AW: E-Sport laut DFB-Präsident Grindel kein Sport, sondern "Verarmung"
Sport/ eSport, Olympisch oder nicht? Fangt doch erst man vom Anfang an und das ist, was ist Sport eigentlich?
Das Wort "Sport" ist erst einmal kein deutsches, sondern ein eingedeutschtes Wort aus dem 19. Jahrhundert. Des weiteren ist Sport ein Polysem, ein Begriff mit mehreren Bedeutungen. Einmal haben wir das, was wir als "Sport machen" bezeichnen, was bezeichnend dafür ist, eine körperliche Betätigung auszuführen, die rein für die Betätigung des eigenen Körpers ausgeführt wird. Da haben wir gute Beispiele wie Laufen oder Schwimmen gehen, oder als Gegenteil, Betätigungen wie, Holz hacken oder sonstige harte körperliche, repetitive Arbeiten, welche so nicht als "Sport machen" bezeichnet werden.
Die zweite Bedeutung des Wortes "Sport" ist der sportliche Wettbewerb. Darunter fallen dann auch Billard, Snooker, Curlen, Sportschießen oder Rennen fahren, oder auch das vorherige Beispiel, Holz hacken, welches dann zum "Sport" wird, sollte man es als Wettbewerb ausführen. Andere gute Beispiele findet man bei "Strongest Man" Wettbewerben oder den Highland games.
Als nächstes kann man noch den Ursprung, oder die internationale Bedeutung des Wortes Sport nehmen. Ursprünglich kommt "Sport" vom altfranzösischem
desport was zur damaligen Zeit eher mit einer Beschäftigung zur Unterhaltung Anderer gleichzusetzen war. Diese Definition ist auch heute noch Teil der amerikanischen Definition des Wortes Sport, bei dem man Sport auch mit dem Unterhaltungswert definiert.
Sport or sports includes all forms of competitive physical activity or games which,through casual or organised participation, aim to use, maintain or improve physical ability and skills while providing enjoyment to participants, and in some cases, entertainment for spectators.
Nehmen wir jetzt diese Definitionen, schauen uns an, was in Deutschland als "Sport" gilt. Neben den großen kommerziellen Sportarten wie Fußball oder Basketball und Breitensportarten wie Joggen oder Radfahren, haben wir einige Sportarten die in Deutschland und der Rest der Welt als Sport bezeichnet werden, die nicht der körperlichen Betätigung als Definition gerecht werden und nichts mit der Aussage "Sport machen" zu tun haben. Neben den bereits genannten, kann man auch noch Reitsport, Darten, Sportfliegen, Paragliding, Boccia, Golf, Bowlen,...... als deutsche Sportarten außerhalb der von vielen genannten Norm nennen, die anerkannt sind.
Übrigens, wenn man Motorsport damit verteidigt, dass man bei der Formel 1 ja auch körperlich Fit sein muss, was ja auch stimmt, vergisst man dabei aber dass es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs Motorsport dreht. Ich kenne einige Rennfahrer in niedrigeren Klassen, die um einiges weniger Wert auf ihre körperliche Fitness legen. Oder ist Motorsport erst dann Sport, wenn man sich körperlich Fit halten muss, oder geht es doch rein um den sportlichen Wettbewerb?
Olympisch? Ja, was sind denn olympische Sportarten?
Geht man nach dem historischen Sinne, sind auch Trompeten oder Heraldik olympische Sportarten, da diese schon bei den Griechen olympische Wettbewerbe waren, genauso wie Eselreiten. Von daher sollte man mit dem Hochhalten des Wortes Olympisch, als Begründung für die Definition des "Sport machen" oder der körperlichen Betätigung etwas vorsichtiger sein.
Ist eSport jetzt Sport?
Nein und ja, genauso wenig und genauso viel, wie Darten oder eben Holz hacken. Sitzt man in seinem Kellerzimmer und zockt gemütlich mit seiner Tüte Chips aufm Schoß und nem Red Bull in der Hand, ist das genauso viel Sport, wie wenn ich mit meiner Frau Abends zusammen in die Kneipe zum Bowlen gehe, und neben ein paar Kugeln auf die Bahn auch ein paar Bierchen in mich reinschütte, in der Hoffnung das mein Frau heimfährt
Trete ich aber in einem professionellen Bowling Wettbewerb an, trainiere bowlen jeden Tag, dann ist dies ein sportlicher Wettbewerb, das gleiche auch mit Holzhacken, Darten, Curlen etc. pp. Ich glaub ihr habt mich verstanden.
