"Frau einem Mann öffentlich vorwirft, er habe "es darauf angelegt, sie betrunken zu machen, und dies anschließend auch ausgenutzt, um mit ihr 'rumzumachen'". <----- Ja eben. Merkst du das nicht? Wenn ich sexuelles interesse an einer Frau habe, sie mit mir trinkt und wir dann "rummachen", darf sie doch bitte nicht von belästigung reden. Das ist lächerlich.
Stell dir einfach vor, wir würden eine höhere oder wenigstens neutrale Meinung voneinander haben, irgendwo ein paar Bierchen zischen und plötzlich würde ich anfangen, mit dir rumzumachen. Dürftest du dann nicht von Belästigung reden? (Keine Sorge, ich bin hetero, das ist ein Gedankenspiel.)
Da einzig Lächerliche daran ist deine implizite Unterstellung, dass die Frau ein sexuelles Interesse an dir haben müsste, nur weil du welches hast. Womöglich möchte sie sich jedoch einfach nur mit jemanden, mit dem sie gemeinsame Interessen - wie zum Beispiel Computerspiele - teilt, ein paar Drinks genehmigen und keineswegs rummachen.
Problem ist doch mal ganz einfach. Frauen werfen irgendjemanden etwas vor und plötzlich sind diese Männer ihren Job los. Ohne dass sie angeklagt wurden. Ist halt totaler Quatsch.
Ich sehe hier grundsätzlich keinen einseitigen Handlungsbedarf: Sexuelle Belästigung ist ebenso arschig, wie jemanden Unschuldigen derselben zu bezichtigen.
Bis dato wurden und werden allerdings deutlich mehr Frauen Opfer von tatsächlichen sexuellen Übergriffen, als Männer Opfer einer ungerechtfertigten Anschuldigung werden.
Und beides ist nun wirklich keine Eigenart des Internetzeitalters, es geht heute nur deutlich leichter: Übers Internet finden echte Täter leichter Opfer, und sowohl echte Täter als auch vermeintliche können leichter öffentlich bezichtigt werden - letzteres wurde aber auch schon vor Jahrhunderten bei öffentlichen Zusammenkünften praktiziert.
ABER: Wenn jemand erst einmal pauschal falsche Bezichtungen vermutet, widerspricht das jeder Motivlage. Warum sollte beispielsweise eine Frau, die sonst in keinem privaten oder beruflichen Verhältnis zu Chris Avellone steht, diesen einfach aus Jux und Tollerei bezichtigen, während doch psychologisch hinlänglich erforscht ist, dass Frauen eher dazu tendieren, aus Scham zu schweigen?
Kurz, hinter dieser nahezu reflexartigen Konter-Anschuldigung steckt bereits eine gewisse, womöglich unterbewusste "Sowieso alles Schlampen"-Grundeinstellung und die Annahme, dass der arme Mann missverstanden wurde und/oder sich die Olle mal nicht so haben soll.
Wohlgemerkt, mich stört die reflexartige "Von der Personalie trennen wir uns"-Reaktion von Unternehmen ebenso. Andererseits gab es in vergangenen Jahrzehnten eher die Tendenz, eine schützende Hand über auffällig gewordene Mitarbeiter zu halten, die Vorfälle totzuschweigen und gelegentlich sogar eher das Opfer abzuservieren.
Was wir jetzt erleben, ist Hyperkompensation, wie sie mit jeder Reform erst einmal vorkommt. Da normalisiert sich aber erfahrungsgemäß binnen einer Generation.