AW: Cheater-Update: Warzone sei aktuell "unspielbar" - Wie reagiert Activision?
Ich denke viel eher, dass, sofern ich ein Hersteller wäre, ich es erstmal lieber so laufen lassen würde - egal ob Free-to-play oder Vollpreistitel - bis es sich ausreichend oder vorauschauend amortisiert hat.
Lieber sollen auch ein paar Cheater spielen können und Geld einbringen, indem sie das Spiel zum Vollpreis kaufen oder trotz Cheat ihre Minitransaktionen tätigen und etwas Geld dem Hersteller hinterlassen bevor sie gebannt werden.
Sofern dieser "Zeitraum der Toleranz" abläuft, kündige ich eine entsprechende Unterstützung / ein Tool an, die/welches Abhilfe schaffen "soll".... Und dann fängt das Drame wieder von Vorne an - bis es wieder ein Update zur Unterstützung / für ein Anti-Cheat-Tool gibt.
Würde ich als Hersteller eine Acoount-Pflicht an eine mobile Telefonnummer oder an eine Personalausweisnummer binden, zugleich die entsprechenden Accounts der Cheater spiel- und herstellerübergreifend für immer sperren, so würde ich mir als Hersteller im übertragenden Sinne für die Zukunft selbst ins Fleisch schneiden.
Also unterlasse ich solch eine Bindung an mobile Telefonnummern oder andere Legitimierungsmöglichkeiten lieber und versuche stets zu intervenieren - nicht mehr und nicht weniger, denn das Geld soll doch fließen, oder etwa nicht?
Wenn allerding die erkannten Cheater stets gemeinsam auf Server geleitet werden wo es nichts anderes als Cheater gibt, dann bekommt man im Verlauf der Zeit sicherlich sehr amüsante News über Personen, welche sich über Cheater auf den Servern aufregen und dem Hersteller vorwerfen absolut gar nichts zu unternehmen.
Denke das Ganze doch einmal bis zum Ende durch und finde den Fehler
Ein Free-to-Play Titel "lebt" von einer möglichst cheaterfreien Experience, besonders am Anfang. Der Hersteller will möglichst viele Battle-/Seasonpasses und viele viele Premiumskins und Cosmetics verkaufen. Die so wichtigen "Wale", die stapelweise Geld in ein Game pumpen kann man nur an sich binden, wenn die Spielumgebung fair bleibt. Da Cheater aber immer mit einer Entdeckung und einem Account-Bann rechnen (müssen), geben diese auch in 90% - 95% der Fälle auch kein Geld für sowas aus. Ganz im Gegenteil: Die vertreiben die zahlungswillige Kundschaft auf Dauer. Deshalb pumpen gerade die Entwickler von Free-to-Play Games im Schnitt mehr Geld in ihre AC-Maßnahmen als andere. "Kundenbindung" ist heute für die Entwickler von FTP-Games wichtiger denn je um die Entwicklungskosten wieder rein zu spielen, da das nächste FTP-hype-Game immer schon in 3-6 Monaten "Entfernung" lauert... Ist ein Game "verseucht" springt die zahlungswillige Masse einfach auf den nächsten Zug auf und das Game stirbt.
Ein weiterer Punkt ist das Thema E-Sports. Viele Entwickler würden gerne mit ihrem Spiel in diesem Sektor Fuß fassen. Was ohnehin schon sehr schwierig ist, wird mit einem schlechten AC-System nahezu unmöglich.
