Am Ende sehen die Leute trotzdem lieber Männer als Helden.
Find ich jetzt nicht unbedingt. Ich für meinen Teil guck ohnehin lieber Frauen an. : D
Aber kommt halt immer drauf an, wie es einem verkauft wird und welche Intention dahinter steckt.
Wenn man permanent, offensiv und offensichtlich an allen Ecken und Enden mit dem Holzhammer irgendeine feministische Botschaft aufgedrückt bekommt, dann nervt das die Leute einfach irgendwann.
Es zerstört auch die Immersion, da man dadurch vom Filmgeschehen abgelenkt wird, weil permanent durchschimmert, dass eine bestimmte Figur oder Situation einfach ein Produkt ist, ein Vehikel für etwas, was mit dem eigentlichen Film oder Star Wars-Universum gar nichts zu tun hat.
Beispiele dafür gabs in den letzten 3 Filmen ja reichlich.
Natürlich ist es auch vollkommen daneben, wenn eine Kathleen Kennedy sich gegenüber jeglicher Kritik an ihrer Hauptrolle zu immunisieren versucht, indem direkt die "Frauenhasser!"-Keule ausgepackt wird.
Nein, die Leute haben Rey nicht kritisiert, weil sie eine Frau ist, sondern weil sie als Figur einfach sämtliche Eigenschaften auf dem Silbertablett bereits "in die Wiege gelegt" bekommen hat, von Anfang an in allen Punkten quasi perfekt war, und damit absolut kein Raum für irgendeine Entwicklung möglich war.
Wo ist denn die Spannung, wenn eine Figur sowieso von Anfang an alles besser kann (sei es Raumschiffe fliegen, seien es Macht-Fähigkeiten, sei es Lichtschwert-Skillz oder sogar besser den Millenium Falcon reparieren als sein langjähriger Besitzer selbst) ?
Das waren doch alles valide Kritikpunkte an der Figur - die hat Frau Kennedy aber mit der oben genannten Bemerkung beiseite gewischt, dass die Leute Rey ja nur nicht mögen, weil man ja mal was neues (!)versucht hat, indem man ja so mutig war, dass man eine weibliche Hauptrolle ins Spiel brachte.
Ich mein Hallo Kathleen?
Hast Du die ersten drei Star Wars-Filme nicht gesehen?
Ist Dir dabei nie aufgefallen, dass es da bereits eine prägende, mit den anderen Figuren im Zentrum der Geschehnisse stehende Hauptrolle namens Leia gegeben hat?
Also wieso in Gottes Namen schreibst Du Dir jetzt zu, hier was neues zu bringen?
Nur ist Leia im Gegensatz zu Rey damals wie heute gleichermaßen beliebt, weil sie zwar auch eine starke, durchsetzungsfähige, wehrhafte Figur ist, aber im Gegensatz zu Rey keine Drehbuch-Gottheit, irgendeine "auserwählte" oder ähnliches ist, sondern eine glaubhafte Figur mit Eigenarten, mit Schwächen und mit Entwicklung.
Auf jeden Fall würd ich nicht sagen, dass die Leute generell lieber männliche Hautrollen sehen wollen.
Meine Lieblings-Filmfigur ist z. B. Ripley aus den ersten beiden Alien-Filmen.
Da habe ich auch überhaupt nie drüber nachgedacht, ob jetzt Mann oder Frau, denn es handelt sich einfach um einen glaubhaft dargestellten Menschen (!), der sich nicht durch irgendwelche übernatürlichen Fähigkeiten oder Skillz oder irgendwas auszeichnet und damit sowieso besser ist als alle anderen. Ripley ist nicht der Boss oder der Captain, Ripley kann keine irren Kampfsport-Moves, Ripley kann nicht mal mit einem Maschinengewehr umgehen und muss sich das alles erst zeigen lassen... sondern es handelt sich um eine Person, die aufgrund ungünstiger Umstände in eine absolute Horror-Situation geraten ist - die man aber dafür schätzt, dass sie im Gegensatz zu den anderen einen kühlen Kopf behält, ruhig bleibt, nicht in Hysterie verfällt, mit klarem Verstand und analytisch denkt und die improvisieren kann, wenn es mal nicht nach Plan läuft. Ich schätze das sehr!
Ripley war auch nicht von Anfang an irgendwo im Zentrum der ganzen Situation oder gar irgendein Messias, sondern war mittendrin ein Teil einer Mannschaft.
(Das hat sich erst im vierten Teil geändert, wo man dann wieder dieses ausgelutschte "boah krass, die kann zaubern" in Form irgendwelcher Alien-Skillz aus dem Ärmel geschüttelt hat. Da hatten wir dann eine Figur, die wieder alles besser konnte als die anderen, wie es leider in (zu) vielen Filmen der Fall ist. Dafür wurde der Film ja auch zu Recht kritisiert.)
Die wahren Helden sind doch nicht die, die ohnehin in allem besser sind, sondern die, die das nicht sind und Defizite haben, aber sich eben trotzdem den Situationen stellen und sich behaupten.
Man muss auch nicht erst weibliche Figuren betrachten, um Beispiele zu finden, wo solche Schwächen überhaupt erst die Sache spannend machen und eine Geschichte zu erzählen haben:
Auch Luke Skywalker war von Anfang an nicht perfekt.
Luke war ungeduldig (sogar Yoda gegenüber), hat beim Training immer wieder mal versagt und musste erst aus Fehlern lernen, war im ersten Kampf mit Vader unterlegen (und hat sogar eine Hand verloren), ebenso wie später dem Imperator, Luke hat falsche Entscheidungen getroffen (Flug nach Bespin), er hatte stets unzählige Fragen über die Macht usw., er war auch immer wieder kurz davor zur falschen Seite zu wechseln... er war nicht der Über-Gott.
Aber was macht Luke als Figur eigentlich aus? Dass er trotz allem, was passiert ist, immer optimistisch bleibt, selbst in einer Person wie Vader noch etwas Gutes sieht, dass er mit der Zeit charakterlich reift und sich dabei trotz allem immer noch gewisse familiäre Werte beibehält: Egal was Vader der ganzen Galaxis antut, Luke bringt es nicht übers Herz, seinen eigenen Vater zu töten und hat immer eine starke und vor allem sehr glaubhaft herübergebrachte Bindung zu seinen Freunden.
Leider wurden dann in den letzten drei Filmen sämtliche dieser Eigenschaften herausgescriptet (wofür die Leute die Figur Luke in diesen Filmen auch regelrecht zerfetzt haben - die Kritik traf also auch die männlichen Figuren, so viel zum Frauenhass-Argument); und das nur, damit Rey mehr Präsenz bekommt und weiterhin die unangefochtene Hauptrolle spielen kann... es wäre ja schließlich auch ein Unding angesichts des Hollywood-Jugendwahns, wenn ältere Leute in den Filmen mal mehr als nur ein paar Cameo-Auftritte bekommen, denn viel mehr war es in den Filmen ja nicht.