[...] Witzigerweise ist ja auch AMD nach Bulldozer nicht pleite gegangen und deren Ausgangslage war signifikant schlechter als die von Intel jetzt. Zudem war der Abstand von Intel zu AMD damals erheblich größer leistungsmäßig als jetzt der Vorsprung von AMD gegenüber Intel.
Für den für die Beschaffung zuständigen Admin von handelsüblichen BüroPCs (die machen ja vermutlich nach wie vor den Hauptteil der verkauften PCs aus, ob als Laptop oder Arbeitsplatzrechner sei mal egal) spielt eigentlich aktuell nur der Preis eine Rolle technisch kann er ohne schlechtes Gewissen zu einem der beiden greifen. Das war zu Bulli Zeiten eher nicht der Fall. [...]
Nein, aber sie waren denkbar nah dran und gerettet hat sie hier nur ihre Konzentration auf das Semi-Custom-Business (konrket die Konsolen-SoCs mit zwar mäßig hohen aber dafür stetigen Einnnahmen, sowie die Designs für Apple, die man später nur zweitverwertet hat für sich selbst).
Hinzu kommt, dass auch Intel indirekt mit der Auslegung des Cross-Lizenzabkommens zu einen "Bestandsschutz" von AMD beigetragen hat, denn AMD war derart weit im Keller, dass es jederzeit von Interessenten hätte aufgekauft werden können. Das ging jedoch nicht, weil damit die wesentliche Geschäftsgrundlage erloschen wäre, denn das Lizenzabkommen erlischt im Falle eines Eigentümerwechsels, d. h. AMD konnte nicht sinnvoll aufgekauft werden ohne dass man danach aufwendig mit Intel hätte neuverhandeln müssen (und die "Konditionen" hätten dabei durchaus deutlich schlechter ausfallen können).
AMD ist schlussendlich erst seit etwa 15 Monaten voll konkurrenzfähig, ein recht kleiner Zeitraum, wenn man bedenkt was solche "Wirtschaftsweisen" schon seit 2017 proklamieren. Und das "Konkurrenzfähig" bezieht sich aktuell auch nur auf den technologischen Bereich und hier auch nur auf den Kernbereich CPUs, denn wirtschaftlich ist man immer noch ein kleines Licht und das gesamttechnologische KnowHow und die Intel zur Verfügung stehende IP ist weitaus größer einzuschätzen als das, was AMD zur Verfügung steht, was schlicht zu einem wesentlichen Teil den Größenunterschieden der Firmen sowie deren R&D-Budget zuzuschreiben ist.
IT-Verantworliche hängen hier nach wie vor zu einem wesentlichen Teil an Serviceverträgen Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Integrationsfähigkeit. In mach größeren Unternehmen wird man bei einer Runderneuerung ggf. weiterhin nicht an AMD denken, weil deren Fernwartung und Integration in die lokale Infrastruktur eigene Probleme aufwirft und damit zusätzliche Aufwendungen erforderlich macht. Darüber hinaus, wie du schon sagtest, spielt es am Ende in den meisten Bereichen bei Office-PCs nur eine untergeordnete Rolle, ob da Intel oder AMD unter der Haube werkelt, d. h. wenn der Preis stimmt, kann man auch weiterhin zu Intel greifen und dass OEM-Preise, insbesondere bei großen Stückzahlen, auch bei Intel nichts mit Consumer-Retail -Preisen zu tun haben, sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein.
An der allgemeinen Situation wird sich nur langsam und schrittweise was ändern können, schlicht weil AMD gar nicht so viele CPUs liefern will (und auch nicht kann); deren Ausstoß muss zu ihrem Gesamtbudget passen und dementsprechend hat AMD für dieses Jahr ihre Wafer-Kapazitäten gerade mal verdoppelt im Vergleich zum Vorjahr und fertigt damit immer noch nur einen kleinen Teil dessen, was Intel fertig und in den Markt ausstößt (trotz der gern zitierten Lieferprobleme bei Intel). Beispielsweise letztes Jahr hat AMD deutlich weniger CPUs ausgeliefert als Intel in nur einem einzigen Quartal. Intel verkauft etwa 50 - 60 Mio. grafikfähige CPUs pro Quartal. Vielleicht kommt AMD dieses Jahr mit seinen CPUs an diesen Wert als Jahresgesamtausstoß heran, aber das ist dennoch immer noch ein großes "Vielleicht", denn ein nenenswerter Teil der hinzugekauften Wafer-Kapazitäten dürfte für die Konsolen-SoCs vorgesehen sein. (Und wenn AMD dieses Jahr nicht kleckert sondern klotzt, wird ein weiterer Teil für RDNA2 anzurechen sein, d. h. für eine übermäßige Steigerung des Zen2/3-Outputs bleibt nicht mehr viel übrig.) Entsprechendes reflektieren auch die Bilanzen. Erwartet werden dieses Jahr für AMD ~ 8,9 Mrd. US$ Umsatz, bei Intel sind es dagegen ~ 75 Mrd. US$, also grob Faktor 9. Noch größer wird der Unterschied beim Gewinn mit erwartbarem Faktor 18 zugunsten von Intel. (
Von "zerstören" und "Untergang" also weiterhin nicht zu sehen.)