Das gleiche gilt heutzutage aber auch bei Vollpreistiteln. Die meisten Games werden leider mittlerweile als Service-Games auf den Markt gebracht (Overwatch, CODMW, Battlefront, Battlefield, R6 Siege, usw.). Also liegt auch hier der Focus auf einer möglichst langen Bindung der Gamer. Selbst bei PUBG hatte man das nach langer Zeit erkannt und mehr und mehr in AC-Maßnahmen investiert. Die Titel mit sehr guten bis akzeptablen AC-Maßnahmen funktionieren auch über einen längeren Zeitraum recht gut. Siehe z.B. Overwatch und R6 Siege. In beiden Spielen wird sich sehr intensiv um Cheater gekümmert. Gerade bei Overwatch macht Blizzard einen verdammt guten Job. Es gibt kaum "öffentlich" erhältliche Cheats für OW zu "kaufen". Ähnliches gilt für R6 Siege, das beim AC auf BattleEye setzt. BattleEye hat allgemein einen sehr guten Ruf was den Schutz angeht. Es gibt für so gut wie kein BE-geschütztes Game Cheats bei den üblichen Verdächtigen zu kaufen. Die Cheat-Entwickler probieren es zwar immer mal wieder und das geht auch manchmal für ein paar Wochen gut, letztendlich werden die Cheats aber dann doch irgendwann "erkannt" und gebannt. (ab und zu innerhalb von ein paar Tagen - ab und zu innerhalb von 1-3 Monaten - je nachdem wie gut/schlecht der Cheat ist). Der Nachteil: BattleEye "frisst" sich tief ins System und meldet verdächtige "Prozesse" online an einen Server zur weiteren Analyse. Auch wenn ich persönlich glaube, dass BattleEye seriös arbeitet und zufällig mit "abgefischte" Daten entsorgt und nicht irgendwie Schindluder damit betreibt, bleibt bei vielen Spielern trotzdem ein fader Beigeschmack. Aber auch wenn R6 ab und zu eine steigende Cheaterrate hat, flacht diese meist genauso schnell wieder ab, weil die Entwickler am Ball bleiben. Zu 100% verhindern lässt es sich nicht, da es in jedem Game auch Cheater gibt, die mit teuren und sehr exklusiven Cheats unterwegs sind die nur einer kleinen "Elite" zugänglich sind. Bei solchen Cheats versagt BE zumeist, da BE hauptsächlich nur entdeckt, was es auch kennt. Man setzt da zwar auch parallel noch auf andere Erkennungsmethoden (heuristische Verfahren), wie gut diese aber funktionieren ist nicht bekannt.
Persönlich bin ich bereit dieses Risiko der Schnüffelei auf meinem PC für ein möglichst cheaterfreies Erlebnis zu tragen. Allerdings habe ich auch einen PC der nur für das Zocken gedacht ist und bei dem es mir egal ist welche Daten wo und bei wem landen, da keine wirklich verwertbaren Dinge dort gespeichert sind. Keine Kreditkarten-Daten, Amazon / Ebay-logins oder PayPal Informationen sind dort hinterlegt. Einkäufe und Bestellungen tätige ich alle von meinem anderen Rechner bei dem ich aufpasse wie ein Luchs.
Bleiben noch die Entwickler, die komplett versagen. Als prominentes Beispiel: Battlefield und Battlefront. Beide Spiele verfügen als einzige Schutzmaßnahme über das mehr als betagte "Fairfight" System, welches eigentlich Cheater anhand von statistischen Anomalien erkennen und bannen soll. Das Problem: Das von DICE vor Jahren noch so angepriesene System erkannte zwar den ein oder anderen Cheater, lieferte aber auch extrem viele False-Positives und jeder Bann musste aufwendig von EA's AC-Abteilung schon zu BF1 Zeiten langwierig manuell überprüft werden. Die Konsequenz: Fairfight ist zwar noch auf allen Servern aktiv, ein automatisches Bannen findet aber nicht mehr statt... Was Fairfight allerdings macht: Es erstellt in zufälligen Zeitabständen Screenshots vom aktuellen Screen ALLER Spieler und sendet diese an DICE. Auch bestimmte statistische Ungereimtheiten triggern einen solchen Screenshot. Diese Screenshots werden dann (automatisch) überprüft in der Hoffnung dort Elemente zu finden die nicht zum Game gehören (ESP-Overlays). Dumm bei der ganzen Sache: So ziemlich jedes Cheatprogramm auf dem Markt ist in der Lage diese Screenshot-Requests von Fairfight abzufangen, einen "cleanen" Screenshot zu erstellen und diesen an DICE zu schicken. Beweiskraft: Null. Die Konsequenz: Beide aktuellen DICE Titel sind so verseucht mit Cheatern wir kein anderer Titel der Reihe vorher. Gerade bei Battlefield V fällt dies auch einem chronisch Blinden sehr schnell auf, was einfach daran liegt, dass DICE es geschafft hat mit einer Reihe von fragwürdigen Game-Design-Entscheidungen nach und nach ihre "Stammkundschaft" zu vergraulen. Die PC-Playerbase ist mittlerweile so gering, dass die Cheater sich einfach nicht mehr in der Masse verstecken können. Sicherlich sind in Europa und Nordamerika noch einige Server online und auch gut gefüllt. Aber unlängst wurden die Server in Afrika und Saudi-Arabien komplett geschlossen, da keiner mehr drauf spielte. Asiatische Server sind auch nur noch sehr selten vertreten, da die meisten asiatischen Spieler nur noch auf EU und NA Servern spielen. Zum einen um den cheatern in Asien (dort sind 80% Cheater auf einem Server keine Seltenheit) zu entkommen und zum anderen weil es in NA und EU noch wesentlich mehr "Opfer" gibt die keinen Cheat am laufen haben. Auch in Australien/Neuseeland (Ozeanien) findet man nur noch maximal 3 volle Server in der dortigen Rush-Hour. (nicht einmal 200 Spieler).
