A-Stars rekrutieren sich aus frischen B-Stars. Ohne letztere sinkt also auch die Zahl ersterer. Allgemein wird es sehr schwer werden, überhaupt in die Branche zu kommen, wenn man nicht mehr für jede kleine Nebenrolle ein junges Talent anheuern muss, nur damit sich Gesichter nicht wiederholen. Bislang brauchte jede Rolle einen einen Schauspieler bei Talent, Einfühlungsvermögen, Stimme, Gesicht, Körper, Alter und idealierweise Geschlecht passen. Künftig braucht es nur noch die ersten beiden Punkte – der Rest ist anpassbar. Kann höchstens sein, dass FAG mit Vorgaben eine derartige Entwicklung verhindert, aber mit dem Wechsel auf Streaming-Produzenten verabschiedet sich das Filmbusiness sowieso zunehmend aus Nordamerika.
Es wird weiterhin die gleiche Menge an "A-Stars" geben, da schon die jetzige Anzahl durch Hollywood stark herunterreguliert ist - eine Reduzierung der unteren Kategorien würde lediglich zur Folge haben, daß von dem kleineren Pool einfach mehr den Sprung in die knappe A-Riege schaffen.
Du unterschätzt auch den Hungerlohn, den der Großteil der Schauspieler schon jetzt bekommt - ein Stand-In und auch noch die Lizenzen für einen "günstigen" Nicholas Cage, könnten da schon längst wieder über diesem Hungerlohn liegen.
Die ethische und die juristische Debatte dürften seit Rogue One gelaufen sein. Peter Cushing war 22 Jahre tot, als man Tarkin wiederbelebt hat. Ich weiß nicht mehr, ob die Rechte an seinem Aussehen bzw. am Aussehen der Rolle bei seinen Erben oder bei Disney selbst lagen.
Die Rechte an Peter Cushing liegen bei den Erben - für Rogue One brauchte Disney lediglich keine Extragenehmigung für den Film an sich (für die generelle Verwendung schon), da sie aufgrund vertraglicher Regelung Cushing für Star Wars Filme nutzen können.
Nein die Debatte ist nicht gelaufen, ethisch noch lange nicht und juristisch läuft es ein wenig nach dem Prinzip "wo kein Kläger da kein Richter", der Rest ist schon vorher geregelt gewesen.
In Kalifornien (Hollywood) liegen die Rechte des Schauspielers an seinem eigenen Gesicht bei 70 Jahren nach seinem Tod und dafür ist es unerheblich nach kalifornischem Recht, ob er eine andere Staatsbürgerschaft hat oder in einem anderen Staat lebt.
Verträge werden im Vorfeld sehr genau definiert, mit so Feinheiten, ob man das Recht hat den Schauspieler für einen Film oder ein Videospiel zu nutzen.
Die Erben können natürlich den Erblasser nach seinem Tod für jeden Schundfilm verwurschteln, jedoch wird mit Aufkommen und Verbreitung der Technik, wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit jeder halbwegs gute Anwalt im Vertragsrecht, spezialisiert auf Medien, seinem Mandanten klar machen was auf dem Spiel steht.
Entsprechend wird es wohl auch verstorbene Schauspieler in Zukunft geben die dann 70 Jahre nicht verwendet werden dürfen (nach der Zeit werden sie wohl kaum die Tragweite haben "wiederbelebt" zu werden), weil sie es per Testament so geregelt haben werden.
Genauso wird es wohl ausführlichste testamentarische Regelungen zur weiteren Verwendung (keine Werbung für Käse
oder legale Drogen etc.) geben.
Ob solch eine Verordnung dann hält, werden entsprechend gierige Erben und ihre Anwälte wohl gerichtlich irgendwann austesten.
Sean Connery und Christopher Lee zum Beispiel dürften auch 2050 noch einen Film aufwerten können. Burt Reynolds, Peter Fonda und Roger Moore werden dagegen nicht alle die gleiche Halbwertszeit haben. Und Charles Bronson (er)kennen schon heute nur noch wenige jüngere Zuschauer, Steve McQueen vermutlich kaum einer, denn deren Filme laufen nur noch selten auf Programmkanälen in der Prime Time. Z.B. James Dean braucht man gar nicht mehr zu digitalisieren, solange man kein Biopic plant. Da ist das Bild längst kleiner geworden als der Name und selbst den würden vermutlich 90% der lesenden hier nicht kennen, wenn nicht einige F&F-Kritiken sowie diverse Rennspiele Bezug auf Bullit genommen hätten.
Die "normale" Halbwertszeit verstorbener Schauspieler liegt natürlich in der Lebensdauer ihrer alten Fans und vielleicht teilweise deren Kinder, gegeben.
Das könnte natürlich von den bekanntesten virtuellen Schauspielern "verlängert" werden, wenn sie auch dann noch richtige Hits landen und somit neue Zuschauer bzw. Generationen erschließen die sich genauso an sie gewöhnen.