Die Tage wurde noch über Intel gelacht, jetzt ist eben auch bei AMD so. Wen hätte es gewundert.
Diejenigen, die das darauf zurückführen wollten, dass Intel sich in zu vielen Sparten versucht respektive sein Kerngeschäft vernachlässigt.
So, wie es jetzt ausschaut, ist aber gerade der insgesamt abstürzende Kernmarkt der CPU-Hersteller das problem, während sich sich am Verhältnis AMD/Intel in diesem relativ wenig verändert hat: -51 Prozent bei Ryzen, -36 Prozent bei Core, insgesamt minus 38 Prozent von 12,1 auf 7,5 Milliarden – das ist einfach extrem. Der (eigentlich) große Client-Bereich fällt 4Q2022 sogar 0,1 Milliarden unter die (eigentlich) kleineren Datacenter 4Q2021.
Aber letzteren geht es auch nicht so viel besser: In der Summe minus 21 Prozent auf 6 Milliarden. Und würde Genoa nicht gegen diesen Strom schwimmen, sähe es vermutlich noch schlechter aus – ich glaube das Epyc-Ergebnisse ist das erste mal in der x86-Welt, dass eine Serversparte mehr Umsatz als die Clients machen (mehr Gewinn mag, aufgrund der satten Margen, schon mal vorgekommen sein. Aber mehr Umsatz?). In der Summe sind aber auch AMD-CPUs von 3,0 Milliarden auf 2,6 Milliarden gefallen. "Nur" 14 Prozent gegenüber Intels minus 34 Prozent sehen zwar nach einem Teilerfolg aus, aber aufgrund der unterschiedlichen Ausgangspunkte resultieren 20 statt zuvor 15 Prozent AMD-Anteil am Gesamtumsatz. Weltbewegend ist was anderes, zum Beispiel das PC-Komponenten allgemein wie Blei in den Regalen liegen. AMD rettet die Gesamtbilanz eben gerade nicht mit Kernkompetenzen/Zen 4, sondern mit FPGAs.
(Anmerkung: Intel bilanziert die eigene FPGA-Sparte meinem Wissen nach bei der Datacentergroup. Dieser Markt ist nicht gerade mein Fachgebiet, aber wenn Xilinx boomt, dürfte Intels Altera-Sparte auch nicht komplett auf dem Zahnfleisch gehen. Das heißt Intels Datecenter-Einbruch von 6,4 auf 4,3 Milliarden ist die Summe aus einem vermutlich noch relativ gut laufenden FPGA-Geschäft und demnach im Umkehrschluss noch desaströser abgestürzten Xeons. Der Gesamtmarkt für Server-CPUs wäre dementsprechend stärker als die oben genannten 21 Prozent eingebrochen, was AMDs wachsenden Anteil um so stärker herausstechend lässt. Im Gegensatz zum Gesamteinbruch war diese Verschiebung aber zu erwarten, schließlich hat Intels Xeon-Sparte das gesamte letzte Jahr über nur eine Sache produziert: Sapphire-Rapids-kommt-noch-später-Meldungen)
Aber bei den Servern wischt AMD mit Intel den Boden, wenn es um Kerne und PCIe-IO geht. Dazu kommen die Konsolenchips als Evergreen. Die Custom-SoC Idee, um bei Sony und MS unterzukommen, war der größte Geniestreich von Lisa Su, ohne den es AMD vermutlich nicht mehr geben würde.
AMD fertigt seit 2013 APUs für Microsoft und Sony; diese Partnerschaften wurden also unter Rory Read finalisiert und möglicherweise begannen die Verhandlungen sogar schon unter Dirk Meyer. Su hatte möglicherweise Einfluss auf die Verlängerungen bei der aktuellen Konsolengeneration, aber mangels Mitbewerbern war das vermutlich kein großes Kunstwerk. Umgekehrt ist dieser Deal ohnehin nicht
die große Meisterleistung. Selbst wenn 100 Prozent des Gewinns der Gaming-Sparte darauf entfallen (und das ist defintiv nicht der Fall, es wurden ja doch ein paar GPUs verkauft), handelt es sich immer noch um den Bereich mit dem zweitniedrigsten Gewinn und das bei teils relativ hohen Umsätzen. Selbst im noch vom ETH-GPU-Geschäft gestützten Gesamtergebnis 2022 weißt diese Sparte die schlechteste Marge aus und bereits seit Beginn des Deals heißt es, dass AMD ihn vor allem deswegen bekommen hat, weil IBM, Intel, Nvidia & Co schlicht nicht bereit waren, zu den lächerlichen Preisen zu arbeiten, die Microsoft und Sony zahlen. AMD kann bei den Konsolen die Architektur-Entwicklungskosten auf einem zusätzlichen Standbein abstützen, aber große Gewinne machen sie nicht.
Wesentlich beeindruckter bin ich von Xilinx. AMD hat den Laden übernommen, in dem sie ein 1/3 ihres damaligen Firmenwerts an die Xilinix-Aktionäre gegeben haben; diese Investition entsprach also einem 1/4 des resultierenden Gesamtkonzerns. Aber natürlich liegt ein Kaufpreis immer leicht über dem Marktwert und dieser war seinerseits durch die Übernahmeaussichten gestiegen. Der Preis der eingekauften Xilinx-Assets lag also bei 1/4 des späteren Unternehmens, aber ihr operativer Wert war deutlich kleiner. Trotzdem steuert dieses <1/4 von AMD jetzt 1/4 des Gewinns bei. Das ist nicht nur mehr als jeder andere Bereich, das ist sogar deutlich mehr als alle anderen zusammen! Und diesen Erfolg kann sich Su vollständig auf die eigenen Fahnen schreiben.