Ja und nein. Richtig ist: Selbst ein günstiger Röhrenverstärker kann hochohmige Kopfhörer besser ansprechen als die Kopfhörerverstärker vieler günstigerer Audio-Interfaces, bei denen leider gern mal an der Output-Leistung gespart wird (zumal man mit Transistorverstärkern für die gleiche Lautstärke in etwa zehnmal so viel Watt braucht wie mit Röhrenverstärkern). Die klanglichen Eigenschaften der Röhren muss man halt wollen. Im Kontext des TE gibt es aber ein großes Aber:
Ich nehme mal an, der Röhrenverstärker wurde analog bespielt? In dem Fall gilt: Geht Mist rein, kommt auch Mist raus. Und damit kommen wir zur Antwort auf die eigentliche Frage: Das größte Problem von Onboard-Lösungen ist nicht die Klangqualität an sich – die ist besser als ihr Ruf –, sondern alle elektromagnetischen Störeinflüsse, die sich innerhalb eines PCs so finden. Das sind vor allem umliegende Mainboard-Bauteile, die Grafikkarte und das Netzteil. Da bei Onboard-Sound weder der Chip selbst noch die Leitungen zu den Buchsen hinreichend geschirmt sind, streuen all diese Komponenten bereits im Rechner in das analoge Signal ein; und dann kommen noch die Störeinflüsse auf dem Kabel oben drauf, die man auch nicht wegbekommt, da die in diesem Bereich üblichen Klinkenkabel immer asymmetrisch sind. Eine dedizierte Soundkarte mit brauchbarer Abschirmung ist da schon deutlich besser, ist aber auch nicht völlig gegen die genannten Störeinflüsse gefeit.
Was tut man also, wenn man auf Nummer sicher gehen will? Man baut seine Kette so auf, dass die Digital-Analog-Wandlung außerhalb des Rechners stattfindet – sprich, man hat einen AV-Receiver, eine externe Soundkarte oder ein Audio-Interface, und diese bekommen vom Rechner nur ein digitales Signal. Da sind die Störeinflüsse immer noch da, aber sie sind halt nicht mehr hörbar, da das externe Gerät nur 1 und 0 auseinanderhalten muss und diese selbst in ein analoges Signal wandelt, sodass nur noch dessen eigene Bauteile ihr Rauschen einstreuen, die selbst bei günstigen Interfaces hochwertiger und besser geschirmt sind. Hinsichtlich der Klangqualität ist dann auch egal, ob man das Signal vom Rechner per Onboard-Sound oder dedizierter Soundkarte rausschickt, oder gleich über die Grafikkarte zusammen mit dem Bild. Es gibt immer mal ein paar arme Seelen, die sich voller Stolz eine Soundkarte im dreistelligen Euro-Bereich kaufen, um ihre Anlage dann per S/PDIF anzuklemmen (oder noch besser: ein USB-Headset zu verwenden
), denen kann man dann auch nicht helfen. Egal, ob Soundkarten oder Audio-Interfaces: Was über Qualität und Preis entscheidet, sind die Bauteile, wo die Wandlung von analog zu digital und umgekehrt stattfindet, denn da kommt das hörbare Rauschen ins Signal.
Welche Schnittstelle man nimmt, hängt nur davon ab, was man rüberschicken will: S/PDIF kann nur Stereo unkomprimiert übertragen, Surround geht nur über HDMI/DP. Auch USB 2.0 hat genug Bandbreite, um dutzende Audiostreams unkomprimiert zu übertragen. Entsprechend wählt man auch sein externes Endgerät nach Einsatzzweck aus – für Mehrkanal einen entsprechenden AV-Receiver, ansonsten reicht eine externe Soundkarte, die auch über USB versorgt werden kann.
Audio-Interfaces funktionieren auch für die reine Wiedergabe, sind aber für professionelle Aufnahmen gebaut und daher an einem reinen Gaming-System zu viel des Guten, wenn man nicht gerade Streamer ist, der Wert auf hochwertige Produktion legt. Hier können sie sogar zum Problem werden, weil sie mit Protokollen wie ASIO arbeiten, die speziell für DAWs entwickelt wurden, denn mit diesen sind Game-Engines in der Regel nicht kompatibel, sodass Windows hier erst übersetzen muss, zudem sind die Treiber zumeist nicht für Gaming optimiert. Das führt dazu, dass die Audioausgabe direkt über USB immer mit einer leichten, aber spürbaren Latenz erfolgt, selbst wenn das Interface in der DAW oder bei allen anderen Einsätzen vollkommen latenzfrei arbeitet.
