Wenn du über "mehr Menschen machen X" reden willst, solltest du nicht über "allen Menschen wird X vorgeschrieben" sprechen. Hast du aber. Da solltest du dich nicht wundern, wenn die Diskussion sich darum dreht und nicht um das, was du vielleicht gedacht, aber nicht gesagt hast.
Das eine ist eine (Erzeugung von Tierprodukten befeuert die Klimaerhitzung) grundsätzliche Einsicht, die zum anderen (CO2-äquivalente Emissionssenkung anhand eines Verbotes der Tierproduktion) führen kann. Wobei rein auf das Klima bezogen, eine sehr geringe Menge an Tierprodukten eben nur diesen geringen Unterschied machen würde, so lange die Menge eben gering genug wäre. Veganer*in müsste mensch nicht unbedingt werden. Da stimme ich Dir durchaus zu. Konsequent wäre es aber.
Ich nehme an, dass sich heutige Veganer zu einem größeren Teil aus der Gruppe sich bewusst Ernährender rekrutieren als heutige nicht-Veganer, ja.
Na, Mensch! Bei all der Kritik, und Bildformung des*der gegenüber in der Auseinandersetzung, geht da so etwas doch mal unter.
Aber Cashews sind leckerer als Walnuss.
Das stimmt. Ich esse sie auch gerne, allerdings eher selten.
Klar, in Schweinesteak umgerechnet reduziert sich die auf dem Teller landende Menge dann noch um 80-90%, aber wenn es einem nur um die Ökologie geht, dann bleibt allein durch die Verwertung von Grünschnitt, Biomüll, Pflanzenresten und natürlich für Ackerbau ungeeigneten Flächen noch einiges an Potential für Tierhaltung übrig.
Wobei das, was Du aufzählst, ja als Kompost direkt wieder auf dem Feld landen kann und den Bodenfruchtbarkeit direkt aufwertet. Tatsächlich wird das bei biozyklischen veganen Anbau ja auch so bereits gemacht. Neben Kompostierung werden auch für Mulchmaterialerzeugung Pflanzen angebaut, was u.a. Verdunstung, Beikrautwachstum, Bodenerosion und "Schädlinge" minimiert.
Man muss sich nicht die Wurst von der Stulle nehmen lassen, wenn man die Umwelt retten will - nur das Steak vom Grill. Wobei ich selbst da gelegentlichen Fleischkonsum als weitaus weniger schädlich und weitaus wohltuender erachte, als manch andere Klimasünde, die sich sehr viele leisten. Schaschlik statt Schmartphone!)
Das Wort "anstatt" kann durchaus einen Unterschied machen. Heute sieht der vorherrschende Lebensstil ja leider so aus: Fleisch UND Smartphone UND Computer UND Konsole UND Tablet UND Musikanlage UND Flugreisen UND Auto UND ... Manche denken dann fälschlicherweise, dass es einen Unterschied bei dieser Aufzählung machte, wenn sie Auto durch Eauto ersetzten.
Sorry, aber für die Tierindustrie ist alles verwertbar. Ein altes (naja... mitteljunges...) Milchrind mag niemand auf den Teller bekommen, aber für Hundefutter ist das Fleisch mehr als gut genug, ausgekocht kann es ebenfalls werden und bei Gelatine oder ähnlichem interessiert man sich überhaupt nicht für die Herkunft. Ethisch-moralisch gibt es verdammt viel an der industriellen Tiernutzung zu kritisieren, aber sie lässt praktisch nichts ungenutzt. Umgekehrt sind Gnadenhöfe unter ökologischen Gesichtspunkten natürlich katastrophal: Voller Ressourceneinsatz der Tierhaltung, aber keinerlei Output. Das ist eines der klassichen Beispiele, wo Tierschutz sogar das Gegenteil von Umweltschutz ist, von Klimaschutz sowieso.
Ich meinte damit die Tiere, die aufgrund der miserablen "Haltungs"bedingungen krank und schwach sind. Manche Tiere sterben dann und werden entsorgt. Manche andere von denen wiederum haben Glück und werden von Tierbefreier*innen gerettet und können aufgepäppelt noch ein paar Jahre auf Lebenshöfen zu sehr viel besseren Bedingungen leben.