(Fährt Hans Abends auf der Landstraße mit seinen aufgemotzten Golf die Strecke von seiner Arbeitsstelle in der Stadt Büttelhüdde zum seinem Heimatdorf Noffindorf nach Hause, in seiner persönlichen Bestzeit von 8:35.233 und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 145 km/h, gilt dies auch nicht als Motorsport)
Aber schauen wir uns doch mal andere Aussagen zum Thema eSport an, die eSport für manche vielleicht in ein andere Licht rücken könnten. Den eSport hat doch eine höhere körperliche Belastung, als die meisten denken. Dafür zitiere ich Prof. Dr. Ingo Froböse, Universitätsprofessor für Prävention und Rehabilitation im Sport an der Deutschen Sporthochschule in Köln.
Sportwissenschaftler: eSports-Profis sind wahre Athleten | Sport | DW | 02.02.2016
Besonders die motorischen Ansprüche und Fähigkeiten haben uns beeindruckt. Die eSportler schaffen bis zu 400 Bewegungen pro Minute an Tastatur und Maus, vier Mal mehr als der Normalbürger! Das Ganze auch noch asymmetrisch, denn beide Hände werden parallel bewegt, es werden unterschiedliche Hirnregionen parallel genutzt."
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Der Cortisolspiegel liegt ungefähr auf dem Niveau von Rennfahrern. Dazu kommt noch ein sehr hoher Puls, teilweise liegt die Herzfrequenz zwischen 160 und 180 Schlägen pro Minute, das entspricht einem sehr, sehr schnellen Lauf, fast einem Marathonlauf. Dazu kommen noch die hohen motorischen Ansprüche, deswegen ist der eSport aus meiner Sicht anderen Sportarten mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen
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Viele unserer Probanden sind im Bezug auf ihre Fitness Normalbürger und der Normalbürger macht mir Sorgen. Sie sind nicht gut trainiert, beispielsweise fehlen Trainingseinheiten, die das gesamte Halte- und Stützsystem im Schulter- und Nackenbereich stärken. Dadurch ließe sich auch die Feinmotorik im Armbereich weiter steigern, die für den Wettkampf enorm wichtig ist.
Warum will eSport überhaupt zum Deutschen Olympischen Sportbund. Will eSport olympisch werden?
Darum geht es eigentlich überhaupt nicht. Sicherlich gibt es einige die es gerne sehen würden, dass eSport olympisch wird, dem wird aber im allgemeinen nicht viel Wert beigemessen. Es geht um einen anderen Grund. Das DOSB steht nicht nur für "olympisch" sondern dafür, was in Deutschland als Sport anerkannt wird. Dabei geht es zwar auch um Fördergelder und die Möglichkeit olympisch anzutreten, aber das liegt hinter den Punkten die dies dem eSport geben würde, was Infrastruktur angeht. Als anerkannte Sportart ist es beispielsweise in Deutschland viel leichter einen e.V. zu gründen. Der wichtigste Punkt ist aber Visas für eSportler. Wer die Szene einigermaßen verfolgt sieht, dass es immer wieder Probleme gibt, wenn bei diversen Veranstaltungen, internationale Teams in relativ kurzen Turnieren miteinander spielen, wo einzelne Spieler keine Einreisegenemigung bekommen, da es kein Visa für Athleten für eSportler gibt und sie über ein Arbeitervisum anreisen müssen, was je nach Herkunftsland der Person und dem "Verein" problematisch werden kann. Würde eSport in DOSB als Sportart anerkannt werden, würde sich dieses Problem erledigen.
Warum der DFB Präsident so ein Problem damit?
Der Typ müsste doch intelligent genug sein, um zu sehen was für anderen Sportarten ebenfalls als Sportart im Sinne des DSOB gelten, ohne dabei näher an der völkischen Definition "Sport" dran zu sein. Meiner Meinung nach, also nicht fundiert, geht es hier rein um das liebe Geld. Der DSOB bekommt jährlich von der Bundesregierung eine gewisse Menge an Geld, mit dem dieser Auskommen muss. Diese Menge wird dann auf alle DSOB Sportverbände mit einem gewissen Schlüssel verteilt. Sollte jetzt ein neuer Verband hinzu kommen, würden also alle bisherigen Verbände weniger Geld bekommen als bisher. Schaut man sich einerseits die Bundesliga an, die eh schon im finanziellen Krieg mit der PL und der LaLiga, langsam aber sicher den kürzeren zieht, kommt diese Vermutung auch nicht von ungefähr (wobei es bei den Förderungen nicht um den direkten Wettbewerb der Ligen geht, sondern um die Förderung junger Spieler in den kleineren Verbänden, darum auch DFB und nicht DFL). Schaut man sich weiterhin die Meldungen der DSOB der letzten Jahre an, in denen man von der Regierung mehr Geld gefordert hat, da es an allen Ecken und Enden fehlt, da Sportler mehr Geld wollen/brauchen, diese Sportler besser gefördert werden müssen, Gebäude restauriert und saniert werden müssen etc. pp. wird das Argument des Geldes immer plausibler.