"leistbar" ist ein dehnbarer Begriff. Wenn du semiprofessionell oder als Nebenerwerb irgendwas machst wo du diese Rechenpower brauchen kannst und sich deine Produktivität damit verdoppelt oder verdreifacht, hast du die Ausgaben auch schnell wieder drin. Und wenn du das nur rein privat kaufst, einfach weil du es geil findest 64 Kerne/128 Threads zu haben, hey andere Leute geben ähnliche Summen für ähnlich "sinnlose" Dinge aus, die sie nicht brauchen. Ich kenne Leute die rauchen täglich ein, zwei Schachteln Zigaretten oder versaufen am Wochenende mal eben 100, 200€. Wenn man das hochrechnet, sind das auch ein paar tausend Euro im Jahr.
Aber gut, ich mein als Privatanwender sind wir nicht die Zielgruppe, aber wenn man so ein Teil unbedingt will finde ich, sind 4000€ jetzt nicht die Welt.
Davon abgesehen: Wann haben 64 Kerne neu zuletzt 4000€ gekostet?
Es war die Rede von einem "Heimproduktivsystem". Das bezeichnet für gewöhnlich keine Hauptberuflich produktiv genutzte Workstation, sondern ein für privaten Videoschnitt oder bestenfalls Nebengewerbliche Aktivitäten genutzten PC. Rechnen wir mal das Beispiel mit Nebenerwerb durch: 5000-6000 Euro für einen PC (wenn keine GPU-Beschleunigung benötigt wird), der dann vielleicht 3 Jahre im Einsatz ist. Also rund 150 Euro pro Nutzungsmonat. Da die meisten PC-bezogenen nebenberuflichen Tätigkeiten vor allem Arbeits-, aber nicht Materialintensiv sind, ist keine hohe Investitionsquote angemessen. Sagen wir 10 Prozent? (Ist schon mehr als der Durchschnitt der deutschen Wirtschaft) Dann müsste der
Nebenjob also 1.500 Euro pro Monat einbringen, ehe man in der richtigen Liga für ein derartiges System spielt. Die meisten Deutschen wären froh, wenn sie dass im Hauptberuf mit nach Hause nehmen könnten, anstatt es mal eben nebenbei mit ein paar Stunden nach Feierabend/am Wochenende dazu zu verdienen.
Oder du bist vielleicht einfach nicht die Zielgruppe?
AMD vermarktet das zwar als "High-End-Desktop" - und es wird sicher auch ein paar Enthusiasten geben, die sich so ein Ding kaufen, um nun damit im Taskmanager anzugeben oder sogar für semi vernünftiges sei mal dahingestellt.
Demnach gehöre ich zur Zielgruppe. Und das ich als Fachredakteur eines ausdrücklich an Gamer gerichteten Magazins zu Calls eingeladen werde (und demnächst auch zum Mittagessen. Mag aber sein, dass es da um AM4 geht) sowie von allen Seiten Review-Angebote passender Mainboards erhalte, spricht auch nicht gerade für "professional Workstation". In diesem Segment will AMD vielmehr die kleinen Epycs absetzen, Threadripper ist tatsächlich für Endkunden gedacht.
Nur kenn' ich keinen einzigen dazu passenden Endkunden.
Der Vergleich mit dem Mac Pro ist übrigens nicht schlecht: Der soll einen vergleichbaren Einstiegspreis haben, macht für Endkunden ebenfalls keinen Sinn – und wird seit jeher als Workstation für den beruflichen Einsatz vermarktet und gekauft, trägt das "Professinal" sogar im Namen. Im Gegensatz zum iMac.
Wird sowas wirklich übertaktet? Denke nicht.
Der 28-Kern-Xeon dürfte gelegentlich (werks-)übertaktet werden, ist aber ohnehin ein reines Prestige-Projekt, für das es zwar viel Aufmerksamkeit aber nicht wirklich einen Markt gibt. Andere Xeons mit deutlich weniger Kernen werden systematisch übertaktet: Im Hochfrequenz-Handel zählt jede Millisekunden, da wurden schon vor 10 Jahren teilweise Kompressorkühlungen eingesetzt.