Ohne "The Force" ist es egal ob Star Wars im Titel ist. Es könnte dann genauso Star Trek, Kampfstern Galactica oder jedes andere nicht-magische Universum sein. Man beraubt sich selbst einer kompletten Ebene auf der Konflikte geschehen können und es ist vor allem die Ebene die einen von anderen Sci-Fi Universen abgegrenzt hat.
Bevor wir uns hier missverstehen: Niemand - oder doch zumindest nicht ich - möchte die Macht aus den Star-Wars-Universum verbannen. Mir ist lediglich deine These ein wenig steil (und übrigens immer noch nicht argumentativ untermauert), dass diese das A und O von Star Wars ist.
Der Misserfolg von "Solo: A Star Wars Story" lag ebenso wenig daran, dass sich dieser nicht auf Machtnutzer konzentriert, wie es Episode VIII bis IX gerettet hat, dass es dort hauptsächlich um Machtnutzer ging, während alle anderen Charakteren zu Stichwortgebern und comic reliefs degradiert wurden. Auch Episode I bis III hat exzessive Lichtschwertgefuchtel nicht übers Mittelmaß hinaus gerettet, egal wie erträglich sie im Rückblick gegenüber dem heutigen Murks wirken, während "Rogue One" durchaus gut ankam, obwohl es dort hauptsächlich nicht Machtbegabte ging.
Daher noch einmal: Die originale Trilogie war so erfolgreich, weil sie eine gesunde Mischung aus Handlungssträngen, welche die Macht und das Schicksal der Galaxie an sich betrafen; ebenso wie sie eine gesunde Mischung aus machtnutztenden und nicht machtbegabten Schlüsselfiguren aufwiesen. Außerdem haben sie auf ein Übermaß an SFX verzichtet (Die waren ein Mittel, nicht der Zweck!) und ebenso auf all zu viel Gekasper. Und nicht zuletzt haben sie Protagonisten und Antagonisten geschaffen, die im Gedächtnis bleiben - bis in die "zweite Riege" hinein. An Wedge Antilles und die (größtenteils gefallenen) Piloten von Squadron Red kann man sich ebenso erinnern wie an Moff Tarkin (der sogar bei seinem CGI-Auftritt in "Rogue One" mehr Eindruck macht als das arme Würstchen, welches angeblich inzwischen das Imperium militärisch anführt), aber kennt irgend jemand noch positive oder negative Nebenfiguren aus den Episoden I bis III oder auch nur den Episoden VII bis IX? Ob die nun Machtnutzer waren oder nicht, sie waren blass, bleiben blass und damit so unwichtig wie die Machwerke, die sie tragen sollten.
Ohne Licht-Schwerter verlieren die Kämpfe an Intensität und werden Hollywood Durchschnitt. Da prügeln sich dann wieder zwei Leute und nachdem beide nach bekannten Schema ausgeteilt und eingesteckt haben endet der Kampf. Das ist bei Lichtschwert-Kämpfen anders. Ein Treffer kann das Match entscheiden, es werden Leute zerteilt (FSK 6 *hust*) oder verlieren ihre Hand.
Nichts für ungut, aber diese Argumentation ist schwach. Wenn jemand dem anderen bei einem Blaster-Duell ein Loch in den Oberkörper schießt geht der Kampf weiter? Oder wenn ein Pilot dem anderen die Maschine unterm Hintern verdampft, geht es weiter? Wenn damals in den ollen Mantel-und-Degen-Filmen jemand mit einem nicht leuchtenden/summenden Degen erstochen wurde, machte der weiter?
Du hast natürlich recht, dass die Endgültigkeit von Kämpfen viel zur Dramatik beiträgt, aber das hat nichts, aber auch gar nichts mit Lichtschwertern zu tun, sondern mit einer kanonischen Inszenierung: Die von dir erwähnten Kämpfe in den Marvel-Filmen haben den Charakter aufgehübschter Kneipenschlägereien, weil keiner der Akteure entbehrlich ist. Wenn da jemand stirbt, dann in Folge vorbestimmter Ereignisse und natürlich auch nicht endgültig, weil man sie nicht aus dem Kanon des Marvel-Universums entfernen kann.
Und ja, du hast recht, dass dieses Aufstellen von "Darlings" auch bei Star Wars Einzug hält. Geopfert werden da nur die "Heiligen Kühe" von damals, mit denen die heutigen Schreiberlinge nichts mehr anzufangen wissen und/oder die sie durch ihre eigenen Darlings ersetzen wollen. Aber auch da hat absolut nichts damit tu tun, welche Personengruppe des Star-Wars-Universums gerade im Fokus steht und mit welchen Waffen sie sich gegenseitig aus dem Leben expedieren.
Entscheidend ist vielmehr eine gewisse Kontinuität, also dass man sich als Zuschauer darauf verlassen kann, dass ein harter Kern entweder immer durchkommt oder nur in einem einem dramaturgisch sehr wertvollen, für die komplette weitere Handlung schlüsselhaften Moment geopfert wird und dass jeder Charakter, der nicht als dritter Statist in Reihe sieben aus den Latschen kippt bereits so stark charakterisiert ist, dass dessen Tod eine Bedeutung hat. Im neuen Star Wars wird Han Solo von einem Emo-Würstchen umgebracht und der Oberschurke Snoke taucht ohne weitere Erläuterung des Woher und Wohin auf, wird als enorm wichtig dargestellt und dann quasi nebenbei entsorgt, wodurch das ganze Gerüst frei im Raum steht.
Wenn jetzt Vader plötzlich wieder auftauchten würde, seine Maske abnähme und darunter Kermit zum Vorschein käme, wäre das auch nicht beliebiger und absurder als das, was in Star Wars gerade treibt. Man hat das Gefühl, dass dort Teenager auf dem Niveau (schlechter) Fan-Fiction gegeneinander anschreiben, ihre selbst geschaffenen Lieblingsfiguren platzieren, diese eifersüchtig hüten und sich nicht auf eine gemeinsame Linie einigen können, wohin die Reise gehen soll. Das ist, als ob man "Spaceballs" kuckt, nur dass sich das Ganze ungerechtfertigterweise ernst nimmt und dies größenwahnsinnigerweise auch von allen Zuschauern erwartet.