Nein Mainstream (Open World ) geht immer
Ob hier oder dort
Das interessante ist, dass das nichtmal ein Mainstream Open World Game ist.
In Punkto Gameplay stellt sich das Game eigentlich ziemlich krass gegen sämtliche OpenWorld Elemente, die sich bisher etabliert haben.
Während man in anderen Open World Games nur ne reine Beschäftigungstherapie abarbeitet und eigentlich nur relativ belanglose Missionen in der Open World erledigt, bei denen man gefühlt nur alle 5 Stunden relevante Story Inhalte vorgesetzt bekommt, so setzt einem RDR2 eben keine 100.000 Punkte auf der Karte und belanglose Aufgaben vor, die man abarbeitet.
Die Unterschiede fangen ja alleine schon beim Movement an. In einem Assassins Creed bewegt man sich sehr schnell. Wenn man was aufsammelt, braucht man nur ne taste drücken und ein Schriftzug ploppt auf, weiter gehts. Man kann ne ganze Kiste looten und braucht dafür nur einen kurzen Tastendruck. Man wird mit 1000 items zugespammt und schert sich eigentlich gar nicht drüber, was man aufsammelt. Am Ende wird eh nur das mit der seltensten Farbe und den laut Filter besten Stats genutzt. Die Entwickler versuchen da also nur, den Sammeltrieb zu wecken. Hauptsache man findet ein Item, das besser ist, als das andere....
Bei RDR2 hingegen bewegt man sich im Vergleich unglaublich langsam. Jede Aktion ist vollständig durchanimiert. Man muss daher als Spieler auf jede Aktion warten, bis sie ausgeführt wird. Man kann nicht einfach mit nem Tastendruck looten. Man muss Schubläden aufmachen und jedes Item einzeln nehmen. Getötete Gegner werden erst von der Spielfigur durchsucht, was locker ~4 Sekunden dauert. Das Aufsteigen aufs Pferd dauert keine 0,5 Sekunden, sondern 2-3 Sekunden. Usw. Das Spiel ist mehr ein Wild-West-Life Simulator, der auf Immersion und Glaubwürdigkeit setzt und sich von dem, was man im Gaming gewöhnt ist in vielen Aspekten komplett verabschiedet hat.
Zudem gibts auf der Map keinerlei Sammelitems oder sonstige Boni, denen man hinterherjagen kann. Es gibt zwar ein paar Sammelquests, die sind aber tatsächlich so gestaltet, dass man sie in der riesigen Open World komplett alleine finden muss. Quasi so, wie bei den ganz alten Rollenspielen, wo man maximal ne Ortsbeschreibung aber keinen Weg oder Questmarker bekommen hat. Sowas ist heute eigentlich undenkbar.
Es existieren in dem Spiel praktisch keine Elemente, die man unter "Sinnlose Beschäftigungstherapie" einordnen könnte. Sämtliche andere Open World Games kommen ohne das aber nicht mehr aus...
Zudem sind alle Quests in RDR2 richtig Storygetrieben. Es gibt keinen belanglosen Sidecontent.
Ich könnte hier noch ewig drüber schreiben, aber das haben bereits viele Kritiker getan. Alles in allem muss man sagen, dass Rockstar sich getraut hat, ein Spiel zu machen, das dem Mainstream so ziemlich den Mittelfinger zeigt und vielleicht auch nicht jedem gefällt oder gefallen will, da sämtliche Elemente, die für open World heute (leider) üblich sind und sich etabliert haben, gestrichen wurden. Das rechne ich denen sehr hoch an.
Ich muss zugeben, dass ich anfangs nicht verstanden habe, was an dem Spiel so toll sein soll. Mich hats im ersten Drittel gelangweilt, das langsame Gameplay hat mich genervt und ich hielt das Spiel für völlig overrated. Aber das kam eben daher, dass es für mich wohl überraschend und ungewoht war, ein Open World Spiel zu spielen, das nicht wie ein Open World Spiel funktioniert. Anscheinend bin ich schon so auf diesen Mainstream Mist a la Assassins Creed, FarCry, und co. konditioniert, dass ich bei allem, was aus der Reihe fällt, mich vor dem Kopf gestoßen fühle.