CPU-Kühlerbereich mit hervorragendem P/L-Verhältnis und durchdachten Kühllösungen von sich reden gemacht hat. Angesichts des spärlichen Angebots der Retailkühler für High-End-Grafikkarten und deren grundsätzlichem Problem der eher mangelhaften VRM-Kühlung schickt sich Raijintek nun an, mit seinem Flagschiff in Gestalt des Morpheus den Thron der Grafikkartenkühler zu erklimmen.
Daher soll dieser kurze Test zeigen, ob sich Raijintek erfolgreich im Markt etablieren kann und wie sich der Morpheus auf einer R9 290 schlägt.
2.Erläuterungen zum Testverfahren
An dieser Stelle möchte ich einige Besonderheiten nennen, die zur Vergleichbarkeit der Ergebnisse dienlich sein sollten. Ich habe mich bewusst gegen die Nutzung der Wärmeleitpads für die Speicherkühler entschieden, da ich nicht gedenke den Morpheus jemals zu ersetzen. Bei der Wärmeleitpaste für die GPU kam Gelid GC-Xtreme zum Einsatz, verklebt wurden die Speicherkühler mit Arctic Silver Alumina.
Die beiden Lüfter wurden mittels eines PWM-Y-Kabels und eines Adapters für den Anschluss direkt am PCB der Grafikkarte betrieben, diese sind für eine Regelung der Lüfter über die Karte separat zu besorgen und nicht im Lieferumfang enthalten.
3. Der Kühler im Detail
Wenn man die Verpackung betrachtet, dann ist diese überraschend klein und lässt zunächst nicht vermuten, dass in dieser der mutmaßlich stärkste Luftkühler für Grafikkarten enthalten sein soll.
Der Lieferumfang ist sehr reichlich und enthält mehr als genug Speicherkühler in den beiden unterschiedlichen Höhen (was später noch sehr wichtig wird!) auch für eine 290, das nötige Montagematerial, etliche Wärmeleitpads, Wärmeleitpaste in einer Tüte sowie die Klammern für die Lüfter.
Der Kühlkörper erscheint trotz seiner Größe und seiner zwölf Heatpipes sehr filigran und zeigt sich ohne erkennbare Verarbeitungsmängel in einem absolut überzeugenden Zustand, auch die Grundplatte weiß mit absoluter Makellosigkeit zu überzeugen.
4. Montage
Zu Beginn ist zuallererst die R9 290 von ihrem Referenzkühler zu befreien. Die Entfernung der Plastikabdeckung ist dazu nicht notwendig, ich habe es für ein interessantes Motiv trotzdem gemacht.
Nachdem man viele kleine Schrauben auf der Rückseite und zwei an der I/O-Blende entfernt hat, strahlen einem verunreinigte Speicherbausteine, eine in bröckeliger Paste ertränkte GPU und ähnlich bemitleidenswerte Spannungswandler, deren Wärmeleitpad sich in etliche kleine Stücke zerteilt, entgegen. Diese gilt es zunächst ordentlich zu reinigen (idealerweise mit Isopropanol), damit sämtliche Rückstände der Pads und Paste beseitigt sind.
Anschließend sind die Speicherkühler und der VRM-Kühler anzubringen; dabei ist zu beachten, dass aufgrund der Heatpipeanordnung der um 45° angewinkelte Speicherchip oben rechts unbedingt mit einem flachen Kühler versehen werden muss! Zur Montage der Speicherkühler sind normalerweise die mitgelieferten Wärmeleitpads vorgesehen, die sich auch sehr leicht anbringen lassen. Ich habe mich jedoch gegen diese Anbringung und für meinen (noch von der 7970 und dem ACX-Umbau übrigen) Arctic Silver Alumina entschieden. Dieser muss nur kurz angerührt werden und härtet innerhalb kürzester Zeit wirklich "bombenfest" aus. Ich habe mich darüberhinaus dazu hinreißen lassen den einzelnen oberen Spannungswandler im I/O-Bereich, für den seitens Raijintek kein Kühlerchen vorgesehen ist, ebenso wie den Spannungskontrollchip mit einem Kühler aus dem Lieferumfang des ACX zu versehen. Kann ja nichts schaden.
Auf den voluminösen VRM-Kühler muss eines der speziell dafür vorgesehenen Wärmeleitpads angebracht werden, was leicht von der Hand geht. Hervorzuheben ist, dass mehrere Pads mitgeliefert sind, sodass man bei einem Fehlversuch oder einem erneuten Anbringen nach längerer Zeit keine Mehrkosten hat - vorbildlich.
Dieser ist perfekt an die 290(X) angepasst und hält mit seinen Push-Pins sicher auf der Karte.
Anschließend sind die beiden Montageschienen mit Pfeilrichtung zum I/O-Bereich anzubringen. Auf diese werden - bei der 290(X) mitsamt Unterlegscheiben - die Lochdurchführungen für die schlussendliche Verschraubung befestigt. Dies ist ohne Fummelei oder irgendwelche schlecht abgehende Klebeteile versehen - etwas, was mich beispielsweise bei der Montage des ACX auf der 7970 gestört hatte.
