... und damit einem ganzen Schwung Menschen noch mehr Kosten aufbrummen, damit sie zum Monatsende noch weniger auf dem Konto haben.
Besser die, die was dafür können als die, die nichts dafür können.
Ja, im Kerngebiet, wo viel Infrastuktur zusammenfließt. Die Stadt ist aber was größer als nur ihr Kerngebiet. Gut, von Haustür zu Haustür fährt der ÖPNV schon mal gar nicht, was bedeutet, dass jeder mit etwas mehr Material als Rucksack und 2 Taschen schon Probleme hat.
Leute, die immer mit ihrem gesamten Hausstand durch die Straßen ziehen, sind im ÖPNV tatsächlich nicht willkommen. Da sollte man tatsächlich lieber Heimplätze und psychologische Betreuung ausbauen.
Autos haben Obdachlose bislang aber mehrheitlich auch nicht und wer nur einmal im Jahr das Urlaubsgepäck irgendwohin schaffen muss, kann ein Taxi nehmen. Genau dafür sind die da.
Aber das ist ein anderes Thema. Das Problem ist, ÖPNV müssen auch dahin fahren, wo wann will, und nicht 2km davon entfernt. Das ist zwar keine unzumutbare Strecke zu Fuß, aber sind doch paar Meter, die Zeit kosten. Sicher, mit besserem Ausbau werden solche Faktoren reduziert. Wie gesagt, in Großstädten und Ballungsräumen mag das sinnvoll sein.
Wie gesagt: Fürs platte Land fordere zumindest ich auch nichts anderes.
1 km Fußweg ist imho sogar schon weit jenseits des regulär zumutbaren, das wäre nur ein Beispiel für "wenns eh an einer Route liegt, nimmt man es halt auch mit". Als sinnvolle Obergrenze würde ich 500-600 m Fußweg (was bereits bedeutet, dass die äußere Hälfte der Wohnungen für alte Menschen ggf. nicht mehr nutzbar wäre), also maximal 1 km² Einzugsbereich je Haltestelle ansehen und das eben mit wenigstens 500 Anwohnern.
Aber damit erfasst man eben schon den Großteil der Deutschen. Selbst Metropolzentren wie Pinneberg haben auf
Kreisebene eine derartige Bevölkerungsdichte, könnten also im Schnitt 100% Abdeckung schaffen. Wenn man sich mal Stichprobenartig Großstadtmolochs wie Hemmingstedt (auf Gemeindeebene: 140/km²), Nordhasstedt (107/km²) oder Brunsbüttel (190/km²) anguckt, dann sieht man sofort: 70-90% des Gemeindefläche sind Acker oder Wald, wo gar keine Anbindung benötigt wird. 95% der Bevölkerung leben nicht "auf dem Land"/im Gehöft, sondern in Dörfen zwischen leerer Landschaft und innerhalb dieser Dörfer wird die fär ÖPNV nötige Bevölkerungsdichte schon wieder erreicht. Erst bei Gemeinden mit <50 Einwohner pro km² wird ein größerer Teil der Bewohner gar nicht mehr erfassbar sein.
Mangels expliziter Datenbanken kann man die Gesamtgleichung nur Stichprobenartig abschätzen, aus dem Bauch heraus würde ich schätzen: Wenn jeder, der in <500 m Entfernung eine Haltestelle hat, diese auch benutzen würde wann immer er nur sich selbst und etwas Handgepäck bewegen muss, dann könnten >90% der deutschen Bevölkerung mit ÖPNV erschließen, ohne dass ein einzige dieser Haltestellen unter das Nutzugnsniveau fällt, das heute für Einfamilien-Großstadtspeckgürtel-Siedlungen typische Niveau fährt, die mit 20-Minuten-Taktung angefahren werden. Wenn wir auf 300 m runtergehen sollte es immer noch für >80% reichen.
Uff, da habe ich doch ernste Zweifel dran.
Die enormen Folgekosten von Straßen und Verkehr sind schwer zu überblicken. Neben dem reinen Bau und Unterhalt hat man den Energieverbrauch, das daraus resultierende Außenhandelsdefizit, die Gesundheitsbeeinträchtigen und deren Ausgleichsmaßnahmen (gegen die Summe von "Erholungs"-Aktivitäten sind die Gesundheitsschäden, die in Kliniken landen, ein Witz), die simple Verlängerung der Wege dadurch, dass so viele zusätzliche Zwischenräume alles weiter auseinanderstrecken, die Fahrzeuge als solche, die für viele Familien ihre größten Investitionsprojekte überhaupt sind,... Die Liste ist endlos. Aber du kannst ja just for fun mal einen ganz kleinen Zipfel davon überschlagen: Welche Einnahmen bringen die Hälfte des bislang 2* 3-4 spurigen Frankfurter Innenstadtrings oder gar der Berliner A100, wenn man sie mangels Bedarf als Bauland verkaufen kann? Sind es noch Milliarden oder schon Billionen €?
