AW: Warren Spector über Spieletests: Wertungszahlen sind kein probates Mittel
Mit dem System hab ich vor allem zwei grundlegende Probleme:
- das hunderter System, insbesondere in Deutschland ja scheinbar sehr beliebt. Es gibt keine genaue Metrik mit der man Spiele messen kann, aber scheinbar gibt es dennoch ein streng geheimes System mit dem man rechtfertigen kann warum ein Spiel jetzt eine 82, 86 oder 89 ist. Da ist mit das 8/10, oder von mir aus auch noch 8,5/10 dann doch wesentlich lieber. Denn das gibt eine grobe Richtung oder Tendenz an. Und hat nicht einen fiktiven Anspruch auf "wissenschaftliche Genauigkeit" wie ein 100er System.
100er Wertung sind im Detail fast nie zu rechtfertigen, damit schneidet man sich nur selbst ins Fleisch.
- Metacritic. Mal abgesehen von den völlig undurchsichtigen Gewichtungen der Wertungen hat das System ein großes Problem: es ist nur eine Momentaufnahme bei Release. Nehmen wir mal Star Trek Online. Das hat zu Release eine Score von 66 bekommen. Und die hat es immer noch. Und bei allem was an STO bemängelt werden kann, das Spiel ist keine 66 mehr. Aber es wird sich nicht mehr ändern. Denn a) machen die aller wenigsten Magazine Nachtests und b) wenn sie sie machen dann wird es bei Metacritic nicht aktualisiert.
Ich ignoriere Zahlenwerte mittlerweile fast vollkommen. Wer sie braucht, bitte. Aber hab ich dann ein Problem wenn ein gemischtes System aus Zahlen und Text genutzt wird. Denn oftmals steht im Text nichts anderes. Dort wird genauso mechanisch eine Liste aus irgendwelchen Faktoren wie Texturqualität, Schwächen der KI, etc pp runtergenudelt. Also steht im Endeffekt im Text nichts anderes als im Wertungskasten und man kann sich das Lesen meist sparen. Und vor allem will ich nicht im Text nach den für mich wichtigen Infos suchen müssen. Wenn Redakteure also bemängeln dass die Leute oftmals den Text nicht lesen, würde ich behaupten das es zum Teil auch daran liegt das der Text oftmals nicht wirklich interessant zu lesen ist da die wichtigen Infos verborgen unter unwichtigen Details liegt.
Bei Magazinen die auf Wertungszahlen verzichten, finde ich, wird mehr Kreaivität bei Tests an den Tag gelegt. Dort wird dann zB weniger im Detail über technische Details geredet und mehr Zeit mit Sory, Erzählweise und den "allgemeinen Erlebnissen und Gefühlen" des Testers im Bezug auf das Spiel verbracht. Oftmals sind die Reviews auch etwas kürzer, dafür aber prägnanter und auf den Punkt. Und das ist letztendlich das was ich wissen will.
Aus dem Grund schaue/lese ich fast nurnoch Reviews von Personen (Personen, nicht Magazinen. Die können für Magazine arbeiten, müssen aber nicht) von denen ich weiß was für einen Geschmack die haben und was denen in und an Spielen wichtig ist. Daraus kann ich einen guten Eindruck über das Spiel gewinnen.
Ob ich dagegen den Test von Magazin A oder B lese ist meist völlig gleichgültig da in beiden mehr oder weniger das gleiche steht und die Reviews mit völlig belanglosen Details vollgestopft sind, wie on an Ecke X die Texturen mal nicht so hoch aufgelöst sind wie im Rest des Spiels oder es keine Echtzeitreflektionen im Wasser gibt. Sowas will ich nicht lesen. Das bringt mir keinerlei Erkenntnis darüber ob das Spiel sein Geld wert ist. Das mag für Technikfetischisten interessant sein, aber dem Großteil der Spieler würden solche Details nicht mal auffallen wenn es ihnen keier sagen würde. Es hat Null Einfluss auf deren Spaß mit dem Spiel.
Das runterleiern und "analysieren" eines Spiels mag für eine wissenschaftliche Abhanldung ja nett sein, aber Reviews sind keine wissenschaftliche Arbeit. Es geht beim Spielspaß vor allem um subjektive Eindrücke zu einem Spiel. Ein Spiel kann objektiv noch so toll sein und Traumwertungen einfahren, es besteht trotzdem eine große Wahrscheinlichkeit das man es subjektiv zum Kotzen findet. Und die aller meisten Tests in Magazinen helfen bei diesem Ausschluss kein bisschen.