Nun dreht man den Kühler um, legt das vorbereitete PCB passend auf den Kühler und verschraubt dieses; viel einfacher kann eine Montage nicht sein. Angesichts der Tatsache, dass Raijintek auf eine Klammer oder dergleichen verzichtet, ist der Morpheus auch zu einer Backplate kompatibel, was sicherlich zu seiner Beliebtheit beitragen dürfte.
Zuletzt befestigt man zwei 120mm-Lüfter mit den Klammern. Je nach Vorliebe kann man diese entweder per Mainboard regeln lassen oder an eine separate Lüftersteuerung anschließen; man kann jedoch auch, wie in meinem Fall, mit einem PWM-Y-Kabel und einem Adapter für den Anschluss direkt am 4-Pin-Header des PCBs die Lüfter an die Karte selbst anschließen. Eine Regelung ist problemlos über die üblichen Tools möglich; ein PWM-Fiepen tritt nicht auf. Im Fall der 290(X) ist aktuell jedoch, wie bereits genannt, keine Auslesung der exakten U/Min. in Tools wie Afterburner, Trixx oder GPU-Z möglich. Dafür muss man momentan hwinfo32/64 nutzen.
5. Einbau
Setzt man das Maßband an, dann erkennt man, dass die vormals doch recht "schnuckelige" 290 (zumindest im Vergleich zur vorherigen 7970 mit ACX) auf stattliche vier Slots gewachsen ist. Da ich noch meine geliebte Essence ST aus meinem ehemaligen AM2-System nutze und diese auch (zunächst) nicht gegen ein PCIe-Modell ersetzen möchte, sieht der "Platz" des Morpheus vorerst so aus. Aufgrund dieser eher suboptimalen Verhältnisse erhoffte ich mir zunächst eher gemäßigtere Ergebnisse.
Nach dem Umbau muss sich der Morpheus nun in einigen Tests beweisen. Das Testsystem dazu sieht wie folgt aus:
- Prozessor: Intel Core i7-4770K, gekühlt durch einen Enermax ETS-T40-TA.
- Mainboard: Gigabyte GA-Z87X-D3H.
- Arbeitsspeicher: Patriot Red Venom 16GB 1866MHz 9-10-9-30-1T 1,5V.
- Festplatten: Samsung SSD 830 256GB + HD103SJ + Seagate ST2000DM001.
- Grafikkarte: Sapphire R9-290 Referenz/Morpheus mit 2x NB-BlackSilentPro PLPS mit eigener Lüfterkurve oder fixem Wert, je nach Angabe.
- Netzwerkkarte: Bigfoot Killer NIC 2100.
- Soundkarte: Xonar Essence ST.
- Netzteil: be quiet! E8-CM-480W.
- Gehäuse: Coolermaster CM 690 II Advanced II USB 3.0 (Lüfter: Front (einblasend): 1x140mm be quiet! Silent Wings II, 1x120mm Enermax T.B. Apollish in Lian Li EX-332N; Seitenteil (einblasend): 1x120mm Enermax T.B. Apollish; Heck (ausblasend): 1x120mm be quiet! Shadow Wings Mid Speed; Deckel (ausblasend): 1x140mm be quiet! Silent Wings II, 1x140mm be quiet! Shadow Wings Mid Speed. Alle Lüfter sind auf 5V gedrosselt).
- Betriebssystem: Windows 7 Professional x64 SP1.
Die Leistung im Direktvergleich mit dem Referenzkühler ist brachial. Bei nur leicht aus dem Gehäuse herauszuhörenden Drehzahlen von ~1030 U/Min. liegt die GPU-Temperatur ~30°C tiefer - das macht sich auch an der Steckdose bemerkbar, ca. ~30W weniger meldet das Messgerät. Trotz der niedrigen Drehzahlen vermag es der VRM-Kühlkörper die Spannungswandler in absolut unkritischen Bereichen zu halten.
Im Vergleich zu den vorherigen Werten des föhnartigen Referenzkühlers sind diese Ergebnisse geradezu bahnbrechend gut.
Auch von OC lässt sich der Morpheus nicht beeindrucken, die Werte bleiben fast unverändert. Mit 100 % Drehzahl (theoretisch also ~1.500 U/Min.; laut hwinfo jedoch 1600-1620 U/Min.) zeigt der Morpheus was in ihm steckt und kühlt bei nicht einmal halber Lautstärke des Referenzkühlers (bei dessen ~45% PWM) die 290 auf hervorragende Werte, die ordentlich Raum für OC lassen.
An dieser Stelle sollte man auch bemerken, dass meine Karte "dank" der ASIC von 68,8% hohe Spannungen anlegt, daher sollten die Temperaturen ohne OC auf "besseren" Karten und in stärker belüfteten Gehäusen mit mehr Platz nochmals besser sein.