Wenn man sich im Dorf mal den Verkehr ansieht, kommt so im Schnitt alle 5 Minuten ein Auto. Sicher, im Zentrum einer Kleinstadt ist es mehr.
Gehen wir das mal durch. Ich will in ein Dorf 15km weiter und Freunde besuchen.
Fahrradentfernung.
Was kein alberner Einwand ist:
Je kürzer man die Strecke im Beispiel wählt, desto unwahrscheinlicher ist, das es eine näherungsweise direkte Verbindung gibt. Bei 15 km kann man noch Beispiele konstruieren, bei dem einige Leute selbst bei gutem Netzausbau einen Overhead von weiteren 15 km = 100% haben, weil sie über ein Regionalzentrum fahren müssen. Aber genau die gleichen absoluten Zeitverluste "auf der letzten Meile" ergeben sich auch, wenn man mit ÖPNV 50 km weiter fahren will und eine zusätzliches Stück fahrt auf der Hauptachse zwischen zwei Regionalzentren einfügt. Umgekehrt wirst du als Privatperson über solche Strecken seltener eine Wirtschafts-/Schleichwege mehr kennen, die dir eine direkte Verbindung ermöglichen, sondern am Ende die gleiche Landstraßen-Bundesstraßen-Route fahren, die auch die Busse nehmen. Dann bleibt im Beispiel nur noch der relativ geringe Zeitverlust durch die niedrigere Durchschnittsgeschwindigkeit eines Busses mit Zwischenhalten. Aber wenn es kein Worst Case ist, kann zwischen den Regionalzentren bei gutem Ausbau auch schon eine Regionalbahntrasse liegen, die dank Freigabe >100 km/h und vor allem weniger Kurven möglicherweise einen Großteil der Strecke sogar schneller zurücklegt, als das mit dem PKW möglich wäre.
Am Ende müssen die Dörfer ungefähr im gleichen Takt angefahren werden wie sonst Autos durchfahren. Und das auch mitten in der Nacht. Da habe ich doch meine Zweifel, ob ein Bus statt einem Auto da die bessere Lösung ist.
Wenn du (oder jemand anders) häufig mitten in der Nacht fahren musst: Ja. Aber 24/7 Schichtbetrieb kenne ich eigentlich nicht von Dorfläden. Also wieso solltest du das häufig müssen? Für 2-3 mal im Jahr gibt es Taxen. Auch die sind Teil des ÖPV und decken genau die zeitlichen oder räumlichen Fenster ("Urlaubsgepäck") ab, die wegen ihrer Seltenheit in selbst in gut ÖPNV-versorgten Gebieten durchs Raster fallen. Als Zwischenstufen gibt es Rufbusse, Ride-Pooling und Sammel-Taxen. In vielen Ländern der Welt winkst du den nächsten Kleinbus ran, was wegen der häufigen Nutzung dieser Verkehrsart selbst wortwörtlich am Rand der Wüste teils keine Minute dauert, drückst dem Fahrer ein paar Scheinchen in die Hand und, sagst, wo er wieder anhalten soll. (Und dann betest du selbst als Atheist, dass er nicht deutlich schneller ankommt, als du es mit einem Auto für möglich halten würdest. Vergeblich
.)
Gestern hatten wir doch genau diesen Punkt. Im ländlichen Raum sieht die Sache eben anders aus. Da ist das eigene Auto die bessere Lösung. Gerade weil es da über Solaranlagen auf dem Dach und genug Stellfläche vor der Haustür genug Möglichkeiten gibt.
Wenn es wirklich ländlich wird: Ja. Genau meine Worte.
Kann durchaus sein, wir kommen also überein, dass man in Großstädten mit vertretbarem Aufwand was machen kann.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich habe ein Beispiel aus Großstädten gebracht, weil es da bereits heute praktiziert wird. Nur da, weil bei 10-20% ÖPV-Quote sonst kaum die nötige Personendichte erreicht wird und erst den totalen Metropolinnenstadtverkehrskollaps braucht, ehe ein CDU-Politiker ein paar Cent für nicht-PKW-Verkehr freigibt. Aber mit 100% Akzeptanzquote und einer allgemeinen Offenheit würde man diese bislang Großstadt-exklusiven Bedingungen auch in Kleinstädten erreichen und in größeren Dörfern wäre man nah dran.
Gut, abseits davon, dass man in Öffis ganz gerne mal mit unliebsamen Zeitgenossen in Kontakt kommt. Gibt Schlimmeres, lässt sich aber nicht von der Hand weisen.
Das Menschen widerlich sind ist leider nicht von der Hand zu weisen. Hätten wir nur 10-20 Millionen Menschen in Deutschland, hätten wir diese ganze Misere nicht. Aber kurzfristig kann man da ethisch akzeptabel nichts dran ändern (langfristig sollte sich jeder mal Gedanken machen...) und die unvermeidbaren Lösungen für viele Menschen behinhalten dann halt viele Menschen.