Die einzige Lösung, die hier funktioniert, lautet, das Interface mit dem PC-Audio per S/PDIF zu versorgen (vorausgesetzt, man war schlau genug, eins mit S/PDIF-Schnittstelle zu kaufen). Wenn man den entsprechenden Anschluss nicht auf dem Board hat, muss man eine dedizierte Soundkarte dafür kaufen – hier nimmt man dann aber ein günstiges Modell, denn wie gesagt: Eine teure Karte bringt nur einen Vorteil, wenn sie die Digital-Analog-Wandlung übernehmen soll. Auf diese Weise umgeht man die Treiberprobleme mit den Game-Engines, da Onboard-Chips und Soundkarten von Creative oder ASUS mit dafür optimierten Treibern ausgestattet sind und per DirectSound/WASAPI angesprochen werden; und den digitalen S/PDIF-Stream kann das Interface direkt verarbeiten.
(Eine andere These, die ich dazu gehört habe, ist, dass Ryzen wohl seit Jahren große Probleme mit DPC-Latenzen haben soll, die AMD bis heute nicht in den Griff bekomme, was sich entsprechend auf USB-Audio auswirke, die es bei Intel so nicht gebe. Ich habe allerdings auf meinem Intel-basierten Zweitsystem (Core i9 13. Generation) dasselbe Problem mit dem Interface. Mangels USB-Headset oder -Soundkarte kann ich diese These nicht sicher falsifizieren. Wenn es daran läge, müssten aber alle USB-Headsets dasselbe Latenzproblem auf Ryzen-Systemen haben. Auch Onboard-Lösungen wie der ALC4080, die intern per USB angebunden werden und nicht per Intel HD Audio direkt am Chipsatz hängen wie der ALC1220, wären dann davon betroffen.)
Ich habe mein Setup so aufgebaut (externes USB-Audio-Interface, das in der DAW über USB kommuniziert und sonst optisch mit S/PDIF gespeist wird), so kann ich das Audio-Interface sowohl für Aufnahmen nutzen als auch für die Wiedergabe von Game-Sound und allem anderen und habe nicht mehr das Rauschen, das mir der Onboard-Sound vorher beschert hat. Wenn ihr den Unterschied sehen und hören wollt: Ich habe das Rauschen sowohl mit dem Interface als auch vom Onboard-Sound aufgenommen, und es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Abgegriffen wurde das Signal am Kopfhörerausgang der Endstufe (auf maximale Lautstärke gedreht), und die digitalen Aufnahmen wurden nochmal jeweils um 30 dB verstärkt. Das sind natürlich ausgesprochen unrealistische Bedingungen, da man den Verstärker in der Regel nicht so weit aufdrehen wird, dass sich das Rauschen bemerkbar macht, aber der Signal-Rausch-Abstand beim Interface ist trotzdem immens verglichen mit dem Onboard-Sound. Nach dem oben beschriebenen Prozedere hätte das Rauschen beim Audio-Interface, das vorrangig von der Endstufe und den Kabeln hin und zurück kommt, einen Spitzenpegel von etwa -24 dBFS, das Rauschen des Onboard-Sounds läge bei -2,3 dBFS:
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Um die Zahlen ins Verhältnis zu setzen: Bei etwa +6 dB hat man den Signalpegel verdoppelt, bei +10 dB die gefühlte Lautstärke.
Wer es hören will, findet beide Soundbeispiele in der angehängten ZIP-Datei. Die Unregelmäßigkeiten bei dem Onboard-Beispiel kommen von Mausbewegungen und dem Öffnen und Schließen von Fenstern, also allem, wo sich das Videosignal der Grafikkarte ändert.
Was rate ich nun dem TE? Am besten die Karte einbauen, probieren, welche Lösung stärker rauscht, und dann entscheiden. Abgesehen vom Signal-Rausch-Abstand werden sich beide bei der Klangqualität nicht viel nehmen. Kann sein, dass Onboard minimal anders klingt (Wandler haben immer einen eigenen Klang), aber das sollte sich nach meiner Einschätzung im Rahmen halten, Klangfärbungen durch Vor- und Endverstärker sind weitaus gravierender. Das beste Signal-Rausch-Verhältnis bekommt man so oder so mit externen Lösungen.