Nach diesen kurzen Tests (einmaligen Durchläufen, wie in GPU-Z ersichtlich) folgen nun einige Loop-Tests in Unigine Valley, dabei lief der Benchmark jeweils mindestens eine halbe Stunde ununterbrochen, als Werte wurden erneut die jeweiligen Maximalwerte herangezogen.
Auch dort zeigt sich, dass der Morpheus recht unbeeindruckt auf Taktsteigerungen reagiert und im Falle eines Falles die VRM-Temperaturen in vollkommen unbedenkliche Regionen bewegen kann. Die PWM-Werte der Lüfterkurve gibt hwinfo folgendermaßen wieder:
- 36% PWM = 1050 U/Min.
- 40% PWM = 1120 U/Min.
Das gleiche Spiel habe ich auch nochmal mit 1040/1300 MHz und meiner o.g. Lüfterkurve durchlaufen lassen.
7. Lautstärke
Das Hauptmanko der 290 ist, dass sie sowohl sehr heiß als auch wahrlich ohrenbetäubend laut ist. Der Raijintek Morpheus bietet nun die Möglichkeit, sich die Lüfter selbst auszuwählen. Meine verwendeten NB PLPS scheinen dabei goldrichtig zu sein, denn auch mit extrem niedrigen Drehzahlen nahe an der Unhörbarkeit weiß der Kühler absolut zu überzeugen. Mit steigender Drehzahl und dezentem Luftrauschen werden die Temperaturen nochmals deutlich besser, jedoch sind auch gemäßigtere Drehzahlen für OC vollkommen ausreichend. Die verwendeten Lüfter würde ich bis ~40% als leise einstufen, daher kann man dem Morpheus Silentambitionen auch bei einem Hitzkopf wie Hawaii bescheinigen.
Die Regelmöglichkeiten der R9 290 sind - zumindest im Referenzdesign - hervorragend. Zwar schieben Tools wie der Afterburner oder Trixx bei 20% PWM einen Riegel vor, jedoch lässt sich mittels Nutzung von Speedfan das absolute Minimum der Lüfter nutzen. So zeigt GPU-Z bei Nutzung von 0% PWM nur noch ~500 U/Min. an, was im Idle doch deutlich angenehmer als ~800 U/Min. ist. Wer eine R9 290 im Referenzdesign nutzt und das gesamte Drehzahlspektrum seiner Lüfter ausreizen möchte, sollte also zu Speedfan greifen und dort eine Lüfterkurve erstellen. Wer sich noch weitergehend mit Speedfan beschäftigen möchte, dem empfehle ich folgenden Abschnitt dieses Tutorials(besonders 4.1.3).
Der Raijintek Morpheus schlägt im Retail-Grafikkartenkühlermarkt ein wie eine Bombe, denn er weiß in so ziemlich allen Belangen durchweg zu überzeugen. Die tadellose Verarbeitung geht Hand in Hand mit einer Kühlleistung, die derzeit ihresgleichen sucht - ganz gleich ob in niedrigen Drehzahlbereichen oder in hohen, einen potenteren Luftkühler wird man aktuell kaum finden. Zudem schafft der Morpheus den Spagat, der bislang den anderen Modellen insbesondere bei der VRM-Kühlung versagt blieb - niedrigste Betriebsgeräusche bei gleichzeitig absolut unbedenklichen Temperaturen, was dem ausgeklügelten VRM-Kühler zu verdanken ist.
Kritik kann man allenfalls an dem inkl. guten Lüftern doch recht stolzen Preis (im Einzelkauf der Komponenten sehr teuer, im Bundle bei CaseKing mit ordentlicher Ersparnis) und dem Platzverbrauch an Slots üben, das ist jedoch im Vergleich zu den Konkurrenten, die dort gleichauf oder sogar schlechter liegen, Jammern auf allerhöchstem Niveau. Der Raijintek Morpheus ist der bislang beste High-End-Luftkühler auf dem Markt und insbesondere für Besitzer einer R9 290(X) im Referenzdesign eine Anschaffung, an der man im Bereich der Luftkühlung momentan einfach nicht vorbeikommt.
Kurzzusammenfassung der Vor- und Nachteile:
Pro:
+ Hervorragende Kühlleistung auch bei sehr niedrigen Drehzahlen.
+ Herausragende Temperaturen bei VRM1 dank speziellem Kühler.
+ Einfache Montage.
+ Gute Ausstattung.
+ Tadellose Verarbeitung.
+ Reichlich Reserven für OC.
Contra:
- Inkl. Lüftern recht teuer.
- Braucht inkl. Lüftern vier Slots Platz.
Preisvergleichslink Raijintek Morpheus
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Wie bereits zu Beginn angemerkt, werde ich diesen Test stückchenweise erweitern, im Laufe der folgenden Woche soll beispielsweise ein ausgiebiger OC-Test erfolgen. Natürlich würde ich mich auch über Feedback und Verbesserungsvorschläge sehr freuen, vielen Dank dafür im Voraus!
Ich bedanke mich an dieser Stelle, dass ihr durchgehalten habt und hoffe, dass euch mein kleiner Test zum Morpheus gefallen hat.
Mit den besten Grüßen,
beren2707
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