Arbeitskräfte möchten auch gerne bezahlt werden und da sich der Staat gerne die Hälfte abgreift und die Firma dahinter auch mindestens laufende Kosten hat, muss das alles einkalkuliert werden. Wie soll das sonst gehen? Löhne und Gehälter runter, damit Arbeitskräfte weniger kosten? Dann kann sich auch niemand was leisten, weil die Leute selbst kein Geld haben.
Den Teil, den der Staat sich krallt, runter. Alles, was nicht zusätzlich eine soziale Ausgleichsfunktion hat (z.B. Krankenversicherung vs. höhere Einkommenssteuertarife) direkt auf 0 und dafür über Energieumlagen finanzieren. Wir wollen, dass möglichst viele Leute arbeiten bzw. das viele Arbeitsplätze geschaffen werden und dass möglichst wenig Energie verbraucht wird? Warum machen wir dann die Energie so billig, dass nicht einmal direkten Folgeschäden abgedeckt sind, während die Arbet durch Aufschläge das Doppelte bis Vierfache kostet? Ist doch kein Wunder, wenn überall Arbeitsplätze eingespart und dann Energie verschwendet wird.
Noch vor 10 Jahren hatten wir bei uns im Dorf eine (zugegeben, damals schon nicht mehr gut laufende) Kneipe, vor 20 eine kleine Bankfilliale und vor 30 (vor meiner Zeit) sicher auch mehr. Müsste ich mal rumfragen. Vor 40 Jahren gab es in der nächsten Kleinstadt auch ein kleines Krankenhaus. Heute... Läden in der Kleinstadt, Krankenhaus...
Natürlich braucht man dann eine verbesserte Mobilität, wenn alles schwerer erreichbar ist. Wäre mir auch lieber, wenn ich morgens mal kurz zum Laden im Dorf gehen könnte, mir mein Essen für den Tag kaufe und abends mein Bierchen in der Kneipe trinke. Dazwischen recht örtlich arbeite oder mit dem Fahrrad (eher Velomobil, mit 20km/h rumgurken ist nicht meins, da kann ich auch laufen) in die Kleinstadt zur Arbeit fahre und das Auto nur brauche, wenn ich mal wohin will. Ist aber nicht so und es gibt einen Berg an Gründen, warum es nicht so ist.
Die meisten dieser Gründe laufen auf das hinaus, was ich gerade geschrieben habe: Der Großmarkt in der nächsten Kleinstadt braucht viel weniger Arbeitskraft pro verkauftem Objekt, weil er mit viel größeren Mengen handelt, als ein Dorfladen. Dafür braucht sein Konzept viel mehr Straßen und viel mehr Energie, um zu erstem zu fahren. Aber die Straßen hat der Steuerzahler bezahlt, die Folgekosten der Energie trägt die ganze Welt, während die Lohnkosten des Dorfladens in dessen Preisen drinstanden. Also ist er Pleite gegangen, weil alle gefahren sind, sobald sie alle Autos hatten.
Was wir heute haben ist kein zwingendes oder auch nur besseres Konzept. Es ist ein Konzept, dass unter der Prämisse "Energie ist spottbillig und kann beliebig verschwendet weren" günstiger ist.
Aber diese Prämisse ist falsch. Und nach, je nach Branche, 0,25-1,25 Jahrhunderten Saus und Braus kann man das nicht länger leugnen.
Wenn mal die Verwandtschaft mit im Schnitt 60 Jahren vorbeikommt... Ich mein ja nur.
Genau sowas meine ich. "Älteres Ehepaar zu Besuch" => Ich nehm mein "2 Leute + Kofferrraum oder + 2 kleine Leuchten"-Auto, lasse die meist deutlich kleinere Hälfte des Paars hinten rechts sitzen, die etwas größere Hälfte davor und wenn meine bessere Hälfte mit zur Abholung will, kann sie es für 20 km auch mal hinter mir aushalten. Da muss ich nicht den Rest des Jahres ein 1,5 m längeres, 0,5 t schwereres Vehikel für rumfahren. Idealerweise hat das Auto rechts noch 1,5 Türen (siehe letzte Gen Mini Clubman, aktuellen Fiat 500) oder sogar 2 (Veloster) und gut ist. Stattdessen wird halt gleich ein SUV gekauft, denn durch die viel größere Auswahl ist der oft in der Anschaffung nicht einmal teurer (die Produktion ist zwar aufwendiger, aber man findet leichter ein Modell, was genau die gewünschten Eigenschaften hat und nichts auf inidividuell ungewünschte verschenkt) und im Betrieb...
Energie ist ja billig.
Und wenn sie mal droht, einen Ticken teurer zu werden, dann sind es die Grünen, die böse, gemein und Ausgeburten der Hölle sind und einem das Leben unmöglich machen!