Anbei, was macht einen Mann denn nun aus?
Vielleicht sollte man das Ganze nicht zu sehr verkopfen, aber ganz ohne Meta-Betrachtungen geht's anscheinend nicht. Ich versuche mal den Spagat:
Erst einmal geht es ja nur darum, dass bestimmte Figuren ursprünglich (augenscheinlich) männlich waren. Um mal beim Paradebeispiel "Ghostbusters" zu bleiben: Dr. Egon Spengler wird vom männlichen und weiblichen Publikum eher als männlicher Geek wahrgenommen. Die Figur funktioniert dadurch, dass er den Stereotyp des männlichen Geeks erfüllt. Stereotypen sind für fiktionale Stoffe wichtig, sie erfüllen in diesen bestimmte Funktionen.
Sicherlich gibt es auch weibliche Geeks, aber die sind kein Stereotyp. Ich will nicht bewerten, ob es diesen Stereotyp geben müsste, aber ich weiß, dass Stereotypen in aller Regel über lange Zeit organisch wachsen und sehr, sehr selten mit viel Aufwand gezielt konstruiert und etabliert werden. Aber
man mensch kann sie nicht "verordnen" und erwarten, dass sie sofort oder überhaupt irgendwann funktionieren.
Die Frage, ob sich beispielsweise Dr. Egon Spengler eher als Frau oder divers oder was auch immer fühlt, ist noch wieder eine ganz andere Kategorie. Man könnte das sicherlich thematisieren, ich weiß aber nicht, ob eine Komödie im Allgemeinen und das Thema von Ghostbusters im Speziellen der richtige Ort dafür ist. Das macht das tendenziell nicht nur den Stoff kaputt, sondern verletzt auch Befindlichkeiten aller denkbaren Lager.
Tja, und dann spielt natürlich auch die allgemeine Qualität eine Rolle. Das Experiment eines komplett weiblichen Line-Ups wäre womöglich eher akzeptiert worden, wenn die Dynamik zwischen den Darstellerinnen, die Story, der Spannungsbogen, die Dialoge und noch zig andere Dinge gestimmt hätten. Was nicht der Fall war.
Wie dem auch sei, dass Problem ist meines Erachtens nicht, dass es keine "Batwoman" geben könnte. Die gibt es übrigens bereits. Da könnte man sicher auch einen oder mehrere gute Kinofilm/e machen, ohne die Handlung eines Stoffkreises anzutasten, der auf eine männliche Figur ausgelegt ist - egal, wie vage der Männlichkeitsbegriff heutzutage ist
und schon immer war.
Das gilt analog auch für eine "Jane Bond", einen "Laurence Croft" oder jede andere Rule-63-Extension, die einem man/frau/divers sich einfallen lassen könnte.
Typen (wie Super-AgentInnen, Super-ArchäologInnen etc.) kann man beliebig besetzen, aber bestehende
Figuren sind die Summe sämtlicher Parameter, mit denen sie geschaffen und weiterentwickelt wurden. Und egal wie bestimmend jeweils das Geschlecht als Parameter ist, es gehört dazu.
Eine 007-Reihe mit weiblicher Hauptfigur? Kein Problem, die schaue ich mir an, wenn sie gut gemacht ist. Frage nach Realismus (sic!) und was sonst noch so alles vom "Krampfpatriarchat" an hohlen Argumenten ausgegraben wird, interessieren mich dabei nicht. Aber James Bond selbst funktioniert nur durch all die männlichen Klischees, die an der Figur kleben. Ein weibliche Version wäre immer nur ein Abziehbild, und genau darum geht es doch gerade nicht, sondern um um weibliche Protagonisten, die für sich stehen können.