AW: Intel zeigt 28-Kerner auf der Computex mit 5,0 GHz und "vergaß", die Übertaktung zu erwähnen
Hier kennt sich wenigstens wer technisch aus u kann sogar den verwendeten Chillertyp exakt benennen
Chapeau!
Ehre wem Ehre gebührt – den Typ des Chillers kenne ich selbst auch nur aus dem Vorortbericht der Kollegen von THG. Zur Beurteilung der Vorführung muss man den aber eigentlich nicht kennen. Dafür reichen folgende Beobachtungen:
- Teile des Wasserkreislaufes waren isoliert.
- An nicht-isolierten Teiles des Kreislaufes war kein Kondenswasser zu beobachten.
- Es handelt sich um ein Hexa-Channel-System.
- Die CPU hat 28 Kerne und soll noch dieses Jahr erscheinen.
- 5 GHz, 1 Cinebench-Durchlauf
Mit etwas Hintergrundwissen, aber ohne einen einzigen Blick hinter die Kulissen kann man daraus schlussfolgern:
- 14 nm (entweder Cascade Lake oder Skylake X als Stellvertreter dafür)
- LGA3467
- chilled Medium
- Kühlmedium nur wenige Kelvin unter Raumtemperatur
- 600 bis 1.000 W Peak
Ob Intel den Takt mit dem HC-1000B dauerhaft halten konnte oder ein 20-Liter-Fass mit Eiswürfeln unter den Tisch gestellt hat, ist in meinen Augen sekundär. Wir wissen ja nicht einmal, ob der Rechner bei dem Takt überhaupt dauerhaft stabil war. Für den Alltag würde man ohnehin etwas weniger Übertaktung und eine konventionelle Wasserkühlung bevorzugen: Ein Mo-Ra 3 420 mit leiser (aber nicht Ultra-Silent-)Belüftung sollte bei dieser Verlustleistung Wassertemperaturen von 5 Kelvin über Raumtemperatur erreichen können. Das wäre eine maximal 15 Kelvin höhere CPU-Temperatur als im Demo-System mit Chiller und somit vielleicht 200 MHz maximales OC-Potential weniger. Mit Temperatur- und Stabilitätsreserven, die nicht nur für einen Beispielvorführung ausreichen, sondern für den Alltag, sind dann 4,5 GHz realistisch –
wenn man einen Prozessor von der Güte des Intel-Vorführmodells hat. Und deswegen fände ich im Moment viel interessanter:
- Wie stark musste selektiert werden?
- Stammt die Vorführ-CPU noch aus einer Vorserie oder gar aus der Skylake-X-Generation oder aus der Serienfertigung?
- War das System bei 5 GHz in allen Anwendungen stabil, oder gerade eben so in der Lage, mit etwas Glück einen Cinebench-Durchlauf vorzuführen?
- Kann ich zwei davon zum Beispiel in einem WS C621E SAGE übertakten?
1. Nein, kannst du nicht, da das Intel-System das auf 5 GHz geknüppelte ist.
2. Das Ding ist in dem Zustand schlicht nicht sinnvoll zu betreiben, also wen interessierts? Wer 28 Kerne kauft, nutzt keine Singlecoreanwendungen. Ein unvernünftig hoher Takt anstatt mehr Kernen bringt da rein gar nix außer Kühlproblemen.
Wir reden hier von einer Promotion-Veranstaltung. Es geht also um maximale Aufmerksamkeit, nicht um maximale Wirtschaftlichkeit. Unter letzterem Gesichtspunkt wäre ein Dual-Epyc oder ganz banal ein System mit zwei 28-Kern-Xeons definitiv die bessere Wahl für beliebig skalierende Anwendungen. Aber ein derartiger Demo-Rechner wäre kein berichtenswertes Ereignis, sondern stellt seit rund einem Jahr erhältliche Standardware von der Stange dar.
Fortune findet das ganze auch nicht sehr witzig. Wie ich schon schrieb, betrifft das nicht Fachjournalisten, sondern auch Wirtschaftsmagazine, die indirekt die Börsen beeinflußen. Fortune ist da nicht wirklich uninteressant.
Ich muß leider etwas Text posten, sonst geht der Kontext verloren.
| Fortune
Ohne den Kollegen aus einer Wirtschaftsredaktion zu nahe treten zu wollen: Wer Gerüchte zur Preisgestaltung kommender Desktop-AMD-Prozessoren mit den Letztjahres-Preisen von Intel-8-Wege-Server-CPUs vergleicht, der hat größere Probleme bei der Einstufung kommender Produkte als eine übersehene Übertaktung.
Wenn es stimmt, dann wären es 2-3 KW und umgerechnet ca. 70-100W pro Kern. Wäre schon sehr viel.
Bitte beachten: Von den Angaben im Anandtech-Text hat Intel nur die Fertigung bestätigt. Der Rest sind Mutmaßungen und Hochrechnungen anhand bekannter Daten. Den maximalen Stromverbrauch des Kühler mit der maximalen Stromabgabe des Netzteiles zu addieren sagt hierbei äußerst wenig über den kommenden Prozessor aus. Sinnvoller sind Abschätzungen anhand bestehender Produkte – die Komplexität entspricht ungefähr einem vierfachem i7-8700K oder einem doppelten i9-7940X mit weiteren Verbesserungen bei der Fertigung. Bei 5 GHz im Cinebench würde man von den beiden rund 200 respektive 400 W erwarten. Detailliertere Einschätzungen des Demo-Systems und kommender Prozessoren sind im Moment kaum möglich, da die unvorhersagbaren Einflüsse von Produktionsqualität/Selektion, also die letztlich erforderliche Kernspannung, einen größeren Einfluss auf den Verbrauch haben als zwei Kerne respektive 100 MHz mehr oder weniger. Nach Hause nehmen kann man nur die Erkenntnis, dass Intel überhaupt einen derart groß dimensionierten i9 plant, während es den (fast-?)Vollausbau in der Vergangenheit nur als sündteure 8-Wege-Prozessor gab.