Du stellst hier die Verhältnisse auf den Kopf. Lebenshöfe sind eine REaktion auf die grausame, gewaltige Tierproduktion. Sie gibt es, weil die Tiere zuvor in der Tierproduktion erzeugt wurden und aufgrund der tierethischen Einstellung und des Aktivismus von Tierbefreier*innen. Lebenshöfe gibt es vergleichsweise sehr wenige. Sicherlich mag ein Töten oder Umwelt-/klimamäßig besser sein. So eine Denke hätte auf andere Spezies angewendet auch die gleiche Folge. Würde jemensch das gegenüber Menschen vorschlagen, würde diese*r allerdings zurecht als menschenfeindlich angegangen.
Natürlich. Ich bin ganz allgemein kein guter Freund von Subventionen überhaupt, aber Vorgänge zu subventionieren, die bereits in größerem Maße stattfinden als gewünscht, schlägt dem Fass den Boden aus. Sowas gehört definitiv abgeschafft, in der Landwirtschaft genauso wie beim Automobilbau oder Fluggesellschaften. (Beim Zeitrahmen wären aber auch hier einige sozioökonomische Aspekte zu berücksichtigen. Wirtschaftsregeln für ganze Branchen kann man, wenn die Umsetzung keinen Investitionen erfordert, recht flott ändern. Im Falle der Tierhaltung würde ich 3-5 Umlaufzyklen anrechnen, also irgendwas zwischen 5*6 Monate -Grillhähnchen- und 5*5 Jahre -Milchvieh-. Aber bei Existenzstützen muss man den Zeitrahmen der Lebensentwürfe von Menschen und die Zukunftsplanung ganzer Regionen berücksichtigen, da ist man schnell bei ettlichen Jahrzehnten.)
Das klingt doch eine ganze Ecke konstruktiver, als das, wie ich Dich zuvor wahrnahm. Finde ich gut!
Zu Zahlen und so will ich mich gar nicht äußern. Ich denke allerdings, dass es da viele verschiedene Lösungen geben könnte, wenn die Einsicht bei vielen Gesellschaftsmitglieder da wäre und diese mit wesentlich mehr Nachdruck als jetzt eingefordert würden. Es ist u.a. eine Frage des Willens und der Machtverhältnisse.
Zur bisherigen Entwicklung: Ich habe da ein anderes Bild. Wir stehen nicht vor einem plötzlichen Umschung nach langem Nichtstun, sondern in einer kontinuierlichen Entwicklung. In den letzten 30-40 Jahren wurden schon Käfighaltung von Hühnern verboten, die Auflagen für Tiertransporte vielfach erhöht, Auslaufregeln eingeführt, reine Tierquälerei sowieso verboten, etc.. Aber es hat sich eben noch kein Konsenz herausgebildet, dass Parteien die betäubungslose Ferkelkastration beibehalten, Antibiotika-abhängige Stallformen befürworten und diverse Verstümmelungen zur Steigerung der Haltungsdichte schützen, weniger als 30-35% der Stimmen verdienen. Dass das Thema aktuell in den Medien mal wieder etwas präsenter ist, liegt auch nur an Tönnies und primär werden die Arbeits-, nicht Haltungsbedingungen in der Fleischindustrie besprochen. Enthüllungsvideos zu letzteren gab es dagegen vor 25 Jahren genauso, wie vor 25 Tagen (okay - ohne Youtube mit etwas weniger Publicity) und die Aufschreie verhallen heute mit genauso wenig Wirkung, wie früher. Ich sehe da keine deutliche Änderung im Ablauf.
Okay, da scheinen wir Unterschiede zu sehen. Es gibt eine höhere Zahl an Vegetarier*innen und Veganer*innen, Tierausbeutung wird mehr diskutiert, vegane Produkte, Restaurants und "Lifestyle" verbreiten sich, mehr Menschen sind aktiv und beziehen radikalere Positionen. Allerdings reicht das alles noch nicht aus. Damit sich in der Tierproduktion mehr ändert, braucht es mehr Zeit und mehr Aktivismus. Mit einem plötzlichen Umschwung rechne ich aber auch nicht. Obgleich ich da gar nicht so sehr Voraussagen treffen möchte. Entwicklungen können durchaus dynamisch verlaufen.
