Ich lehne mich mal aus dem Fenster und sage, die Brandmauern gegen rechts waren dämlich. Sicher, eine Zeit lang haben die der AfD geschadet und sie delegitimiert. Solange, bis sich Krise an Krise reiht und es den Menschen schlechter und schlechter geht. Wer ist schuld? Natürlich die Politiker, die nichts dagegen machen und Steuergelder verpulvern, während sie dem Bürger jetzt nach der Inflation noch das Heizungsgesetzt aufzwingen wollen. Ach ja, und die Autos auch noch verbieten oder verteuern. So ungefähr der O-Ton.
Das Ergebnis davon ist, dass die Brandmauern auf einmal egal sind und man sich lieber in die Fänge der AfD begibt, als weiter zuzusehen, wie der eigene Wohlstand immer stärker gefährdet wird.
Im Grunde haben die Parteien links der AfD mit ihren Brandmauern dafür gesorgt, dass sich zwei Lager gebildet haben. Die "Altparteien" auf der einen Seite, die das Land regieren und scheinbar gegen die Wand fahren, und die AfD auf der anderen Seite, die dagegen steht, aber gegen die sich die etablierten Parteien mit Händen und Füßen wehren, weil sie um ihre Macht fürchten. Und wenn es nach dem ein oder anderen Schwurbler geht, auch um die Durchsetzung ihrer linksideologischen Ziele.
Das ist jetzt eine Mischung aus der Wahrnehmung vieler Bürger und meiner Analyse.
Was wäre gewesen, wenn man die AfD frühzeitig in die Regierungen geholt hätte? Oh, es hätte sicher Gejammer und Theater auf den Straßen gegeben, ja, aber man hätte etwas Entscheidendes erreicht: Die AfD hätte ihre Fähigkeiten in der Regierung beweisen und dabei Fehler machen können. Sie hätte selbst gezeigt, dass sie es nicht besser macht als die Altparteien, und manch extremerer Zeitgenosse würde denken, dass die AfD sich von den Altparteien verwässern lässt.
Gleichzeitig hätte sich die AfD aber ernsthaft um Koalitionen bemühen müssen, verhandeln und in einigen Standpunkten nachgeben und so eine wesentlich gemäßigtere Schiene fahren müssen, um nicht als hirnverbrannte Schreihals-Partei, die nur jammern, aber nichts machen kann, unterzugehen. Egal wie es ausgegangen wäre, es wäre besser als jetzt.
So wurde die AfD immer weiter abgestoßen und politisch ausgegrenzt, und wie es dann so ist, radikalisiert man sich und hört auf die extremeren Stimmen, weil gemäßigtes Vorgehen scheinbar versagt.
Alles ein Fehler der letzten 10 Jahre, und jetzt hat man eine Partei, die man selbst in eine radikale Position weitab der eigenen politischen Ansichten gebracht hat und zu der dank der Krise, die man selbst scheinbar nicht in den Griff kriegt (inwiefern das so ist, sei mal dahingestellt, das tut auch nichts zur Sache), nun die Wähler in Scharen rennen. Toll gemacht.
Dass in der aktuellen Regierung auch Leute sitzen, die selbst abseits der aktuellen Lage für viele Bürger kontroverse Ansichten haben, macht es dann auch nicht besser.