AW: 360 Hz im "Eyes-on": Warum das Ganze nicht sinnlos ist und es keine zu hohe Bildfrequenz gibt
Es ist zwar grundsätzlich zu begrüßen, dass man die Technik vorantreibt, jedoch habe ich ein Problem mit dem Marketing.
Denn ein vermeintliches schnelles Flüssigkristalldisplay stellt aktuell entgegen z.B eines alten Röhrenmonitors die beworbenen Hertzzahlen eben nicht trennscharf dar.
Deshalb treibt man das Display mit allerlei Tricks (Overdrive, active Blanking) etc. über seine physikalischen Eigenschaften und erkauft vermeintliche Vorteile leider auch mit Artefakten und hoher Beanspruchung der Komponenten.
Mir würde es schon reichen, wenn sie ein 120HZ Display entwickeln würden, was diesen Namen auch verdient (also 120 Frames im Wechsel Black/White trennscharf darstellbar).
Warum genau 120Hz und nicht mehr?
Dazu betrachte man die chemisch/physikalischen Leistungseigenschaften des Auges:
Unter Punkt 5.4.4 Bewegungsanalyse:
https://qnap.e3.physik.tu-dortmund.de/suter/Vorlesung/Medizinphysik_07/5_Auge.pdf
Die zeitliche Auflösung der Retina beträgt bei guten Beleuchtungsverhältnissen etwa 60 Lichtreize pro Sekunde, bei schwachem Licht etwa 20.
In der Peripherie der Retina gibt es spezielle Bewegungssensoren, welche auch die 100 Hz einer Leuchtstofflampe noch als Flimmern erkennen können.
Die Verarbeitung dieser Informationen zu einer Bewegungswahrnehmung erfolgt jedoch im Gehirn.
und
Die Analyse von Bewegungsprozessen kann auch dafür verwendet werden, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.
Die relevante Integrationszeit der Photorezeptoren beträgt etwa 1/50 - 1/10 Sekunde Separate Bilder werden bei der Wahrnehmung zu
einer einheitlichen Bewegung verschmolzen (Film). Man bezeichnet dies als raum-zeitliche Interpolati-
on.
Somit- Mit 120Hz würde man sich erstens über der Flimmergrenze bewegen (wenn man keine Extremtests mit unnatürlich starken Kontrasten als Referenz heranzieht),
man liegt damit aber deutlich über der Detektionsschwelle von wahrnehmbaren "Einzelbildern".
Einzeltests der USAF haben ergeben, dass man unter Extremumständen auch noch Bilder in 1/200tel einer Sekunde wahrnehmen kann.
Das aber nur, wenn der Sehapparat vorher absolut auf 0 heruntergefahren wurde (15 Minuten lang in einem dunklen Raum, dann für 1/200tel Sekunde ein extrem helles Bild Projezieren- Die Trägheit der Sehzellen liessen die Piloten dann ein Geisterbild sehen, worauf sie z.B ein Flugzeug identifizieren konnten). Aber das ist natürlich weit abseits des praxisrelevanten Anwendungsgebietes eines Monitors.
Zudem läge man mit einer Standardisierung dieser Hz- Zahl noch annähernd im Bereich des ökonomisch sinnvoll machbaren (Auch der Content dafür muss produziert werden - da fallen irre Speichermengen an) und es wäre natürlich von Vorteil, wenn die Grafikkarten für jeden Refresh natürlich auch ein neues Frame liefern könnten.
Nachwievor versagen flache Displays gegen die gute alte Röhre sowohl in Sachen Input Lag, als eben auch in der Bewegungsschärfe. Ob da nun die Zahl 144,160 oder 360 dahintersteht ist diesbezüglich leider egal.
So kommt es immer wieder zu erstaunlichen Videos, in welchen zu Recht bemerkt wird, welche Rückschritte diesbezüglich seit der Einführung von TFTs gemacht wurden:
YouTube
Auch ist es erstaunlich wie sehr hier einige die Zahlen von Reaktionszeiten ins falsche Verhältnis setzen, bzw. falsch einschätzen.
Die Schnitt- Reaktionszeit eines trainierten USAF Piloten beträgt ca. 220ms
https://apps.dtic.mil/dtic/tr/fulltext/u2/a178485.pdf
Da kann sich jeder ausmalen, welchen Unterschied das dann macht, ob man ein Bild eine Milisekunde eher oder später sieht...
Nur mal zum drüber nachdenken...
LG
Zero
Nachtrag
Die alten Mythen und Legenden das ein 120/144Hz Monitor nix bringt wenn man mit 60FPS spielt nervt einfach nur noch weil schon lange widerlegt und hier auch nochmal bestätigt.
Siehe oben- Das aus physikalisch/Biochemischen Gegebenheiten 120, meinetwegen noch 144Hz Monitore sinnvoll sind, ist Fakt und nachgewiesen.
FPS und Hz stehen aber erstmal in keiner Korrelation, wenn es um ein Bildempfinden geht.
Da Flüssigkristallbildschirme nach dem Prinzip hold and modify arbeiten, hat man keinerlei Vorteile, ob man bei 60 pro Sekunde ausgegebenen Bildern diese mit 60/60 oder mit 120/60 ausgibt.
Vorausgesetzt- und jetzt kommt der Punkt, den ich kritisiere- , dass die beworbenen 60Hz/60FPS Bildschirme eben das Bild wirklich trennscharf und 100% On- Off Kontrast wiedergegeben werden. Da das eben nicht der Fall ist, können die die 120Hz erst zum Tragen kommen und dort Fehler minimieren.
was einem alleine schon beweisen sollte wie weit weg diese Marketingzahlen inzwischen von den tatsächlichen physikalischen Werten der Bildschirme weg sind...