Ich wusste, dass sich das jeder dazu denken wird und da die Tötung nicht Teil der Haltung ist (insbesondere nicht in dem Milchviehbeispiel - es geht schließlich um vegan, nicht num lasches Vegetariertum), habe ich es mal weggelassen.
Ich dachte, ich merke es mal an, nicht dass das vergessen wird.
Klar, ist das eine Frage der Betrachtung. Mensch würde sich allerdings belügen, wenn mensch das Töten ausklammerte.
Bacillus thuringiensis, ein Bakterienstamm dessen Mitglieder eine ganze Reihe von ("bt"-)Toxinen produzieren, welche für die ökologische Schädlingsbekämpfung zugelassen sind und fleißig auf (Bio-)Gemüse gespritzt werden. Das Resultat ist zwar ökotrophologisch und bodenökologisch besser als künstliche Insektizide, weil diese Gifte meines Wissens nach für den Menschen nicht einmal verdachtsweise bedenklich sind und leicht abgebaut werden, aber die betroffenen Insekten sind natürlich genauso tod wie mit irgend einer Chemiekeule von Bayer und afaik wirkt das Ganze auch nicht wesentlich artspezifischer. Die ökologische Schädlingsbekämpfung ist also genauso Massenmord an Tieren, wie die klassische und wäre von Maßregelungen bezüglich des "Handelns gegen Tierinteressen" in vollem Maße getroffen.
Kannst Du dafür eine Quelle bzw. einen Artikel verlinken?
Exakt. Wobei ich an dieser Stelle die Vielzahl möglicher Balancemaßnahmen nicht weiter ausdiskturieren wollte. Letztlich ist die Sache ganz simpel: Der Staat braucht Geld, um diverse Leistungen bereitzustellen. Wenn man an einer Stelle zusätzliche Staatseinnahmen schafft, um eine Lenkungswirkung zu erhalten, ist im nächsten Haushalt also Spielraum um das Leistungsangebot zu steigern oder bisherige Einnahmequellen und damit Belastungen abzubauen. Was am sinnvollsten ist, muss man gucken. Ich persönlich sehe, abseits von kostenlosem ÖPNV, vor allem bei den Lohnenebenkosten und dem ALGII-Niveau (nicht zwingend beim ALGII-Mechanismus) Handlungsbedarf. Da der mittlere Punkt der mit Abstand größte ist, geht es also nicht einmal umbedingt um größere Ausgaben, sondern vor allem um weniger Einnahmen. Bislang holt sich der Staat das benötigte Geld vor allen Dingen von Leuten, die arbeiten und Geld verdienen bzw. die arbeiten lassen und dafür Geld zahlen. Das ist aber eigentlich hocherwünschtes Verhalten. Ich wäre dafür, dass Geld stattdessen bei denen einzutreiben, die CO2 emittieren (bzw., da das leichter greifbarer ist: die für die CO2-Emission bestimmte Stoffe in den Handel bringen) und Flächen verbrauchen. Im Moment wird letzteres subventioniert, ersteres bestraft. Es ist günstiger (finanziell. ökologisch und sozial ist es eine katastrophe), einen einzeln Mitarbeiter täglich von Hamburg nach München fliegen zu lassen, als einfach eine 3/4tel Stelle in Hamburg und eine 3/4tel Stelle in München (je 1/2 Stelle Arbeit + 1/4 Stelle zur Koordination) zu schaffen
Okay. Also ich versuche in Diskussionen eigentlich beides explizit zu nennen. In aktuellen Diskussionen gehen die Alternativen nämlich meist unter bzw. werden absichtlich weniger eingebracht, da sie teils auch gar nicht vertreten werden. Gleichheit steht bei vielen Privilegierten leider eher auf niedrigem Kurs. Teilhabe und Mobilität der Armen interessiert jene weniger. Abgesehen davon, dass das auch nicht im Interesse der Autoindustrie ist.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht so sicher, was von CO2-Bepreisung und noch weniger, was von aktuellen Vorschlägen (insbesondere von Parteien) zu halten ist. Das Ganze müsste ja transparent, nachvollziehbar, überprüfbar und mit entsprechend hohen Kosten belegt werden, damit auch die notwendigen Emissionssenkungen erreicht werden würden.