Aha, das Intel also angibt wie lange die CPU im Turbo sein darf bzw wie viel sie in der zeit verbrauchen darf ist also Cheaten? Lustig zu sehen das du bei AMDs Turbo dich nicht aufregst... oder ist es dort etwas anderes wenn eine "15"W CPU während des Cinebench-runs sich dann 25-30W im Schnitt genehmigt?
Beide Hersteller verwenden dynamische Taktraten und Turboboost über den angegebenen Basistakt - und über dem angegebenen Verbrauch (Wobei AMD ja nicht mal den Verbrauch angibt).
AMD verwendet keinen zeitgesteuerten Boost. Ein "105 W"-Ryzen geht, wenn die Last es ermöglicht, auf seine 142 W beziehungsweise auf die nächste darunter liegende Turboschwelle und hält diese so lange, wie die Temperatur im grünen Bereich liegt. Ein Core i läuft Tau-lang ("Empfehlung": 56 s. Hält aber kaum ein Board ab Werk ein) mit (bis zu) PL2 und geht dann auf PL1 (idealerweise = TDP), vollkommen unabhängig von der allgemeinen Last und Temperatur. Welches Verfahren man nun besser findet, ist diskutabel – aber es handelt sich um ein deutlich unterschiedliches Verhalten und wenn man das nicht beachtet, gibt es gerade bei Diskussionen über Peak-Werte regelmäßig reichlich Verwirrung.
Eher nicht. Rocket Lake nutzt einen Backport von Sunny Cove, die Architektur kam bereits in Form von Ice Lake bei Notebooks zum Einsatz. 1,4v für 4,8 GHz sind auch bei der Arch absurd viel.
Die maximal sinnvolle beziehungsweise verträgliche Spannung hängt stark vom Prozess und dem Aufbau der Transistoren ab. Genau das kann sich bei 14 nm Cypress Cove also stark gegenüber 10 nm Sunny Cove geändert haben. Naheliegend wäre aber, dass Rocket Lake sich nahe am Niveau von Comet Lake orientiert, aber solche Werte können auch ansteigen. 1,4 V als "bedenklich hoch" gibt es beispielsweise schon seit Yorkfiel in 45 nm.
Niemand, der Ahnung hat, bezweifelt, dass man Intels aktuelle und (ohne Architekturwechsel) kommende Flaggschiffe auch hinreichend sparsam und kühl betreiben kann. Allerdings bleiben sie dann doch ein Stück sowohl hinter ihren eigentlichen Möglichkeiten als auch hinter der Konkurrenz zurück.
Das Argument, dass Gaming die CPUs ja nicht voll auslasten würde, ist mir da ein wenig dünn. Denn entweder braucht man dann die Boliden nicht, oder man plant mit deren Kauf für die Zukunft und muss berücksichtigen, dass sie irgendwann doch voll ausgelastet werden - und dann auch so saufen und heizen, wie jetzt nur bei synthetischen Benchmarks oder fordernden Anwendungen.
Dass sie nicht so schlecht sind, wie Einige fälschlich behaupten, bedeutet ja noch lange nicht, dass sie so gut sind, wie Andere sich das ebenso fälschlich einreden.
Mit der Auslastung als Argument kann man nicht den absoluten Peak-Energieumsatz schönreden, man muss sie aber bei Betrachtung unterschiedlicher Tests und unterschiedlicher Architekturen berücksichtigen: Dank seiner komplexen Turbo-Mechanismen erreicht ein Ryzen 9 5950X in Spielen 83 Prozent seiner maximalen Verlustleistung in Anwendungen beziehungsweise synthetischen Tests. Das ist eine der Komponenten, die Zen 3 als Gaming-CPU so viel stärker als Zen 2 machen – letztere konnten ihre Ressourcen so schlecht ausreizen, dass sie nicht nur langsamer, sondern mit 62 Prozent des Maximalverbrauchs auch deutlich sparsamer waren. Noch extremer ist Intel: Gaming entspricht bei einem Core i9-10900K gerademal 42 Prozent des Anwendungs-Energieumsatzes und es gibt bislang keinen Hinweis darauf, dass RKL einen feinfühligeren Turbo hat.
Wenn man anhand eines Verbrauchswertes in einem synthetischen Test also irgendwelche Rückschlüsse auf den Gaming-/Alltagseinsatz von Rocket Lake im Vergleich zur Konkurrenz ziehen will, muss man dabei berücksichtigen, dass entweder der Verbrauch unter Gaming-Bedingungen in heutigen Spielen weitaus niedriger ausfallen wird oder aber dass die Gaming-Leistung in hypothetischen Spielen der Zukunft, die die Architektur besser auslasten können, dramtatisch steigen würde, ohne dass die hier gemeldeten Stromverbrauchswerte übertroffen werden. Ich persönlich halte ersteres für deutlich sinnvoller, da solch utopische Spiele mittelfristig nicht zu erwarten sind, aber in jedem Fall ist es unzulässig den hohen Verbrauch in synthetischen Anwendungen mit der heutigen Gaming-Leistung in Bezug zu setzen. Das sind zwei komplett verschiedene Lastszenarien.
(Man beachte in diesem Zusammenhang auch das unterschiedliche Taktverhalten der verschiedenen Hersteller: Bei 230 bis 250 W syntethischer Last ist Comet Lake oft noch mit Allcore-Boost unterwegs, rechnet also innerhalb des Tau-Zeitfensters genauso mit 4,9 GHz wie in Spielen. Zen 3 mit 4,7 GHz Allcore durch Prime95 zu bringen, gilt dagegen als extremes Übertakten, weil AMD derartige Peak-Verbräuche eben im regulären Betrieb durch Taktsenkungen abschneidet.)