AW: Beta-Software gehört nicht in den Straßenverkehr - Kommentar zum Tesla-Autopiloten
...sie sind aber nicht risikoreicher wie ein Stück Software...
AUA
AUA
AUA!
Wenn schon der Komparativ eine unüberwindliche Hürde ist...
Zum Thema: Der Fahrer ist ein glühender Tesla-Fan, der Hersteller verwendet bewusst den irreführenden Begriff "Autopilot" für ein Assistenzsystem, das gar nicht mal so viel mehr kann als die Assistenzsysteme in meinem Golf 7. Natürlich hätte der Fahrer wissen müssen (und wusste es vermutlich auch), dass er die Kontrolle über das Fahrzeug nicht allein dem vermeintlichen Autopiloten überlassen durfte. Aber es heißt eben Autopilot, was der übliche Begriff für ein autonom steuerndes elektronisches System in Flugzeugen ist (die Landen mittlerweile sogar schon autonom), was allein schon eine enorme suggestive Kraft entwickeln muss, insbesondere bei so einem Technikfreak. Und es funktionierte ja offensichtlich auch im Rahmen seiner Möglichkeiten bis zum Unfall ganz prima. Technikbegeisterung trifft auf irreführende Werbung trifft auf blindes Vertrauen in die Technik.
Für letzteres Problem gibt es unzählige Beispiele. Das geht los mit der Titanic und hört mit Fukushima noch lange nicht auf. Da fällt mir spontan ein ähnlich gelagerter Fall wie dieser ein: Als die Navis noch eine ganz neue Technologie waren, fuhr einer der ersten Nutzer mit seinem Auto in die Weser. Sein Navi hatte eine Brücke angezeigt, wo tatsächlich aber ein Fähranleger war. Die Fähre lag gerade am gegenüber liegenden Ufer. Die Karte im Navi war schlicht fehlerhaft. Für so einen bizarren Unfall weiß ich keine andere Erklärung als blindes Vertrauen in die Technik.
Noch ein Beispiel: Ein Amerikaner kauft sich ein Wohnmobil mit Tempomat. Er fährt damit auf den Highway, schaltet den Tempomaten ein, steht auf, geht nach hinten und kocht sich einen Kaffee. Der Kaffee wurde leider nicht ganz fertig.
Gut, dies ist auch ein Beispiel für unglaubliche Blödheit, aber der Kern des Problems liegt auch hier meiner Meinung nach vor allem im blinden Vertrauen in die Technik.
Es ist und bleibt natürlich eine Tatsache, dass der Fahrer sich aus der Steuerung des Wagens nicht komplett hätte zurückziehen dürfen und auf keinen Fall hätte er auch noch einen Film schauen dürfen (ist das eigentlich mittlerweile verifiziert worden?). Aber ebenso ist es eine Tatsache, dass Tesla mit seiner Werbung falsche Erwartungen schürt und mir kann keiner erzählen, dass das nicht bewusst geschieht, Disclaimer hin oder her.
Autonome Fahrzeuge werden kommen, ganz sicher, aber sie sind eben zur Zeit noch nicht ganz serienreif und die rechtlichen Grundlagen sind noch nicht gegeben. Ich frage mich schon eine Weile, welche Fehlerquote letzten Endes gesellschaftlich akzeptabel sein werden? Denn fehlerfrei werden die Systeme nie sein, keine Chance. Allein schon, weil es Situationen gibt, in denen es nur die Wahl zwischen lauter schlechten Entscheidungen gibt. Wenn gleichzeitig eine nette Omi von links und eine Mutter mit Kinderwagen von rechts blind auf die Straße laufen, wen soll das autonome Auto dann wegputzen dürfen? Wie entscheidet man so etwas, bzw. wer soll das gesetzlich festlegen? Spontan würde man wohl sagen, besser die Oma wird angefahren, denn ein Kind ist besonders schützenswert, aber wer will derjenige sein, der gesetzlich festlegt, dass Senioren im Zweifel zu sterben haben? Oder, anderes Beispiel, ist ein autonomes Fahrzeug serienreif, wenn es so viele Fehler wie ein Mensch macht? Wäre doch eigentlich fair, denn wir leben ja auch ständig mit der Gefahr, von der Straße gefegt zu werden, weil irgend jemand sich wieder mal überschätzt hat. Warum sollte man bei einem autonomen Fahrzeug nicht ähnliche Maßstäbe anlegen? Nicht, dass ich das tatsächlich so vertreten würde, das ist nur mal als Diskussionsanstoß gemeint. Es mag ja sein, dass die aktuell fahrenden autonomen Fahrzeuge tatsächlich eine geringere Fehlerquote als Menschen haben (jedenfalls liest man das so), aber ob das auch so bleiben wird, wenn sämtliche Hersteller das in Massen bauen? Ich habe da ernste Zweifel.
Munter bleiben!