Und auch wenn mancher das jetzt nicht hören und mir nicht glauben mag: In jedem Battlefield V-Match habt ihr auf einem EU-Server derzeit eine Cheaterquote von 30-50% (je nach Uhrzeit). Angefangen bei Rage-Bottern die alles und jeden durch Hindernisse hindurch niedermähen über ESP/Aimbotter die versuchen "legit" zu erscheinen, bis hin zu ESP-only Cheatern die nur "visuelle" Hilfen in Anspruch nehmen ist alles dabei...
Zurück zu Warzone: Cheats werden immer ausgefuchster und bieten immer neue "Features". In Warzone macht momentan ein Cheat die Runde, der es selbst nach einer Nahkampf "Execution" ermöglicht ohne einen Kratzer einfach wieder aufzustehen... Solche Cheats machen das Spiel schneller kaputt als das es die vom Publisher erwartenden Einnahmen generieren kann.
Und ja, alle Cheater zusammen in spezielle Server wegzusperren und gegeneinander antreten zu lassen ist bestimmt eine witzige Option, ändert aber leider nichts an der Mentalität von Cheatern. Als Beispiel noch einmal Battlefield: 80% Cheater auf einem Asia-Server beweisen doch recht eindeutig, daß Cheater kein großes Problem damit haben gegen andere Cheater zu spielen und sich das jeden Tag aufs neue anzutun. Versaut zwar die eigenen Stats, dafür kann man aber beim "Mein Cheat is besser als Deiner"-weitpiss Contest Punkte sammeln.
Aber um zum zitierten Post zurück zu kehren: Cheater sind schlecht für den Umsatz eines Games. Zum einen geben Cheater kein Geld im Spiel aus (bezahlen nur ihren Cheat-Provider) wegen der Gefahr mal erwischt zu werden und zum anderen vergraulen Cheater potenzielle "Geldgeber". Auch hartgesottene Spieler, die ein Game wirklich mögen, schrauben ihre Ausgaben in einem Spiel extrem zurück und warten erstmal ab bis der Hersteller das Problem in den Griff bekommt.... sollte das nicht gelingen, wird zum nächsten Titel abgewandert... Sicherlich gibt es auch einige denen alles s-egal ist und auch Geld in einem Cheaterverseuchten Spiel ausgeben.... Einfach weil sie es "können"... Die alleine reichen aber nicht aus um einen Titel erfolgreich über einen längeren Zeitraum zu betreiben....
Über kurz oder lang bleibt für ambitionierte FPS-Spieler am Ende nur eine Lösung: Auf die neue Konsolengeneration warten und hoffen das diese volle, offizielle Unterstützung für Keyboard/Maus in FPS Shootern bietet. Aufgrund der "abgeschlossenen" Systemumgebungen von Microsoft und Sony sollte das Cheateraufkommen dort auch weiterhin auf einem sehr sehr geringen Niveau bleiben.